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Tarek Nix

Tarek Nix: Der Überzeuger aus dem Provocateur

Tarek Nix steht erst seit knapp über drei Jahren aktiv hinter der Bar. Trotzdem hat er sich in dieser kurzen Zeit einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Der Berliner gilt als großes Nachwuchs-Talent der hiesigen Barszene. MIXOLOGY ONLINE traf einen jungen Mann voller Neugierde, Ehrgeiz und Demut.

„Meine Mutter hat lange Zeit im Café gearbeitet und mit sechzehn, siebzehn habe ich dort ab und zu ausgeholfen. Natürlich gab es auch eine kleine Spirituosen-Ecke. Da habe ich immer Campari-Orange gemacht, wenn es denn bestellt wurde“, schmunzelt Tarek Nix, leicht verlegend an seine blutigen Anfänge denkend. Er mache ihn noch heute gerne, versichert er. Nur eben woanders.

Es ist dieses Understatement, das Tarek besonders auszeichnet. Als wäre es nichts weiter, erzählt er von seinen zahlreichen Teilnahmen an Wettbewerben, bei denen er halt mal zweiter, dritter, wieder zweiter und dann auch mal erster wurde. So ganz kriegt er die Zahl auch nicht mehr zusammen, aber als Trophäensammlung betrachtet er seine Erfolge sowieso nicht. „Ich sehe das alles relativ nüchtern. Mein Ziel ist es nicht, was abzureißen. Ich will einen coolen Drink machen, den jeder in seiner Bar oder auch zu Hause nachmachen kann“, so der Berliner.

Immer langsam, Brudi

Um seinen Charakter, aber auch seine Arbeitsweise verstehen zu können, genügt bereits ein einfacher Blick in seine Vita. Ganz unten in der Hierarchie, in seiner Ausbildung als Restaurant-Fachmann, zu Beginn für alles andere zuständig als für die sehnsüchtig erwartete Arbeit als Bartender, dauerte es knapp zwei Jahre, bis sein damaliger Kollege anfing, ihn machen zu lassen. „Da habe ich Blut geleckt, da hat es mich gepackt“, so Nix.

Danach folgte eine Zeit, die Tarek Nix heute, retrospektiv, als große Herausforderung beschreibt. Im Adina als Kellner tätig, wurde er aufgrund seiner guten und professionellen Arbeitsweise nach nur vier Monaten zum Restaurant-Leiter befördert. Nicht die Arbeit an der Bar war das wirklich Schwierige, sondern der Umgang mit dem administrativen Teil: Service, Empfang, Führungsposition, Anweisungen erteilen, Dienstpläne erstellen, die ganze Organisation im Auge zu behalten und Konzepte zu erstellen. Zunächst noch Neuland für Tarek.

Treffen sich ein Türke und ein Grieche …

… in der Alto Bar und werden nach dem Aufräumen aller kulturell-historischer Klischees doch noch gute Freunde. Nach zweieinhalb Jahren im Adina wurde in Andreas Andricopoulos’ Bar eine Stelle frei; eine Chance für Tarek Nix. „Ich habe damals das Level im Adina angehoben, aber konnte mich dort einfach nicht mehr weiterentwickeln. Ich wollte einen Sprung machen. Dann bin ich rüber zum Griechen.“

Er selbst sei damals noch voll der Noob gewesen, so Tarek bescheiden. Der erst so skeptisch-kernige Andricopoulos entdeckte schnell das Talent des Deutsch-Türken und machte ihn zu seinem Protegé. Er führte ihn ein in die Welt der Sirups, Shrubs und Wettbewerbe. „Ich sehe mich noch mit vollgepackter Kauflandtüte und Rucksack am Hauptbahnhof stehen und auf den Bus nach Rostock warten. Andreas hatte mich da bei einem Wettbewerb angemeldet, ohne dass ich etwas davon wusste. Den hab ich dann auch verhauen, aber letztlich geht es doch um den Spaß und die Erfahrung, oder?“

Und so sieht der sympathische 24-Jährige auch Drinks. Sie müssen Spaß machen und gut, ja einfach reproduzierbar sein. „Mein Hintergedanke ist, den Drink so zu gestalten, dass man in ob der Rezeptur populär machen kann. Da müssen nicht die übertriebensten Zutaten rein, ich mag es gerne bodenständiger.“ Ehrliche Drinks eben!

Tarek Nix: Plan B – Kein Plan!

Dass es für Tarek nie eine Alternative zu der schon im frühen Alter für die Bar entwickelten Liebe gab, das erkennt man ganz besonders an der Hingabe und dem unbändigen Interesse, das er für alle Aspekte rund um das Business hegt. Nicht nur erachtet er die Atmosphäre der Bar, die Balance der Drinks oder den Charakter des Bartenders als ausschlaggebende Faktoren für den Genuss, er ist auch reif genug, den verwaltungstechnisch-verkäuferischen Aspekt miteinzubeziehen. Letztlich ginge es ja schließlich auch ums Business. Man verkaufe den Drink ja auch.

„Ich hatte keinen Plan B. Ich habe mal überlegt, was mit Immobilien zu machen – zwei Wochen lang. Dann wusste ich: Alles klar, kein Bock. So viel Schreibkram und Mathe. Aber Immobilienmakler hätte auch was mit Verkaufen zu tun gehabt und das kann ich glaube ich ganz gut. Wenn ich jemanden überzeugen will, dann klappt das. Das war schon früher in der Schule so.“ Recht hat er, denn ein Bartender muss einem Gast über seine Worte, ja die Klaviatur der unermüdlichen Rhetorik Drinks schmackhaft machen. Je besser er das kann, desto erfolgreicher ist auch die Bar.

Back to the 20ies

Seit kurzem arbeitet Tarek Nix in der im neu eröffneten Berliner Boutique-Hotel Provocateur beheimateten Bar als Chef de Bar. Sein neuer Job sei jetzt mehr Herausforderung. Nicht lange habe es gedauert, bis er vom Konzept, der Ausrichtung, den Renderings der Bar überzeugt war. Die im klassisch-modernen Stil viele Reminiszenzen an die 1920-er Jahre aufwartende Architektur zwischen Verführung und Verruchtheit spielt mit den Sinnen eines jeden Gastes. Hier steht er jetzt und verkauft.

„Ich hätte natürlich auch einfach Abi machen können. Ich wollte aber arbeiten und ich wollte selbstständig sein. Das war mir schon immer wichtig. Dadurch erst habe ich gelernt,  was Arbeiten in Eigenregie bedeutet, wie man vorausschauend agiert und vor allem – ja vor allem – wie man als Bartender dem Gast ein unvergessliches Erlebnis bereitet.“

Mir gegenüber sitzt einer der ganz Großen. Jung, bescheiden, erfolgreich. Nicht nur eine wahllose Aneinanderreihung von Adjektiven, sondern eine logisch aufeinander bauende Folge aus Demut und stetigem Streben nach Perfektion. Nicht umsonst sagt man: „Die Zweige, die am meisten tragen, hängen am tiefsten“. Nix ist lebendiger Beweis dafür.

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