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Der Himmel über Berlin-Lichtenberg – Die Skybar

Um jeglichem Missverständnis sofort vorzubeugen: Wir befinden uns nicht in einer Sportsbar mit Bezahlfernsehen. Vielmehr verbirgt sich hinter der Skybar eine Hotelbar mit Ausblick sowie eine Gourmetküche auf Top-Niveau. Die Skybar und die Skykitchen in der zwölften bzw. vierzehnten Etage des andel’s by Vienna House Berlin Hotels sind sowohl räumlich als auch kulinarisch dem Himmel sehr nah.

Was war das für ein mühsamer und holpriger Start für das markante Gebäude an der Landsberger Allee, jener gewaltigen Ausfallstraße in die östlichen Außenbezirke der Hauptstadt. Nach den Plänen des Star-Architekten Aldo Rossi begannen 1996 die Bauarbeiten für das Areal, das im Wesentlichen ein Einkaufszentrum beheimaten sollte. Aber die Entstehung von konkurrierenden Shopping-Malls, geplatzte Zusagen von potentiellen Mietern und diverse Eigentümerwechsel ließen das Projekt ins Wanken geraten und ein knappes Jahrzehnt als Berlins prominenteste Bauruine im Dornröschenschlaf verharren.

A Star is Born

Es war die andel’s Hotelkette, die sich schließlich dem verwaisten und doch vielversprechenden Objekt annahm und 2009 die Pforten ihres neuen Top-Hotels öffnen konnte. Seither ging es steil bergauf. Das Hotel erwarb sich einen tadellosen Ruf, insbesondere die Kulinarik des Hauses sorgte für Aufsehen, als dem Restaurant – damals noch unter dem Namen A.Choice – 2014 ein erster Michelin-Stern zugesprochen wurde.

Wenig später zog das Restaurant vom ersten in den 12. Stock in neue, herrlich gestaltete Räumlichkeiten. Nun zog die Bar im Geschoss darüber nach. Das wäre dann der 14. Stock. Einen 13. gibt es nämlich nicht. Auch Hoteliers können zuweilen abergläubisch sein. Wie bereits in der Speisestätte, verpflichtete das Hotel das Designteam „Dreimeta“, das die abwechslungsreiche und farbenfrohe Ausgestaltung übernahm, die seit Oktober 2016 die Gäste empfängt und mit einem atemberaubenden Ausblick über die Spreemetropole beeindruckt. Aber dabei möchte das Barteam um Barchef Fabian Buhtz es nicht belassen. Nicht nur der Ausblick, sondern auch der Einblick in die Barkarte und die Inhalte der Gläser soll die Gästeschar betören.

100% Berlin Style

Die Karte ordnet knapp 30 Cocktails nach verschiedenen Spirituosen und Detox für den alkoholfreien Bereich. Jedes Kapitel ist wiederum unterteilt in „Classic“ und „Berlin Style“. Wer bei den Classics die übliche Hotelauflistung mit Caipirinha, Sex on the Beach und Long Island Iced Tea erwartet, wird überrascht. Für eine Hotelbar eher ungewöhnlich, ist das Verständnis von klassischen Cocktails tatsächlich an die Drinks der Pre-Prohibition-Ära angelehnt. So erfährt so mancher unbedarfte Hotelgast wohl erstmals von Drinks wie Sazerac, Last Word, Hanky Panky und Vieux Carré.

Fabian Buhtz wählte das Motto „Classy Classics meet Berlin Style“ für seine Barkarte. Und so finden sich im Berlin-Abschnitt pfiffige Eigenkreationen mit Hauptstadt-Bezug und hiesigen Zutaten. Sie tragen Namen wie JWD – Janz Weit Draussen, Kreuzberger Nächte oder Sex on the Landsberger und kosten um die 12 Euro.

Schön ausbalanciert war ein Glimmstängel, der in der Karte noch altmodisch „Glimmstengel“ heißt. Mit Ardbeg Ten, Rosmarin, frischem Zitronensaft, Cointreau, selbst gemachtem Rauchsirup und Lemon Curd. Hinter dem Tresen mit seinen 14 Sitzplätzen sieht man Smoker, Holzfässchen, Infusionen und einen Brenner, mit dem beispielsweise Marshmellows flambiert werden. Buhtz freut sich über die Zusammenarbeit mit der Küche des Restaurants darunter. So sind für Veranstaltungen auch Menüs mit Cocktailbegleitung buchbar.

Entsprechend vielversprechend zeigt sich auch das Barfood rings um Club Sandwich, Caprese, Dry Aged Roastbeef oder Gulaschsuppe, das bis 23 Uhr angeboten wird. Die Spirituosenauswahl weist viel Gin auf, ansonsten aber kaum Raritäten. Das höchste der Gefühle im Whisky-Segment wäre ein Bunnahabhain 18 Jahre. Bierfreunden sei die Bestellung eines Berliner Ziegel angeraten. Das untergärige Gebräu wurde gemeinsam mit der Friedrichshainer Brauerei Straßenbräu entwickelt und wird exklusiv in der Bar ausgeschenkt. Daneben gibt es auch König Pils, Köstritzer Schwarzbier und Maisel’s Weizenbier. Berliner Weisse verkauft sich sehr gut, wie zu beobachten war. Leider keine handwerkliche Traditions-Weisse nach Original-Rezept, sondern industrielle Massenware.

Erhabener Blick auf die Stadt

Der Raum ist mit senffarbenen Kacheln, goldenen Säulen, edlen Stoffen und abwechslungsreicher Farbgebung schön gestaltet. Käfigartige Stangen trennen die Bereiche elegant ab, ohne den Panoramablick einzuschränken. Denn – und das muss jeden Besucher faszinieren – der Blick aus 65 Metern Höhe in drei Richtungen ist gewaltig und zeigt die Dimension von Berlin samt Skyline und Fernsehturm.

Möchte man einen Kritikpunkt erzwingen, so wäre es die Tatsache, dass die Barhocker nicht drehbar sind. Das würde den erhabenen Überblick auch vom langen Tresen erleichtern.

Von der pfiffigen Atmosphäre und dem beeindruckenden Ausblick dürfen sich in diesem Jahr auch die Teilnehmer des MIXOLOGY TASTE FORUMS (MTF) überzeugen. Für 2017 ist die Skybar im andel’s by Vienna House Berlin die Partnerbar für die strengen Verkostungsrunden von MIXOLOGY. Mal sehen, welche Spirituosen, Biere oder Limonaden demnächst hier auf die Note „Excellent“ hoffen dürfen. Die Bar und der Blick sind jedenfalls bereits Anwärter auf eine solche Bewertung.

Credits

Foto: Foto via Georg Roske

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