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Der Padovani Cocktail ist ein einfacher Zweiteiler aus Scotch Whisky und dem Holunderblütenlikör St. Germain

Der Padovani Cocktail braucht keine Kategorie. Er braucht Zuneigung

Der Padovani Cocktail ist ein einfacher Zweiteiler aus Scotch Whisky und dem Holunderblütenlikör St. Germain, entstanden in den Nullerjahren der Bar-Renaissance. Heute gilt er als ein moderner Klassiker. Ob zu Recht oder nicht – wir haben es mit einem süffigen Drink zu tun, an dem man schrauben darf.

Die Geschichte des Padovani Cocktails ist schnell erzählt. Der Ursprung liegt bei niemand Geringerem als Simon Difford, dem Mann mit der vielleicht größten Rezeptesammlung in unserem Teil der Milchstraße. Es war 2006, als Difford mit der Markteinführung von St. Germain Holunderblütenlikör beschäftigt war und entsprechend Rezepte kreierte, in denen man diesen gewinnbringend vermixen konnte. Nachdem sein Freund Xavier Padovani in dieser Zeit für den Blended Scotch „Monkey Shoulder“ als Brand Ambassador tätig war, waren Partnerspirituose und Namensgeber für den Zweiteiler schnell gefunden. Im ursprünglichen Rezept zu gleichen Teilen gemixt – schließlich wollte man Likör verkaufen.

In seiner Ursprungsrezeptur bestand der Padovani noch zur Hälfte aus Likör, aber dieses Verhältnis hat sich mittlerweile verschoben
In seiner Ursprungsrezeptur bestand der Padovani noch zur Hälfte aus Likör, aber dieses Verhältnis hat sich mittlerweile verschoben

Padovani

Zutaten

6 cl Single Malt oder Blended Scotch Whisky
2 cl Holunderblütenlikör

Der Löwen-Padovani aus Hamburg

Mittlerweile hat man sich aber auch beim Difford’s Guide eines Besseren besonnen und empfiehlt eine Rezeptur, die in den frühen Jahren der Hamburger Bar Le Lion von dessen Inhaber Joerg Meyer und seinem langjährigen Barmann Mario Kappes ausgearbeitet wurde. Weg vom Blend, hin zu Single Malt – und statt zu gleichen Teilen durfte der Likör die aromatisierende Nebenrolle einnehmen und nur noch 25 Prozent des Drinks ausmachen. Soweit zu Theorie und Ursprung.

Natürlich lässt sich mit dem Scotch hervorragend spielen, und wie nicht nur die Drinks aus dem Le Lion zeigen, gibt es eine Menge vortrefflich funktionierender Kombinationen. Der französische Holunderblütenlikör hatte sich zu dieser Zeit auch den etwas unrühmlichen Namen „Bartender’s Ketchup“ eingefangen, und auf den Padovani Cocktail bezogen, trug er diesen Namen durchaus zurecht. Spannend auch, dass es bis dato keine wirklich ernstzunehmende Alternative zu St. Germain gibt. Zumindest keine, die sich einen entsprechenden Namen machen konnte.

Blended Scotch oder Single Malt, peated oder eher leicht – die floralen Aromen des Likörs passen zu wirklich jeder Form von Scotch. Man muss eher aufpassen, den Whisky nicht zu sehr in den Hintergrund zu stellen. Die erste Idee, die Ursprungs-Spirituose Monkey Shoulder, ergibt einen soliden und schnörkellosen Drink, auf den man immer wieder zurückgreifen kann. Im Le Lion legte man sich schnell bewusst mit Puristen an und vermixte den recht hochpreisigen Glenmorangie Signet, der durch sein dunkel geröstetes Malz eine leicht schokoladige Kaffeenote mitbringt; perfekt harmonierend mit den fruchtig-floralen Tönen des Likörs. Aber auch leicht oder schwer getorfte Malts funktionieren in diesem Drink fantastisch und beweisen, wie viel man verpasst, wenn man sich dagegen wehrt, mit Single Malts zu mixen.

Braucht der Padovani Cocktail eine Kategorie?

Aber diese Vielseitigkeit birgt auch ein kleines Dilemma. Reden wir hier noch von einem dedizierten Drink oder schon einer Drinks-Familie? Sind Blended Scotch und Single Malt eng genug verwandt, um beide in einem Padovani aufgehen zu können? Oder sollte man sich dort schon an der Namensgebung aus dem Le Lion orientieren und von einem „Single Padovani“ sprechen? Und wenn wir uns auf dieses dünne Eis begeben, welche Spirituosen dürfen wir noch mit dem Blütenlikör strecken, bevor wir uns einen neuen Namen merken müssen?

Für den Kategorienpapst Gabriel Daun ist die Sache recht klar: „Den Padovani verstehe ich als eine frühlingshaftere Version jener Idee, der z.B. auch der Rusty Nail folgt: Whisky und Likör. Während der Rusty Nail für mich durchaus auch mit einem getorften, rauchigen Scotch funktioniert, mag ich den Padovani lieber mit einem frisch daherkommenden, schlankeren, eleganten Single Malt oder einem Blended Whisky, gerne auch aus Japan.“

Rye Whiskey hingegen hat für ihn in einem Padovani Cocktail so wenig zu suchen wie Rum oder Tequila. „Klar, man kann Blanco oder Reposado-Tequila mit Holunderblütenlikör verrühren und eine Grapefruitzeste darüber ausdrücken. Aber das ist dann doch kein Padovani. Ein Padovani ist ein Drink, der mit einem Whisky auf Malt-Basis zubereitet wird.“

Noch zwei Padovani-Tips …

Nachvollziehbar, aber es gibt einen kleinen Zwischenschritt, den ich persönlich gerne anführen würde. Die Aromen von Kaffee und Schokolade, die sich im Glenmorangie Signet finden, der von den Herren Kappes und Meyer verwendet wurde, finden sich auch im Stork Club Rye Malt wieder, allerdings mit mehr Power und Fülle. Genau diese Attribute machen diesen Whiskey für mich zu einer fantastischen Basis für einen Padovani. Gerade jetzt, wo die Tage wieder länger werden und der Frühling die ersehnten langen Abende mitbringt, ein ganz hervorragender Begleiter.

Zu späterer Stunde würde ich dann noch einen zweiten Drink nehmen. Mit Agave. Einem Mix aus Reposado und Mezcal zu gleichen Teilen und dem obligatorischen Schluck Holunderblütenlikör. Lang kalt gerührt und auf einem großen Eiswürfel mit den ätherischen Ölen einer Grapefruitzeste serviert: saúco y agave!

Credits

Foto: Sarah Swantje Fischer

Comments (1)

  • Carsten Prasse

    Streng genommen ist Monkey Shoulder ein Blended Malt und damit dem „Single (Malt) Padovani“ näher als einer mit Blended Scotch (mit Grain Whisky Anteil) Wobei man auch gut mit einer Split Base arbeiten kann.

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