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René Karthäuser über seinen Trip nach Asien und sein Internship im Sips

René Karthäuser über seinen Trip nach Asien sowie sein Internship im Sips

Wenn einer eine Reise tut: René Karthäuser hat das Kölner Woods für eine Weile hinter sich gelassen, um in Asien, Australien und Barcelona Erfahrung in verschiedenen Bars zu sammeln. Wir haben ihn über seine Eindrücke zu einem Interview gebeten.

René Karthäuser zählt seit Jahren zum festen Stamm der Woods Bar, der kleinen, aber agilen Bar von Simon Bach in Köln. Er war Finalist der Made in GSA-Competition und im letzten Jahr einer von drei globalen Finalist:innen der Scholarship von Beam Suntory. Letzteres hat ihn für einige Tage nach Singapur geführt – und genau dorthin wollte er nun zurück. Auf eigene Faust hat er eine mehrmonatige Reise nach Singapur, Indonesien und Australien geplant, die er gegenwärtig mit einem Praktikum im SIPS in Barcelona abschließt. Genau dort haben wir ihn über seine bisherigen Eindrücke befragt.

MIXOLOGY: Lieber René, wo genau hat deine Reise begonnen und wie kam es dazu?

René Karthäuser: Begonnen habe ich in Singapur. Dort habe ich für eine Woche in der Bar Spectre (Aufmacherbild, Anm.) über die Schulter geguckt und auch mitangepackt, in der zweiten Woche ging es als Intern ins Nutmeg & Clove. Als ich im letzten Jahr als Finalist für die World’s 50 Best Bars Scholarship in Singapur war, habe ich Andrew kennengelernt, den Betreiber des Spectre. Seit Ende letzten Jahres wusste ich, dass ich diese Reise machen wollte und habe mit der Planung begonnen. Dazu habe ich aktiv viele Bars in Singapur und generell Süd-Ost-Asien angeschrieben, und am Ende hat Oliver Schmidt aus dem Trisoux mich mit dem Nutmeg & Clove in Verbindung gesetzt.

MIXOLOGY: Wie ging es weiter, und wie lange warst du insgesamt unterwegs?

René Karthäuser: Nach vier Wochen Singapur ging es weiter nach Jakarta. Dort habe ich Demitra Dana Paramita besucht, sie war ebenfalls Finalistin für die Scholarship im letzten Jahr. Demi versucht in Jakarta, ihre eigene Bar zu eröffnen. Nach einer Woche Jakarta war der nächste Halt Sydney. Da habe ich meinen guten Freund und Kollegen Felix Heyer (ehemals The Grid, Köln) wiedergesehen. Felix arbeitet im The Waratah, eine Cocktailbar, die sich auf native australische Zutaten und Fermentation spezialisiert. Danach habe ich noch ein paar Tage auf Bali verbracht, bevor ich Mitte September mein Praktikum im SIPS in Barcelona begonnen habe.

»Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Jakarta einige der schönsten und hochwertigsten Bars meiner Reise entdecken würde, aber die Stadt ist wirklich außergewöhnlich in dieser Hinsicht.«

— René Karthäuser

René Karthäuser im Nutmeg & Clove in Singapur
René Karthäuser im Nutmeg & Clove in Singapur
Der Abschluss findet im SIPS in Barcelona statt

MIXOLOGY: Wie waren deine Eindrücke von Jakarta und der dortigen Bars?

