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Direktorin Petra Lassahn im Interview über den BCB 2024

„Im Zentrum steht ein edukativer Ansatz.“ BCB-Direktorin Petra Lassahn im Interview

Petra Lassahn ist Direktorin des Bar Convent Berlin, der in diesem Jahr vom 14. – 16. Oktober stattfinden wird. Im Interview gibt sie Einblicke in die interessanten Neuerungen und Aspekte der diesjährigen Leitmesse für die Barszene.

MIXOLOGY: Liebe Petra, mit Whisky und Whiskey als »Spirit of Honor« steht dieses Jahr eine der klassischen Bar-Spirituosen im Fokus des Bar Convent. Wo liegen die Gründe für die Idee, den Giganten namens Whisk(e)y aufs Podest zu rücken?

Petra Lassahn: Letztes Jahr hatten wir das Thema Agavenbrände, und das war ein voller Erfolg – das deckt sich auch mit dem allgemeinen öffentlichen Hype um diese Gattung. Beim Whiskey sehen wir das zwar nicht in vergleichbarer Form, aber wir stellen fest, dass wieder sehr viel mehr darüber gesprochen wird, auch in den Bars. Und gerade weil es so eine klassische Spirituosengattung ist, fanden wir es interessant: Der Blick soll daher auch weniger aufs klassische Whiskey-Terrain gerichtet sein, sondern beispielsweise auf die riesige Vielfalt aus so vielen Ländern, aber auch auf neue Ideen und Konzepte für zeitgemäße Drinks. Whiskey verdient es als Traditionsspirituose auch, dass man ihn neu interpretiert.

MIXOLOGY: Die junge Hamburger Collab Bar von Chloé Merz wird die zugehörige Bar zur Spirit of Honor bespielen. Worauf können sich die Gäste der Messe dort freuen?

Petra Lassahn: Genau, die Bar ist noch recht neu, das Team ist jung und interessant und steht dadurch für eine kreative, neue Herangehensweise an Drinks. Für unsere sehr unterschiedlichen Aussteller aus dem Whisk(e)y-Bereich brauchen wir an dieser Bar diesen frischen Blick. Da wir in den letzten Jahren vor allem mit Bars aus dem Ausland und Berlin kooperiert haben, war es uns außerdem wichtig, dieses Jahr auch ein deutsches Barteam zu exponieren, auch eines von außerhalb Berlins. Es ist uns ein Anliegen, den vielen internationalen Gästen zu kommunizieren, dass es auch im Rest des Landes eine hochwertige Szene gibt.

»Besonders beeindruckend an der Arbeit des Amaro ist, dass alkoholfreie oder alkoholarme Drinks dort eher nebenbei als Resultat sehr ausgefeilter Vorbereitungs- und Zubereitungsmethoden entstehen.«

— Petra Lassahn

MIXOLOGY: Das Thema Low & No wird unübersehbar zum festen Bestandteil der Trink- und Barkultur. Auch der BCB widmet dem Thema erneut eine eigene Pop-up-Bar. Mit dem Londoner Amaro von Elon Soddu ist eines der derzeitigen Kreativ-Powerhouses aus Großbritannien für die Bar verantwortlich. Wie fiel die Wahl auf das Amaro?

Petra Lassahn: Den Kontakt hat uns unser Brand Ambassador Damien Guichard hergestellt, der das Team gut kennt. Er hat uns die Bar aufgrund ihres progressiven Ansatzes für das Projekt ans Herz gelegt. Besonders beeindruckend an der Arbeit des Amaro ist, dass alkoholfreie oder alkoholarme Drinks dort eher nebenbei als Resultat sehr ausgefeilter Vorbereitungs- und Zubereitungsmethoden entstehen. Das Handwerk steht im Zentrum, weniger konkrete Produkte.

MIXOLOGY: Mit Maria Gorbatschova, der Bar Managerin der Green Door, erhält das BCB Board of Education sehr prominenten Zuwachs und das zweite Mitglied, das aus der deutschen Szene stammt. Wie kam der Kontakt zustande und welche besonderen Impulse wird/soll Maria in dem Gremium um Angus Winchester setzen?

Petra Lassahn: Der Kontakt kam nicht erst jetzt auf. Wir haben in der Vergangenheit schon mehrfach mit Maria zusammengearbeitet: Sie war schon Speakerin im Rahmen des Bühnenprogramms, ebenso haben wir bereits mit ihr und der Green Door gemeinsam Gastschichten für internationale Teams organisiert. Ich schätze sie als unglaublich kompetente Expertin, eine tolle, moderne Bartenderin. Insofern lag die Entscheidung nahe, sie einzuladen und die Zusammenarbeit zu vertiefen. Natürlich spielt für uns auch eine Rolle, die Berliner Herkunft des BCB dadurch ein wenig zu betonen. Mit Maria als einer der aktuell einflussreichsten Protagonist:innen der hiesigen Community passt das einfach perfekt.

