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Schöner trinken – Sieferle&Sailer Bar

Erst Hagestolz, jetzt Sieferle&Sailer im neuen Szeneviertel. Ein Barkonzept von einem musizierenden Bartender und einem Barbier bereichert die Mannheimer Barkultur. MIXOLOGY ONLINE hat mit Paul Sieferle gesprochen. 

„Wir sind Teil der Entwicklung Mannheims“, sagt Paul Sieferle selbstbewusst, aber ohne eine Spur der Arroganz. Und in der Tat: Vor allem der ehemalige Arbeiter- und Problemkiez Jungbusch steht dafür seit einigen Jahren Pate. Sieferle hat vor drei Jahren mit zwei Partnern die Bar Hagestolz gegründet. Auch das Kiets König hat sich überregional bereits einen Namen gemacht. „Es gibt einige Craft Beer-Bars, gute Espresso- und Gin & Tonic-Bars“, weiß Sieferle zu berichten. Nun hat sich der Barunternehmer mit dem Haarkünstler Marco Sailer zusammengetan und ein nicht ganz gewöhnliches Konzept in die Tat umgesetzt.

Devils Cut und Hair Cut

In gewissem Sinne ist das Hagestolz auch ein wenig im Clinch mit seinem eigenen Erfolg. Jedenfalls Sieferle ist es: „Der Boom im Jungbusch nährt natürlich auch die üblichen Probleme. Sauftourismus und Pubcrawling nehmen zu. Da muss man als Bar mit Qualitätsanspruch, wie etwa das Hagestolz, ständig auf der Hut sein“, sagt Sieferle. Sein Ding sei das nicht so, außerdem hat er selbst sechs Jahre Club-Bartending auf dem Buckel. Daher ist er im April dieses Jahres aus dem operativen Geschäft des Hagestolz ausgestiegen, hat sich mit Sailer in eine ruhigere Ecke zurückgezogen und die Sieferle&Sailer Bar eröffnet.

Paul Sieferle ist Wahl-Mannheimer und kommt ursprünglich aus Offenburg. Im letzten Jahr hat der 27-Jährige erfolgreich sein Musikstudium an der Popakademie Mannheim abgeschlossen und als wir mit ihm sprechen, ist er gerade als Bandmitglied von Max Giesinger auf dem Weg in den Grünen Salon in Berlin, um zum Auftakt der „In Balance Tour“ dort ein Konzert zu geben. „In Balance“ ist gewissermaßen auch das Credo seiner neuen Bar. „Ich war Kunde bei Marco Sailer, der übrigens zum besten Barbier Deutschlands ausgezeichnet wurde. Da habe ich ihn gefragt, ob er nicht Lust auf Selbstständigkeit hat und mit mir einen Laden bespielen will. Nach anfänglicher Skepsis hat er dann zugesagt.“ Nun gibt es in den beiden nebeneinander liegenden Räumen schöne Schnitte, adrette Rasuren und ziselierte Drinks.

Barberstyle Drinks und eine Fleischereiecke

Man sitzt also entspannt beim Barbier, nippt an einem Signature-Bottle-Drink und startet das Projekt „Du hast die Haare schön“. Vieles zwischen der Bar und dem Barbier ist miteinander verwoben. Zum Beispiel heißen die Drinks auf der Karte wie die von Sailer angebotenen Frisuren und diese sind auch entsprechend visualisiert – „Drinks im Barberstyle“, nennt man das hier. „Wir haben kaum Laufkundschaft, die Leute kommen ganz bewusst zu uns“, betont Sieferle. Er sagt, er sei gut vernetzt, insbesondere in der Kreativszene. Kommunikation beginnt bei Sieferle oft schon vor dem Betreten der Bar. „Wir haben ein Telefon auf dem Tresen stehen, die Gäste können anrufen und sich erkundigen, ob es überhaupt einen Platz gib. Oder einen in absehbarer Zeit reservieren. Wir haben nur 25 Plätze“, erklärt er.

Die Bar ist minimalistisch in warmen, braunen Tönen, schwarzer Kacheloptik und Messing gehalten, mit Anlehnungen an längst vergangene Zeiten. Auch die Haken der Fleischereiecke des ehemaligen Lebensmittelgeschäfts sind integriert. Apropos Fleisch: Zur Zeit gibt sich der Offenburger Jonas Stein, lange Zeit federführend im hervorragenden Schoellmann’s als Gastbartender die Ehre und auf der Karte findet sich Signature Drink No. 4, ein „Schwarzwald Old Fashioned“ mit Fat Washed Schwarzwälder Schinken-Bourbon, Ahornsirup und Bitters. Sieferle hat für die Komposition seiner Drinks die Erfahrungen aus dem Hagestolz mitgenommen, aber auch Inspirationen aus vielen Reisen mitgenommen. „Insbesondere ein New York-Trip im Februar dieses Jahres hat mich inspiriert“, gibt er zu Protokoll.

Die Frau

Aber eigentlich muss man gar nicht so weit reisen. Die Mannheimer und auch Sieferle fahren in ihrer Freizeit gerne zum Essen und Trinken in die Pfalz nach Neustadt an der Weinstraße. Oder nach Frankfurt. „Ich bin gerne am Main und besuche dann bevorzugt das Bahnhofsviertel, das sich ja ebenfalls unglaublich entwickelt hat. Ich gehe dann in die Bristol Bar, das Kinly oder ins Parlour, um nur einige wenige der vielen tollen Bars in Frankfurt zu nennen“, schwärmt Sieferle.

Mit der Entwicklung des Sieferle&Sailer sind die beiden nach den ersten Monaten sehr zufrieden. Das Konzept des Ladens im ruhigen, nördlichen Jungbusch und dem angrenzenden Hafen wird immer besser angenommen und auch der Absatz klassischer Drinks sei erstaunlich. „Der nächste bitte“, lautet also das Motto beim Barbier und beim Mundschenk. Mannheim scheint sich anzuschicken, mehr als eine „Notiz aus der Provinz“ zu werden.

Was Sieferle denn mache, wenn er nicht musiziert oder sich mit Drinks beschäftigt? „Nichts, es gibt noch eine Frau“, sagt er trocken. Also doch kein Hagestolz.

Credits

Foto: via Steffen Beck

Comments (1)

  • Willi

    Das Konzept ist eine fantastische Idee. Der Facebook-Auftritt bzw. die Drinks machen richtig Lust auf einen Besuch.
    Besten Dank für diesen Artikel!

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