René Karthäuser: Jakarta hat mich echt beeindruckt – mit rund 35 Millionen Einwohnern ist es tatsächlich der zweitgrößte Ballungsraum der Welt. Die Stadt ist riesig, und genau das wird zunehmend zum Problem. Es gibt Vorhersagen, dass Jakarta bis 2050 unter Wasser stehen könnte. Trotzdem sieht man bisher kaum richtige Lösungsansätze – stattdessen wird weiter gebaut und das Leben in vollen Zügen genossen. Mir sind besonders luxuriöse und wunderschöne Gastronomien aufgefallen. In den letzten Jahren sind einige richtig beeindruckende Bars entstanden. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Jakarta einige der schönsten und hochwertigsten Bars meiner Reise entdecken würde, aber die Stadt ist wirklich außergewöhnlich in dieser Hinsicht. Indonesien an sich bietet eine unfassbare Biodiversität, und das spiegelt sich auch in der Gastronomie wider. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir das Naaga – eine Bar, die sich voll auf einheimische Zutaten konzentriert. Über die Hälfte der Dinge auf der Karte hatte ich noch nie zuvor gesehen. Das macht schon Spaß.

MIXOLOGY: Wie wurdest du in Asien aufgenommen?

René Karthäuser: Egal, wo ich hingekommen bin, wurde ich immer super herzlich aufgenommen und direkt ins Team integriert. Natürlich geht es dann auch schnell ans Arbeiten, aber die Atmosphäre war immer offen und einladend.

MIXOLOGY: Welche Unterschiede fallen dir zu Bars hierzulande auf?

René Karthäuser: Die meisten Bars, die ich genauer kennengelernt habe, sind akribisch organisiert und legen großen Wert auf striktes Qualitätsmanagement. Es gibt klare Rollenverteilungen, eine strukturierte Einarbeitung, und in den meisten Bars wird auch Essen angeboten – oft aus gesetzlichen Gründen. Besonders spannend finde ich, dass es in Singapur und Indonesien üblich ist, als Team gemeinsam zu essen, sowohl vor als auch nach der Schicht. Das Essen stellt der Arbeitgeber. Selbst in Bars ohne eigene Küche wird eine Lösung für dieses Ritual gefunden. In Singapur übernimmt der Arbeitgeber auch die Kosten für Fahrdienste nach Hause, weil die öffentlichen Verkehrsmittel ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr fahren – selbst in so einer großen Metropole. Dass man in der Barszene gut zueinander ist, dürfte bekannt sein. Aber die Gastfreundschaft, die mir als Kollege in Südostasien entgegengebracht wurde, war außergewöhnlich und in diesem Ausmaß bisher einmalig für mich.

»Ich habe nicht den Eindruck, dass es ein festes Bild von der deutschen Barszene gibt. Ich glaube, viele haben einfach noch keine konkrete Vorstellung von uns.«

— René Karthäuser

MIXOLOGY: Wie sprechen die Kolleg:innen in Asien oder auch Australien von der deutschen Barszene, welches Bild haben sie davon?

René Karthäuser: Um ehrlich zu sein, habe ich nicht den Eindruck, dass es ein festes Bild von der deutschen Barszene gibt. Ich glaube, viele haben einfach noch keine konkrete Vorstellung von uns. Ich habe viel von meinen Erfahrungen in der deutschen Szene erzählt, und das Interesse war definitiv da. Aber ein wirkliches „Vorwissen“ oder ein klares Bild ist mir nicht begegnet.

MIXOLOGY: Was sind bzw. waren eigentlich deine Erwartungen von diesem Trip?

René Karthäuser: Ich möchte connecten und lernen, wie andere erfolgreiche Bars ihren Alltag beschreiten. Ich wusste vorher nicht, was ich lernen und wen ich treffen würde, aber man lernt jeden Tag dazu, und das ist das, was für mich zählt. Neben neuen Zutaten, Techniken, Kultur und Menschen, lerne ich bei all dem auch sehr viel über mich – professionell wie auch natürlich persönlich.

MIXOLOGY: Und was waren diese Learnings bisher?

René Karthäuser: Kommunikation über große Distanzen ist selbst im digitalen Zeitalter oft zäh und langwierig – also ruhig bleiben und dranbleiben. Und ja, ich glaube, das hat schon mal jemand gesagt, aber es stimmt: „Drinks don’t matter.“ Am Ende geht es um viel mehr als das. Der Drink muss gut sein, keine Frage, aber unzählige Wege führen ans Ziel. Ich habe viel über mich als Bartender und als Mensch gelernt. Vor allem habe ich eine Menge Selbstbewusstsein gewonnen. Das Wichtigste aber: Ich habe großartige neue Freunde gefunden und freue mich jetzt schon darauf, zu sehen, auf welchen Wegen wir uns wieder begegnen werden.

