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Whiskey & Bier – Herrengedeck revisited

Herrengedeck? Bedeutet das nicht, einen Schnaps mit einem möglichst süffigen Bier herunterzuspülen? Andernorts vielleicht, nicht aber in der Berlin Beer Academy. Peter Eichhorn war für uns zugegen bei der gewagten Doppelverkostung unter der Leitung von Sylvia Kopp und Thomas Domenig. Ein aromatischer Abend nicht nur für Männer.

Bierfreunde und neugierige Genussinteressierte schätzen diesen Ort bereits zur Bierfortbildung in der Hauptstadt: Die Berlin Beer Academy unter der Leitung von Biersommelière Sylvia Kopp blickt aber auch gerne einmal über den hopfigen Tellerrand hinaus, und so entstand der Plan für eine Fortbildung mit Brauwaren und Destillationsspezialitäten.

Zwei Fachleute multiplizieren ihre Fächer

Im März lud die Bierfachfrau einen Spezialisten für amerikanischen Whiskey an ihre Seite, um dessen verführerische Paarung mit Gerstensaft zu erproben. Bartender und Autor Thomas Domenig wählte einige faszinierende Whiskeys aus und gemeinsam erstellten sie ein Set von faszinierenden Bieren, die das Aromenspektrum der Destillate begleiten und ergänzen sollten.

Im Rahmen der Recherche für sein Buch „Sweating the Cask“ hatte Domenig faszinierende und ungewöhnliche Whiskeys in und aus den Staaten kennengelernt. Seine Auswahl bot daher auch reizvolle aromatische Entdeckungsmöglichkeiten für den erfahrenen Whiskeytrinker. Das neugierige Publikum verwies teilweise auf nur geringe Vorkenntnisse im Bourbon-Bereich, worauf sich Domenig in seinem Vortrag behutsam einstellte und Grundlagen zur Geschichte der US-Whiskeys und die Unterschiede bei Getreide und Herstellung sorgfältig erläuterte. Kopp berichtete Wissenswertes über die Biere, die verschiedenen Stile und die Besonderheiten der Brauereien.

Erstaunlich viele Damen strömten zu der Veranstaltung, was den Begriff Herrengedeck somit eigentlich beinahe ad absurdum führt. Dennoch dürfen wir nicht von einem Damengedeck sprechen, würde dies doch Getränke wie Sekt und Eierlikör einbeziehen könnten, die an dem genussvollen Abend jedoch nichts zu suchen hatten.

Nicht von der Stange!

Im Angebot der Verkostung waren Corsair Triple Smoke, Koval Millet, Koval Rye, Cody Road Bourbon, Prichard´s Double Chocolate und Evan Williams Single Barrel. Als Bierstile wurden dem gegenübergestellt; ein Roggenweizen, ein saures Weizenbier nach polnischem Grätzer Stil (aber in Italien gebraut) ein samtiges Milk Stout, ein Belgisch Saison mit intensivem Säurespiel und ein holzgereiftes Imperial Stout aus Berlin.

Das Publikum zeigte sich fasziniert von den aromatischen Potenzialen der jeweiligen Produkte, die im Zusammenspiel im „Gedeck“ nochmals eine weitere geschmackliche Ebene offenbarten. Das Left Hand Milk Stout aus Colorado mit seiner cremigen Kaffeenote kitzelte völlig andere Aromen aus dem Destillat, als das Vieille Ville Saison von Del Ducato, dessen Mousseux und Noten von gereiften Äpfeln den Brand völlig anders inszenierte.

Nicht jede Kombination behagte jedem Teilnehmer, aber für jeden war etwas dabei. Die Kombination, die am besten Anklang fand, bestand aus zwei Roggenprodukten. Der Koval Rye und das Schäatzer Rogg´n von Drei Kronen aus Scheßlitz fügten sich zu einem wundervollen Aroma-Team zusammen.

Für sich genommen, wurden das Left Hand Milk Stout und der Evan Williams Single Barrel am meisten geschätzt.

Ein geglücktes Experiment

Insgesamt macht diese Art von informativer und zugleich köstlicher Verkostung definitiv Lust auf mehr. Wie sich Aromen ergänzen und verändern können, kennt jeder Restaurantbesucher von der perfekten Weinbegleitung — oder von dessen Gegenteil. Wie die Aromen von Brauwaren und Destillaten auf Getreidebasis miteinander spielen können, das deutete der Abend mit Sylvia Kopp und Thomas Domenig auf eindrucksvolle Weise an.

2015 ist ein großartiges Jahr für facettenreiches Bier und ein Durchbruchsjahr für American Whiskey. Zusammen sind sie unschlagbar.

Credits

Foto: Bier und Bourbon via Shutterstock. Postproduktion: Tim Klöcker

Comments (1)

  • Thomas Domenig

    Lieber Peter, Danke dir für den netten Beitrag! Sylvia und ich planen schon an einer baldigen Wiederholung dieses Verkostungsformats. MbG, Thomas Domenig.

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