TOP
Florian Steflitsch zitiert mit seiner Spicy Matrjoschka russische Trinkkultur für Wien

Florian Steflitsch zitiert mit seiner Spicy Matrjoschka russische Trinkkultur für Wien

Einen Pass benötigt man neuerdings für die D-Bar im Wiener Ritz-Carlton. Schuld ist kein Sicherheitsgipfel, sondern das neue Cocktailmenü. Länderweise werden Stempel gesammelt und Trinksitten zitiert. Die russischen beispielsweise mit der bemerkenswerten Spicy Matrjoschka.

Das Halbdunkel lässt den Zigarrenrauch immer noch dekorativ vor der Onyxwand der D-Bar aufsteigen. Die Hotelbar, die Lukas Hochmuth als Gastgeber nahezu seit der Eröffnung des Wiener Ritz-Carlton (und bis zum Sommer 2019) mit Fokus auf Whisky und Rum bespielt hat, löste nun ein Rätsel der Stammgäste.

D-Bar steht für Entdeckung

„Das D steht für Discovery“, händigt man nunmehr Reisepässe auf, die auch bereits Brexit-tauglich sind. Denn statt „Großbritannien“ wird Schottland und England separat in der Liste der zu bereisenden Länder aufgeführt.

Jedem der Länder entspricht ein Cocktail, wobei das in besagten britischen Gefilden auch ein Sharing-Drink auf Gin- und Teebasis sein kann, oder ein Dreier-Flight an Old Fashioneds, die mit drei Qualitäten (12, 15 und 18 Jahre) von Glenfiddich gemixt werden.

Florian Steflitsch zitiert mit seiner Spicy Matrjoschka russische Trinkkultur für Wien
Florian Steflitsch zitiert mit seiner Spicy Matrjoschka russische Trinkkultur für Wien

Souvenir, Souvenirs – vom Bartender und den Gästen

Sammelt man alle „Einreisestempel“, dann berechtigt der Pass auch zu einer Flasche des neuen Haus-Gins aus der wien-burgenländischen Destille der „Bootleggers“.

Vor allem aber erfolgte die Entwicklung der neuen Cocktails, die Destinationen wie Macao und Indonesien umfassen, mit dem gesamten Barteam. Simon Meisczuk etwa brachte den Boulevardier-Twist für den Schweizer Drink ein, der mit Braulio anstelle von Campari funktioniert: „Den Alpen-Bitter tranken die Gäste in St. Moritz immer gerne“, erfuhr er während der Lehrjahre im Engadin.

Spicy Matrjoschka

Zutaten

4 cl Stolichnaya Gold (mit Langpfeffer infundiert)
3 cl weißer Portwein
2 cl Limettensaft
3 cl Honigsirup
3 cl Cranberrysaft

Neuer Witz in der D-Bar

So kamen auch viele persönliche „Reiseerinnerungen“ bei den Neukreationen ins Spiel, die Ober-Zollmeister a. D. Hochmuth gerne ins Kraut schießen ließ. Denn die spielerische Art der neuen Karte in der ansonsten auf „dark spirits“ spezialisierten Hotelbar mit gepflegtem Zigarrenservice hat auch einen neuen Witz in die Trinkstätte am Ring gebracht.

Ganz eigennützig ist das Reisepass-Dutzend der „Signatures“ nicht, „denn natürlich freuen sich Gäste, wenn sie eine Hommage an ihre Heimat entdecken“. Ebenso allerdings will man die Trinkkultur Österreichs promoten, womit einheimische Brände nicht nur beim eigentlichen Nationalcocktail zum Einsatz kommen, sondern auch beim Kuba-Serve: Hier trifft dann Havana Club auf Marillenbrand.

Gold unterm Rock, Pfeffer im Ar…

Die aufgerüstete Glasware für die Weltreise am Tresen – die Drinks kommen in Pfeifen oder auch Laternen zum Gast – hat auch ein russisches Serviermodell parat: Während der Cocktail selbst in einer großen Matrjoschka-Puppe versteckt ist, gibt es daneben noch eine zweite Puppe.

Und ihr innerstes Innenleben zitiert oligarchische Bling-Bling-Klischee ebenso augenzwinkernd wie schmackhaft. Denn das Gold, das sich in der kleinsten Matrjoschka findet, überzieht eine Cranberry – und die bringt mit ihrer Süße und dem Gerbstoff eine neue Saite im „Spicy Matrjoschka“ genannten, pfeffrigen Cocktail zum Schwingen.

Weiterreisen mit Würze oder Pass-Entzug

Die Idee zur Spicy Matrjoschka hatte Florian Steflitsch, für den angesichts des Reiseziels nicht nur die Wahl der Basis-Spirituose logisch war. Stolichnaya Gold wird hier aber ordentlich mit Sibirischem Pfeffer aufgepeppt, hinter dem sich Langpfeffer aus Assam verbirgt. Gut 100 Gramm davon kommen für 24 Stunden in die Literflasche, „denn Russen sind da ja nicht sehr zimperlich“.

Der dermaßen mit einer kräftigen Infusion versehene Vodka bekommt als Farbgeber – aber auch als fleischig-herben Widerpart – Cranberrysaft verpasst. Für etwas süßen Schliff sorgt dann Honigsirup. Das Ergebnis ist ein Drink aus der Kategorie Savoury, der es schafft, das Aroma einer Chili ohne die betäubende Schärfe nachzubauen. Und wer derlei Kreativität mit würzigem Unterbau nicht zu schätzen weiß, dem kann das Team der D-Scovery nunmehr immer noch seinen Pass entziehen.

Credits

Foto: ©The Ritz Carlton Vienna

Link: https://www.ritzcarlton.com

Kommentieren