MIXOLOGY: Gab oder gibt es auch schwierige Momente bei so einer Arbeitsreise?

René Karthäuser: Tatsächlich lief meine Reise ziemlich reibungslos ab. In Singapur habe ich in vier Wochen fünfmal die Unterkunft gewechselt – das war zwar nervig, aber im Großen und Ganzen nicht der Rede wert. Auch wenn ich immer nah am Wasser war, hatte ich es erst in der sechsten Woche geschafft, einen Strand zu sehen. Das veranschaulicht ganz gut, wie überschaubar meine „schwierigen“ Momente bisher waren.

»Ich glaube, so ein Trip ist eine sehr persönliche Entscheidung und hängt stark von den individuellen Umständen ab. Für mich war es auf jeden Fall der richtige Weg, und auch die richtige Art und Weise, wie ich es umgesetzt habe.«

— René Karthäuser

MIXOLOGY: Aktuell bist du Barcelona im SIPS. Wie kam es zum Praktikum bei Simone Caporale?

René Karthäuser: Stimmt, ich bin jetzt seit zwei Wochen in Barcelona und mache das Internship-Programm im SIPS. Letztes Jahr war ich als Finalist für das 50 Best Bars Scholarship im Rennen, bei dem es um bezahlte Praktika im SIPS und im Alquímico ging. Am Ende hat Apoorva Kohli aus dem Sidecar in Delhi die Scholarship gewonnen, aber ich bin trotzdem nicht leer ausgegangen. Ich wurde zu den 50 Best Bars-Awards nach Singapur eingeladen und hatte die Chance, Simone Caporale schon im finalen Bewerbungsprozess per Online-Meeting kennenzulernen – und später auch persönlich in Singapur. Dort schlug er mir vor, das Praktikum trotzdem bei ihm zu machen. Als ich dann anfing, meine Reise zu planen, habe ich ihn kontaktiert, und er hat sein Wort gehalten.

MIXOLOGY: Würdest du anderen raten, so eine ausgedehnte Arbeits-Sabbatical-Reise auch zu machen?

René Karthäuser: Ich glaube, das ist eine sehr persönliche Entscheidung und hängt stark von den individuellen Umständen ab. Für mich war es auf jeden Fall der richtige Weg, und auch die richtige Art und Weise, wie ich es umgesetzt habe. Außerdem hatte ich das Glück, von vielen Seiten Unterstützung zu bekommen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an meinen Chef Simon, seine Partner und das gesamte WoodsTeam – ohne deren Support wäre das alles nicht „so leicht“ möglich gewesen. Ein kleiner Tipp: Überall, wo ich war, hätte ich gern noch mehr Zeit verbracht. Also am besten für jede Station drei bis fünf extra Tage einplanen, um wirklich alles mitzunehmen.

MIXOLOGY: Und wann ist Schluss?

René Karthäuser: Ich plane noch einen Schlenker nach Jerez und werde dann bis Ende Oktober in Madrid sein. Während meiner Reise hatte ich immer wieder die Gelegenheit, Interviews mit spannenden Leuten aus der Szene zu führen und zu filmen. Diese werde ich nach und nach auf meinem Kanal @arcandnight veröffentlichen. Leider hatte ich bisher kaum Zeit, das Material aufzubereiten, nur ein kleiner Teil ist bisher online. Aber in den nächsten Monaten werden noch viele Eindrücke und Geschichten von meiner Reise folgen. Wer Fragen hat, kann mir auch gerne über Instagram (@el_rhin) schreiben oder mich direkt ansprechen.

MIXOLOGY: Wir sind gespannt, lieber René. Danke für das Interview.

Credits

Foto: René Karthäuser

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