Stage 12: Innsbrucks neue Bühne für Schnaps und Liebe
Die neue Hotelbar Stage 12 in Innsbruck hat einiges vor, aus dem Bauerntheater wurde eine Bühne für Cocktails und Day Drinking . Die wachsende Cocktail-Community der Alpenstadt wollen die Gebrüder Penz und Barchef Kostas Karvounis langsam an den neuen Standard heranführen – die Premiere verlief schon mal bestens.
Es war einmal ein Viehhändler, der die Gründe beim Alpen-Flughafen Innsbruck – Schweißtreiber ganzer Piloten-Generationen – für ein Hotel nützte. Mittlerweile ist das Beherbergungsimperium seiner Söhne auf vier Häuser angewachsen und die Tiroler Brüder Penz steigern von Eröffnung zu Eröffnung die Qualität. Und auch wenn es die Gäste im luftigen Frühstücksraum 5th Floor, der abends zur Bar mutiert, nicht glauben können: Der Herr, der mitunter Semmelbrösel wegkehrt und Papierfitzel aufhebt, ist der Besitzer August Penz.
Stage 12: Die Bühne dient jetzt den Cocktails
Doch mit der Neueröffnung des Hotels Stage 12 wurde auch eine neue Bar geplant. Sie rückt noch näher an die zentrale Maria Theresien-Straße, der das Haus seine markante Fassade zeigt. Als an dieser Stelle noch das Hotel Breinössl gebratene Hendln servierte, amtierte im Festsaal die Bauernbühne Blaas. Was provinziell klingt, hieß in Wahrheit Demokratisierung der Kunst, die Tiroler Heroen Max Weiler und Paul Flora schufen Werke für das Haus, Felix Mitterer begann seine Dramatiker-Karriere hier mit „Kein Platz für Idioten“.
Insofern stand der Name für das Hotel rasch fest. Es war eine Bühne, „und für den Gast wollen wir ja auch Erlebnisse inszenieren“, meint Daniel Penz. Er hat seine Wanderjahre unter anderem im Bayerischen Hof verbracht, womit sich Inspirationen aus Trinkstätten wie dem Münchener Zephyr ergaben. Vor allem das Cocktail-Menü selbst wird schon als Statement genutzt.
Ganz der „Hands on“-Tradition seiner Familie verpflichtet, wurde der Prototyp der Messing-Rindsleder-Konstruktion „mit meinem Bruder Thomas mit der Flex zugeschnitten“. Sattler und Schlosser aus dem Tiroler Unterland – und die Häute von acht Kühen – wirkten dann an den 32 durchnummerierten Edel-Klemmbrettern mit. Die erste Seite, quasi den Bühnenvorhang der Bar, ziert eine Art dèco-Zeichnung des Rückbuffets. Das physische Vorbild dafür wurde bewusst nicht überladen, dafür aber mit Verstand bestückt. Nicht jeder zwölfjährige Single Malt muss auch im Sichtbereich stehen, allerdings wechseln sich die Whiskys mit dem magischen Zwölfer öfters ab. „So können wir auch Spezialisten etwas Neues bieten“, erklärt Barchef Kostas Karvounis.
Kostas, der Impresario aus Mykonos in Innsbruck
Der Grieche, der zweieinhalb Jahre hinter dem 5th Floor-Tresen stand, hat hier seine neue Wirkungsstätte gefunden. Auch überregional durch seinen Finaleinzug in der Beefeater MIXLDN-Competition bekannt, hat er eine Mission: Dem Innsbrucker Publikum das Thema Bar nahezubringen. Das an Atari erinnernde Abzeichen mit dem Bühnenvorhang an seinem Hemd passt da irgendwie gut. Die Basis ist mit Kollegen wie dem „Erlkönig“ gelegt, einmal um die Ecke soll es ebenfalls bald Zuwachs geben. Doch das Feindbild, das noch mächtig seinen hellen Schaum zeigt, heißt „Weiß-sauer“.
