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In dieser Bar ist Name Programm: Das Rum House in Prag

In der tschechischen Hauptstadt Prag gibt es ein Mekka für Rum-Liebhaber. Das Ehepaar Lucia und Milan Hava betreibt dort seit etwas mehr als zehn Jahren ihre Bar „Rum House“. Andere Spirituosenkategorien, Wein, Champagner oder Bier sucht man vergeblich, dafür aber kann man aus etwa 1.500 Rums wählen. Tendenz: steigend.

„Jeder Tag in der Bar ist unterschiedlich“, sagt Lucia Hava, die gemeinsam mit ihrem Mann Milan Hava das Rum House in der geschäftigen Prager Neustadt. „Als wir die Räumlichkeit übernommen haben, war es tatsächlich ein leerer Raum, aber Milan hatte klare Vorstellungen, wie unser Rum House aussehen sollte“, erzählt die gebürtige Slowakin und Rum-Liebhaberin.

So kam es vor mehr als zehn Jahren zur Idee, den kleinen Raum mit nur 35 Quadratmetern vom Boden bis zur Decke mit Holz zu vertäfeln. „Um eine gemütliche, warme Atmosphäre zu erzeugen“, beschreibt Lucia das geglückte Vorhaben. Das Rum House mit acht kleinen Tischen im Gastraum sowie Barhockern am Tresen befindet sich ganz in der Nähe des bekannten Wenzelsplatz. „Die Prager Altstadt ist bekannt für ihr Nachtleben mit vielen Bars und Clubs, sie ist auch lebendiger und touristischer als die Neustadt, wo wir sind. Anfangs hielten wir die Adresse in Zitná 42 mit der Nähe zum Zentrum für gut, aber die Straße ist eigentliche keine glückliche Wahl. Letztendlich aber haben uns alle Gäste gefunden“, hält Lucia fest.

Um die 1.500 Rum-Positionen hortet das Rum House in Prag
Betreiberin Lucia Hava ist auch für die Cocktails verantwortlich

Spaß an der Sache und in der Bar

Mittlerweile treffen sich nicht nur Rum-Liebhaber und Entdecker, Touristen, Studenten und viele Stammgäste in der kleinen, hölzernen Caribbean Bar, in der Name Programm ist: Hier gibt es ausschließlich Rum. „Unsere Gäste sind unterschiedlicher Natur. Die meisten wollen Rum verkosten und kommen, um mehr über die Spirituosengattung an sich sowie über besondere Qualitäten zu lernen. Sie wollen ihre Rum-Erfahrungen erweitern, Spaß an der Sache und in der Bar haben“, sagt Lucia, die als Bartenderin auf die stets individuellen Wünsche ihrer Gäste eingeht.

Zur Eröffnung 2010 starteten die Havas mit rund 250 Flaschen verschiedener Rums, Stand heute sind es mehr als 1500 unterschiedliche Rums, die in ihrer Gesamtheit gar nicht alle auf der Barkarte präsentiert werden können. Mit seinem Portfolio an weißen, dunklen, gelagerten und limitierten Kollektionen und Rum- wie Rhum-Qualitäten von Afrika bis zu den Virgin Islands ist das Rum House „die einzige Bar in Prag mit solch einem vielfältigen Angebot und der größten Auswahl an Rum“.

Wäre das Rückbuffet ein wenig größer, müssten die Havas mit dem darin vorhandenen Platz nicht so streng haushalten, denn die Rum-Range wachse kontinuierlich weiter. Online, auf Reisen in die Karibik beispielsweise oder auf Fachmesse-Besuchen wie zuletzt auf dem 10. German Rum Fest in Berlin flaniert das Gastronomenpaar gerne durch die vielfältige Welt dieser aromenreichen Destillate und hält Ausschau nach neuen Rums.

Rum House Prag

Klassische Rum-Cocktails und Signature Drinks

Platz schaffen für weitere Spirituosengattungen steht nicht am Plan. Tatsächlich, nicht wie es noch auf der alten, sondern auf der in Entstehung begriffenen neuen Barkarte in Print sowie digital zu sehen sein wird, gibt es im Rum House mittlerweile nur noch einen Gin, einen Vodka und einen Whisky. Wie Bier wird es diese Hochprozenter nur als Solisten und auf Nachfrage geben. Auch Champagner sucht man vergebens.

„Wir hatten auch einmal Tequila und Mezcal sowie mehr Whiskys auf der Karte. Aber im Laufe der Zeit ist alles dem Rum gewichen. Wir sind eben tatsächlich ein Rum-Haus und wollen es auch bleiben“, betont Lucia Hava, die auch für das kreative Trinkmenü verantwortlich zeichnet. Für klassische Rum-Cocktails wie den im Rum House sehr beliebten, klassischen Painkiller oder Ti Punch, stärkere Tiki-Drinks wie einen Lucky Jamaican Rum Punch oder spontan kreierten Signature Drinks auf Rum-Basis brauche es eben keiner anderen Spirituosen. Sollte das eine oder andere seltene Exponat mal zur Neige gehen – dann heißt es abwarten und nicht Tee, sondern anderen Rum trinken, bis bei den Importeuren oder Anbietern wieder geordert und aufgestockt werden kann. An Alternative mangelt es schließlich nicht.

Von der etwas unscheinbaren Fassade sollte man sich nicht täuschen lassen: Das Rum House hat innen einiges zu bieten

Ein Rum-Haus durch und durch

Während Lucia Hava vorrangig und als alleinige Gastgeberin zudem die Hand an der Cocktail-Schmiede hat, managt und organisiert Milan Hava das kleine Haus in „New Town“. Ab und an nämlich wird im Rum House auch geschult; an speziellen Themenabenden zu neu eingetroffenen Rum-Sorten oder Rhum Agricoles und in Form von Rum-Tastings für Firmen und Unternehmen. „Rum ist ziemlich populär geworden“, stellt Lucia Hava fest. Die extreme Zeit während der Coronakrise mit Lockdowns und Beschränkungen im gastronomischen Bereich habe das Interesse an den Zuckerrohrdestillaten auf digitalem Wege verstärkt. Der Zulauf zu den unterschiedlichen Rum-Foren in den sozialen Medien, die schon vor der Krise entstanden und aktiv gewesen sind, sei noch größer geworden, die Ausschau unter Rum-Liebhabern gewachsen.

„Es ist schwierig zu sagen, warum Rum so populär geworden ist. Aber ich denke, die Menschen sind auf der Suche nach mehr Aroma und Geschmack, nach etwas Neuem. In den vergangenen drei Jahren ist die Popularität von Rum in der Tschechischen Republik extrem angewachsen. Hier bei uns treffen sich Interessensgruppen zu Gesprächsabenden, informieren sich über Rum und tauschen sogar einzelne Editionen aus. Sie verfassen online Meinungen zu Rumqualitäten und verteilen Links mit Kaufempfehlungen. Rum macht einfach Spaß“, ist sich die Rum House-Gastgeberin sicher.

Ehrliche Gastgeber, ehrliche Drinks

„Einmal trinken die meisten Gäste nur Rum pur, am nächsten Tag bin ich nur mit dem Mixen von Cocktails beschäftigt. Gäste, die wegen unserer Cocktails kommen, tun dies, weil wir die Drinks ehrlich machen“, resümiert Lucia Hava. Vorgegeben wird der Takt im Rum House eben von der unterschiedlichen Gästeklientel. Nur eines bleibt: An Rum wird nicht gespart. Es ist geteilte, nie enden wollende Leidenschaft.

Gut, dass jeder Tag in einer Bar eben unterschiedlich ist …

Credits

Foto: Rum House Prag

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