»Wir möchten statt eigener Veranstaltungen lieber unsere Aussteller bei der Ausrichtung ihrer eigenen Abend-Events unterstützen. Wir sehen uns da also eher in der Rolle des Kommunikators und Supporters.«

— Petra Lassahn

MIXOLOGY: Erstmals erhält Wein einen eigenen Bereich auf dem Bar Convent, sogar an prominenter Stelle im »Palais«, also im Herzen der Messehallen. Woher rührt die Idee, dem Segment Wein – das üblicherweise im Bar-Kontext noch immer eher selten stattfindet – diese neue Aufmerksamkeit zu geben?

Petra Lassahn: Weil ich gern Wein trinke (lacht)! Nein, im Ernst, wir sind ursprünglich durch das Thema Naturwein darauf gekommen und wollten das gern weiter vertiefen. Wein als progressives Genussthema erhält aktuell so viel Beachtung wie schon lange nicht mehr. Bartender:innen kennen sich mit Spirituosen hervorragend aus, bei Wein ist das sicherlich noch nicht immer der Fall. Wir wollen mit dem BCB natürlich auch keine Weinmesse werden, die gibt es schon in großer Anzahl. Aber wir merken, dass das Segment Wein in Bars und auch unter Barleuten immer gefragter und wichtiger wird. Die Nachfrage nach Wein in guten Bars steigt, sei es als pures Getränk oder auch als Mixzutat. Und diesem Interesse wollen wir entgegenkommen.

MIXOLOGY: Die Wein-Area wird kuratiert vom österreichischen Magazin »Kalk&Kegel«. Welche Fokusthemen werden gesetzt?

Petra Lassahn: Der Kontakt zu Kalk&Kegel stammt aus der Vergangenheit, als unsere Firma noch mit einer Gastronomie-Messe in Österreich aktiv gewesen ist. Die Arbeit von Kalk&Kegel empfanden wir damals schon als sehr interessant, modern und kreativ. Sie stehen in unseren Augen für eine neue, zeitgemäße Auseinandersetzung mit Wein, die auch die Betrachtung aus Bar-Perspektive miteinschließt. Ein weiterer Unterstützer bei der inhaltlichen Gestaltung der Area ist übrigens Johannes Schellhorn, einer der Betreiber der Weinbar Freundschaft in Berlin. Wichtig ist uns: Der Wein-Bereich soll insgesamt keinen Messe-Charakter haben. Im Zentrum der Talks und Tastings steht ganz klar ein edukativer Ansatz.

MIXOLOGY: Stichwort Education und Bühnenprogramm: Gibt es dort sonst noch Neues?

Petra Lassahn: Ja, wir haben die Bühnenkonzepte teils reorganisiert. Die »Main Stage«, also das Zentrum des Programms, wird verlegt in die »Rotunde«, wo sie mehr Sichtbarkeit erhält. Dazu kommt die »Brand Stage«, auf der Aussteller ihre eigene Education anbieten können. Neu ist außerdem die Konzeption der »BCB Workshop Stage«, wo diesmal mehr Wert auf Interaktion und Hands-on-Elemente gelegt werden wird.

MIXOLOGY: Der BCB ist undenkbar ohne die Abende in der Stadt. Ihr als Veranstalter tut euch traditionell mit ausgewählten Berliner Bars für besondere Abende zusammen, ebenso mit auswärtigen Bars, die zu Gastschichten in der Stadt anreisen. Was steht für dieses Jahr schon fest?

Petra Lassahn: Wir werden dieses Jahr tatsächlich erstmalig keine eigenen Gastschichten veranstalten. Der Grund ist simpel: Letztes Jahr gab es wirklich sehr viele Events in der Stadt. Wir möchten statt eigener Veranstaltungen lieber unsere Aussteller bei der Ausrichtung ihrer eigenen Abend-Events unterstützen. Wir sehen uns da also eher in der Rolle des Kommunikators und Supporters, anstatt mit eigenen Gastschichten oder Partys noch zusätzliche Konkurrenz zum ohnehin sehr großen Angebot zu installieren.

MIXOLOGY: Zum Schluss noch ein Expertinnentipp: An welcher Area, welchem Stand oder welchem Hotspot der Messe trifft man Petra Lassahn, wenn sie sich im ganzen Trubel der drei BCB-Tage kurz Zeit für sich nimmt?

Petra Lassahn: Mein primäres Anliegen ist natürlich, möglichst durchgehend mit so vielen Besucher:innen und Ausstellern wie möglich im Kontakt und Gespräch zu sein, das ist der Kernpunkt. Natürlich habe ich auch sehr viele Gesprächstermine mit der Presse. Da ich mich mit Whiskey noch nicht wirklich auskenne, werde ich auf jeden Fall in der Area zur Spirit of Honor ein wenig Zeit verbringen. Letztes Jahr war es für mich ein großes Highlight, endlich mal konzentriert einen ganzen Talk anhören zu können – was ich sonst noch nie geschafft habe. Ich schreibe mir zwar jedes Jahr auf, welche Talks ich gern hören würde, aber schaffe es eigentlich nie. Das nehme ich mir für dieses Jahr auf jeden Fall wieder vor.

MIXOLOGY: Liebe Petra, wir danken dir herzlich für das Gespräch!

Credits

Foto: Bar Convent Berlin

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