Im Gespräch mit Ewald Stromer
Seit September 2013 arbeitet Ewald Stromer in der Jahreszeiten Bar des Vier Jahreszeiten Kempinski Hotels in München. MIXOLOGY ONLINE sprach mit ihm über Schottland, gute Ideen in Bars und Musik.
Ewald Stromer hat zwei große Leidenschaften, die seinen Lebensweg prägten. Eine davon ist die Musik und die andere die Bar. Erstere verfolgte er zunächst mit der Ausbildung zum Instrumentenbauer und als eine Nickelallergie Stromer den Weg in die Gastronomie einschlagen ließ, wurde die Bar zum neuen Ventil für seine Kreativität und Ort für Innovation.
Das Unmögliche wagen
Stromers Weg führte ihn über den Taunus und Düsseldorf nach München, hinter die Jahreszeiten Bar des Kempinski Vier Jahreszeiten. Dort wirkt er seit September 2013 und will auch dort, wie bisher auf allen Stationen, das Unerwartete wagen. „Wenn jemand sagt, das geht nicht oder das war immer schon so, dann stellen sich mir alle Nackenhaare auf“, lacht der Barchef. Diese Einstellung prägte bereits Stromers Anfänge in der Raffael’s Bar im Falkenstein Grand Kempinski. Konzept und Karte basieren auf Stromers Ideen und als er ein Akustik Konzert der Band Fools Garden auf die Beine stellte, sagten auch alle davor das könne man nicht machen. Ein großer Erfolg war es trotzdem.
Jazz und Single Malt
Zurück zum Anfang. Die Gastronomie war ständiger Begleiter in Stromers Leben und so fiel die Entscheidung anstatt professioneller Musiker zu werden, eine Ausbildung zum Hotelfachmann zu absolvieren. Die führte dann hinter die Bar besagten Raffael‘s und ein paar Jahre später wurde er vom GaultMillau als „Barkeeper des Jahres“ 2006 geehrt.
In der Cappela Bar des Düsseldorfer Breidenbacher Hofs ging es weiter und nun eben München. „Ich würde eine Bar sofort verlassen, wenn ich das Gefühl habe, zweitrangig zu sein. Und das Personal unhöflich ist. Und wenn es an Hygiene mangelt.“ . Beides würde in seinen Lieblingsbars, wie der Goldenen Bar in München oder der Bramble Bar in Edinburgh, nicht passieren.
Er selbst sieht eine seiner Stärken in der Beratung der Gäste, besonders wenn es um Whisky geht. Genauer: Single Malt Scotch. Diese Leidenschaft hat der in Chicago geborene Stromer schon seit jungen Jahren und er ist selbst „Single Malt Ambassador“, nachdem er die hauseigene Akademie der Bruichladdich-Destillerie in Schottland besuchte.
Stromers Whisky-Sammlung umfasste zu Beginn rund 20 und ist mittlerweile auf 170 Flaschen angewachsen. „Nur die Frage, welcher mein Lieblingswhisky ist, lässt sich schwer beantworten. Das hängt immer von der Stimmung ab“, gibt Stromer zu. Und wen zählt er zu seinen Vorbildern? „Da gibt es viele. Da gehören zum Beispiel Klaus Stephan Rainer dazu oder Eddy Hahner vom Nassauer Hof.“ Aber auch von Stefan Gabanyi würde sich Stromer blind einen Cocktail mixen lassen.
Kein Mischen um die Wette
Wettbewerbe hingegen sind nicht wirklich Stromers Sache. Vor Jahren schon, als er noch um seine musikalischen Fähigkeiten ging, beschloss der Barchef, Wettbewerbe jeder Art, wo Punkte auf Geschmack basieren, in der Zukunft zu meiden. Er räumt jedoch ein: „Nur weil ich mich dagegen entschieden habe, heißt das aber nicht, dass ich das nicht unterstütze, wenn jemand aus meinem Team bei eine Wettbewerb mitmachen möchte.“
Als Ausgleich zur Arbeit hinter der Bar gibt es für Stromer immer noch die Musik, so rief er 2011 die Capella Jazz Moments ins Leben, und die Familie. Reiseziel Nummer eins ist Schottland, da geht es dieses Jahr zum achten Mal in Folge hin. Wenn es nicht für immer München bleibt, ist der Plan B für die entfernte Zukunft, ein kleines Hotel in den schottischen Weiten zu eröffnen.
Mit der Familie, Stromer hinter der Bar und Blick aufs Meer.
Credits
Foto: Tim Wegner