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Salon Ruppel: Der Neustart des Mo Kaba

Der Name Mo Kaba war in den letzten Jahren vor allem mit dem „Guts & Glory“ verbunden. Nun startet einer der bekanntesten Barprotagonisten des Landes mit einem neuen Projekt in Karlsruhe: dem „Salon Ruppel“. Wir haben uns mit ihm über seine neue Bar unterhalten – und wie es dazu kam.

Dass die Pandemie überfallsartig kam und keinen Stein auf dem anderen ließ, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Mit ihr kam auch bald der Begriff der „Krise als Chance“ auf, was zu Beginn noch wie ein plausibler Versuch klang, sich Mut zuzusprechen, bevor er zunehmend zu einer hohlen Phrase verkam, je länger die Lockdowns für die Gastronomie andauerten.

Mo Kaba muss sich neu finden

Denn die Krise ist weniger eine Chance, die einem aufmunternd auf die Schulter klopft und verheißungsvoll Verbesserung verspricht; die Krise ist eine Phase, die man durchsteht, mit der Krise arrangiert man sich. Man bekämpft sie höchstens und gibt nicht klein bei. Aber sie flüstert einem nicht leichtfüßig Ideen zu wie ein vertrauter Kumpel. Vielmehr rüttelt sie an den Grundfesten der Persönlichkeit – und zieht einem die Ersparnisse aus der Tasche.

Mo Kaba steht vor seiner neuen Bar, dem Salon Ruppel, und die Phrase von der Krise als Chance kommt auch ihm kein einziges Mal über die Lippen. Die kleine Boutique-Bar in der Amalienstraße ist nichtsdestotrotz ein Kind der Krise, und in gewisser Weise auch ein kompletter Neustart für einen der bekanntesten Barprotagonisten des Landes. Nach inhaltlichen Differenzen mit seinem Geschäftspartner hat er im Zuge des Lockdowns im letzten Jahr das Guts & Glory verlassen, die Bar, für die er bekannt war und die er mitaufgebaut hat. Hinzu kam eine private Trennung, die das Jahr 2020 zu einem sehr herausfordernden für ihn gemacht hat. „Es war eine extrem schwierige Zeit. Ich musste mich erstmal neu finden“, erklärt Mo Kaba. „Ich hatte auch einen Schritt ins Ausland überlegt. Aber da ich einen Sohn habe, kam das eigentlich nicht in Frage.“

„Salon Ruppel“ war bereits der Name des hier 45 Jahre lang ansässigen Friseursalons
Auch in seiner neuen Bar setzt Mo Kaba weiter auf Cocktails

Nicht an der Bar gezweifelt

Es ist also Karlsruhe geblieben. Und es ist die Bar geblieben. „Die Pandemie hat mich nicht verunsichert in dem, was ich mache. Ich habe nie überlegt, die Branche zu wechseln. Ich wusste, es würde Bar für mich bleiben. Ich wusste, es würde weitergehen – ich wusste nur nicht, wo“, stellt er fest.

Das sollte sich jedoch bald zeigen. Es ging weiter in einem ehemaligen Friseursalon, der schon lange Salon Ruppel hieß, bevor Mo Kaba ihn zu einer Bar umfunktioniert. „Eine gewisse Frau Ruppel hat hier 45 Jahre ihren Friseurladen betrieben, ich wusste, dass die Immobilie schon etwas länger leer stand“, erklärt Mo Kaba. „Ich habe dann glücklicherweise den Zuschlag bekommen. Allerdings gab es kein Geld von der Bank, die hatte nichts für Gastronomie übrig.“

Denn der Krise als Chance für die Gastronomie zeigen Banker höchstens die rote Karte. „Ich hatte allerdings etwas Polster übrig“, so Mo Kaba, der knappe fünf Monate an seiner neuen Bar im Herzen der Stadt gebaut hat. Unterstützung aus der Industrie „kam wenig“, fügt er hinzu, jedoch ohne einen Anflug von Groll erkennen zu lassen. Es sei eben für alle eine schwierige Zeit gewesen.

Salon Ruppel

Amalienstraße 49
76133 Karlsruhe

Es wird heller im Salon Ruppel

So wie sich das Leben innerhalb eines Jahres für ihn schlagartig gewandelt hat, ist auch der Salon Ruppel keine Kopie des Guts & Glory, mit dem er so bekannt geworden ist. Der Salon Ruppel ist „heller gestaltet, freundlich und hat Wohnzimmer-Flair“, so der Neo-Betreiber, dessen Bar seit knapp zwei Monaten geöffnet ist. „Es ist für mich ein Back to the Roots, was Bar angeht. Ich habe bis auf ein Sous-Vide keine Geräte, kein Labor mehr. Ich habe neue Drinks entwickelt, es gibt aber auch Klassiker wie Old Cuban. Wochentags arbeite ich alleine, an Wochenenden unterstützt mich ein Bartender aus Mannheim, damit ich mich stärker meinen Gästen widmen kann.“

Und diese kommen und nehmen den Salon Ruppel an, so Mo Kaba – in Karlsruhe eben auch kein ganz Unbekannter. „Ich habe im Salon Ruppel auch eine gehobene Weinkarte, aber 99 Prozent trinken weiterhin Cocktails.“

Auf Eventualitäten gefasst sein

Und auch wenn der Salon Ruppel ein reduziertes Back to the Roots ist, ein Bekenntnis des Mo Kaba zur Bar und auch zur Stadt, ist er sich auch der Eventualitäten bewusst, die noch auf die Gastronomie zukommen könnten. Also wird auch er seine neue Location anpassen, wenn es notwendig ist. „Wir sind ein kleiner Laden, für eine Küche habe ich keinen Platz. Kleine Happen könnte ich allerdings anbieten. Wir haben eine Espressomaschine und ich plane im Winter ein Tagesgeschäft als Café.“

Jetzt muss er erstmal weiter, die acht Barhocker auspacken, die heute geliefert kamen. Der Salon Ruppel wächst nämlich beständig weiter. Stück für Stück. Der Neustart des Mo Kaba hat eben erst begonnen.

Credits

Foto: Mo Kaba

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