Einen Hebel, um von der Weinschorle auf den Longdrink umzusteigen, stellt der Bühnenzauber dar, den man in der Stage 12 bewusst einsetzt. Denn dort, wo der Föhn bläst, kann doch auch öfter die Smoking Gun rauchen! Ein gutes Beispiel dafür stellt der Einsatz der Münchener Eizbach-Limonaden, einem weiteren Souvenir von Daniel Penz, dar. Der damit zubereitete Crystal Cuban überrascht als klare Cuba Libre-Fassung und passt somit perfekt in den Spielplan der Cocktail-Bühne. „Wir wollen Neues nach Innsbruck bringen“, erklärt Penz Angebote wie dieses oder den Stuttgarter Eistee Elephant Bay, der die hausgemachte Variante ergänzt.
Denn die Küche des Stage 12-Hotels wird eifrig zum Selbermachen genützt. Etwa für die wechselnden Kräutersirupe, aber auch für das eigene Tonic Water, für das anfangs die Hydrolate von Thomas Penz, einem gelernten Koch, die Aromen lieferte. Mittlerweile wird die bewusst zuckerarme Variante – inklusive natürlicher Trübung – mit Sirupen eingekocht.
Vorbereitung auf einen heißen Stage 12-Sommer
Sein pfeffrig-feiner Nachklang hat etwa im Mezcal-Drink Smoky Mule (10 Euro wie alle Cocktails außer dem wechselnden „Bartender’s Choice“) seinen großen Auftritt. Da darf es zuvor mit Maracuja sogar fruchtiger werden, doch das balanciert die dezente Schärfe wieder aus.
Wer sich keinen Bar-Artikel ohne dieses Wort vorstellen kann: Nachhaltig klingt der Ingwer-Filler in dieser Kreation von Kostas Karvounis aus. Dass man in den 12 – natürlich! – Signature Drinks auch leichtere Varianten findet, unterstreicht eine konzeptive Strategie, die man sich derzeit noch vorstellen muss, so lange Nordkettenbahn Skifahrer bergan führt.
Denn das wahre Asset soll der Innenhof der Bar werden, der die Fläche zumindest verdoppelt. Vor allem findet man dann Anschluss an die brummenden Rathaus-Galerien, von denen man sich einigen Zuspruch in Sachen „Day Drinking“ erwartet. Die Angebote dafür hat man listigerweise schon jetzt, vom 8,50 Euro günstigen Glas Champagner bis zum überaus umfangreichen Longdrink-Angebot. Schließlich legt man mit der verkleinerten Karte um elf Uhr los, die Hotelgäste werden zumindest flüssig „inhouse“ versorgt. Und wenn ein Tourist partout Tiroler Edelbrände möchte, stehen die Abfüllungen des Gnadenhofs der Familie Holzmann bereit. Bier gibt es ohnehin aus dem Zillertal und von den Schwoicher Kreativbier-Jungs von „Bierol“. Ja, sogar für den „Weiß-sauer“ hat man sich einen Signature Serve überlegt, der den Sauvignon des Pfälzer Winzers Emil Bauer inszeniert.
Innsbrucker Cocktail-Durst unter Hungerburg
Dass man auch hier in Innsbruck auf Internationalität setzt, darf man als Ansage sehen. Denn auch das hausgemachte Popcorn – mal mit Rosmarin, mal mit Trüffel aromatisiert – gehört zu diesen Überraschungen, die anderswo als „Bar-Business as usual“ nicht der Rede wert sein mögen. Der konzeptive Ansatz, die Detailliebe und vor allem der von Kostas Karvounis verkörperte austro-griechische Mix der Gastgeber-Qualitäten heben die Stage 12 über normale Neueröffnungen heraus.
Das mag man an den Zeichnungen der Barkarte oder der stilisierten Innsbruck-Silhouette auf den automatischen Türen festmachen, am balancierten Walnussessig im Mr. Sirious oder an der Rückseite der Cocktailkarte. Denn auch dort, wohin nur Neugierige blättern, steht etwas. „Enough is enough“ nämlich. Was für Innsbrucks neue Bar definitiv nicht gilt. Die sollte nämlich, um es im Bühnenjargon der Stage 12 zu sagen, in die Verlängerung gehen. Den Titel des Erfolgsstücks an der Maria Theresien-Straße trägt Daniel Penz ohnehin als Button, seit er ihn der Architektin abgeschwatzt hat: „Schnaps und Liebe“.
Credits
Foto: Stage 12