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Belgisch, Fränkisch, Würzig: St. Erhard Saison

Das belgische Saison-Bier aus dem Hause St. Erhard macht Lust auf mehr. Wir haben die wallonisch inspirierte Braukunst aus fränkischer Schmiede einmal näher betrachtet und sind angetan. Saison – vielleicht ein Trend für das kommende Bierjahr?

Belgisch-Saison, dieser Bierstil begegnet uns im neuen deutschen Bierzirkus noch recht selten. Der Name bedeutet nicht, dass er nur zu bestimmten Jahreszeiten gebraut wird. Vielmehr wurde der kräftige, aber erfrischende Braustil, der aus der wallonischen Gegend um die Stadt Tournai stammt, bevorzugt auf Bauernöfen für die Saisonarbeiter gebraut. So wird auch das St. Erhard dauerhaft verfügbar bleiben.

Das erst 2011 gegründete kleine, aber hoch qualitätsbewusste fränkische Brauhaus St. Erhard erfreut sich mit seinem fränkischen Kellerbier bei vielen Bierfreunden auch international großer Beliebtheit. Die Firma braut und füllt ab im fränkischen Hallerndorf, also in unmittelbarer Nähe zur Bierhauptstadt

Jenseits der Norm

Als neuen Sud legt man also in Hallerndorf nun ein belgisches Saison vor. Das stimmt zunächst einmal freudig, waren es doch letzthin zumeist andere Stile, mit denen um die Gunst der Biertrinker geworben wurde. Geschäftsführer Christian Klemenz begründet die Entscheidung für ein Saison folgendermaßen: „Wir wollten gerne ein Bier brauen, das sich ein wenig abgrenzt von den derzeit so populären Stilen wie etwa IPA. Bereits vor einem Jahr habe ich gemeinsam mit unserem jetzigen Braumeister David Hertel im Zuge der Sommeliler-Ausbildung ein Saison gebraut und wir waren beide begeistert von dem Stil. Da lag die Entscheidung jetzt nah.“

Klassisch werden Saisonbiere mit obergärigen Hefen angesetzt, weswegen der Stil den Ales zugerechnet wird. Aufgrund oben erwähnter Verwendung hat sich im englischsprachigen Raum deswegen die Bezeichnung „Farmhouse Ale“ durchgesetzt. Anders als beim derzeit so populären, stark hopfenbetonten India Pale Ale, wird beim Saison eher vorsichtig gehopft, während die Malznoten stark in den Vordergrund gerückt werden sollen. Man verbindet mit dem Braustil daher einen karamelligen Grundgeschmack sowie eine lebhafte Kohlensäure.

Alte Welt und neuer Hopfen

Beim St. Erhard Saison hat man sich – auch dies traditionsgemäß – für eine Mischung aus Gersten- und Weizenmalz entschieden. Zum Einsatz kommen außerdem deutsche Bitterhopfen (Hallertauer Trasition und Blanc) in Kombination mit australischen und amerikanischen Aromahopfen (Nelson Sauvin und Mosaic). Im Glas punktet das Bier mit einem dunklen, rötlich durchsetzten Bernsteinton und weist eine leichte Trübung auf. Der Schaum ist leicht cremefarben und hat eine stabile Konsistenz.

Süße und Trockenheit im Wechselspiel

Das Bier verströmt einen vollen Duft von frischer Brioche, hier machen sie die verwendeten Malze und die Hefe positiv bemerkbar. Dazu kommen passende Noten von Honig, getrockneter Orange und ein wenig Zuckermelone.

Im Antrunk überzeugt zuerst die quirlige, aber nicht aufdringliche Kohlensäure, die dem Bier zu einer viskosen Textur verhilft. Daneben ist das St. Erhard mit Blick auf die Eindrücke des Nosings im Mund dann aber überraschend trocken und elegant. Zwar sorgt auch hier ein klar strukturiertes Malz-Fundament für einen Grundton von Karamell und Röstaromen, dieses scheint jedoch bewusst „knackig“ und wenig süß gehalten. Es machen sich außerdem präsente Trockenbeerenaromen bemerkbar.

Der Abgang ist dann von einer kraftvollen Bitterkeit geprägt, die aber eindeutig dem Malz zuzurechnen ist, während die Hopfigkeit sich erst beim zweiten Eindruck dezent, aber balanciert bemerkbar macht.

Ein Bier für die Bar?

Insgesamt ein überaus rundes Bier, sowohl für sich allein als auch, um Speisen zu begleiten. Erfreulich ist auch der Umstand, dass man sich bei St. Erhard eben nicht für eins der aktuellen Trendbiere, sondern für eine weniger bekannte Kategorie entschieden hat.

Interessant wären auch Mixversuche. Es drängen sich beispielsweise Ideen auf, das Bier als Kohlensäurelieferant in so manchem Fizz-Twist einzusetzen. Denkbar wäre hier etwa ein kraftvoller Morning Glory Fizz, aufgefüllt mit St. Erhard. Ebenfalls böte sich ein Old Fashioned mit einem Saison-Sirup an.

Erhältlich ist das Bier natürlich im hauseigenen Online Shop, aber auch deutschlandweit in einer Vielzahl von Fachgeschäften. Der Flaschenpreis liegt hier bei ca. € 1,69 für die 0,33l-Flasche. Für die Zukunft hat sich Klemenz vorgenommen, den Bierfreunden noch weitere Stile wieder ins Gedächtnis zu rufen: „Bereits bei der kommenden Braukunst Live! werden wir unseren dritten Sud vorstellen. Was es für ein Bier sein wird, bleibt aber bis dahin noch geheim.“ Die Messlatte hat man allerdings schon einmal hoch angelegt.

 

Hopfen: Hallertauer Blanc, Hallertauer Tradition, Nelson Sauvin, Mosaic.
Malz: Weizenbraumalz, Weizenkaramellmalz, Pale Ale, Tennenmalz dunkel, Belgisch Karamell

Credits

Foto: Bauernhof via Shutterstock

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