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The Fontenay Bar in Hamburg: Wermut mit Weitblick

The Fontenay Bar in Hamburg: From Wilma with Love

Sebastian Schneider, Martin Weisert und ihr Team im The Fontenay scheinen ziemlich vieles richtig zu machen: Nach gerade einmal gut eineinhalb Jahren ist die Bar auf dem Dach des weißen Prachthauses bei den MIXOLOGY Bar Awards als „Hotelbar des Jahres 2020“ ausgezeichnet worden. Verantwortlich dafür? Sauberes Handwerk und gesundes, hanseatisches Understatement. Und: Wilma.

Ein zentraler Anspruch, den Bar Manager Sebastian Schneider bei der Eröffnung formuliert hat, ist definitiv gelungen: „Vorurteile gegen die Fünf-Sterne-Gastronomie auch an der Bar abbauen“, so der frühere Fernet-Branca-Markenbotschafter, der mit seinem Posten im The Fontenay wieder aktiv hinter den Tresen zurückgekehrt ist.

Und das ist tatsächlich gelungen: Zwar muss man sich da erstmal hinein und durch trauen – Fassade und Lobby des leuchtend weißen Hotels an der Außenalster sind definitiv beeindruckend und für Ungeübte sicher ehrfurchtgebietend. Hat man es mit dem Aufzug aber bis nach ganz oben geschafft, gelingt es Schneider, seinem Stellvertreter Martin Weisert und dem Team in der Bar des The Fontenay aber absolut, die besagten Vorurteile abzubauen.

The Fontenay Bar in Hamburg: Wermut mit Weitblick
Fontenay Bar: eine verdiente „Hotelbar des Jahres“

Fontenay Bar: eine verdiente „Hotelbar des Jahres“

Denn die Fontenay Bar vollbringt folgendes Kunststück, das es vielleicht in dieser Form auch nur in Hamburg geben kann: Sie versprüht höchste Noblesse und wirkt dennoch gleichzeitig angenehm geerdet, kühl, geradezu locker. Die Ansprache des Teams – vom Empfang am Eingang bis hin zum Tischservice – wirkt nicht, wie so oft in Grand Hotels üblich, steril und automatisiert, sondern authentisch und herzlich. Der lichte Raum mit den sparsam und sorgfältig gesetzten Farbakzenten wirkt offen und einladend, von der beeindruckenden Dachterrasse, die einen Rundum-Blick von 320° bietet, ohnehin ganz zu schweigen. Und nicht zuletzt sind die Drinks in der Fontenay Bar einfach über jeden Zweifel erhaben.

Da verwundert es weniger, dass sich das „Erste Haus am Platz“-in-spe direkt nach seiner Eröffnung auch bei den Locals als populäre Adresse etabliert hat, wie Sebastian Schneider seinerzeit zu Protokoll gab. Daran hat sich nichts geändert. Das The Fontenay hat es geschafft, den Anspruch neuerer Luxushotels mit Leben zu füllen, nämlich jenen, wirklich in der Stadt verwurzelt zu sein, in der es steht – und kein Ufo zu sein, das ein Konzern irgendwo hingestellt hat. Auch das ist mit ein Grund, weshalb das Team aus dem The Fontenay Anfang Oktober vollkommen verdient mit dem MIXOLOGY Bar Award als „Hotelbar des Jahres 2020“ ausgezeichnet wurde.

Wilma und die Wermut-Trias

Einen kleinen Anteil an diesem Award dürfte „Wilma“ haben. Wilma? Ja, denn so lautet der interne Name des eigens angefertigten Wormwood Wagon, von dem aus die drei Signature Serves des Hauses serviert werden, nämlich die drei hauseigenen „Wermut“-Kreationen. „Uns lag es am Herzen, die noch immer vollkommen vernachlässigte, aber großartige Getränkekategorie Wermut zu inszenieren und unseren Gästen zu zeigen, wie hochkomplex sie eigentlich ist“, erklärt Martin Weisert den Ansatz.

Der konkretisiert sich nun in dreierlei sozusagen à la minute gemixten (und für die Textur sogar mit Matcha-Besen gerührten) Wermuts in Weiß, Rosé und Rot. Stets unter Verwendung der Silberwermut-Essenz von Christine Bruggers grandioser Organic Distillery vom Bodensee und vermählt mit erstklassigen Weinen und Bränden, entsteht ein gerade für Neulinge spannender Einblick in die Funktionsweise von Wermut. Mit € 18 pro Serve hat das durchaus einen stolzen Preis, der aber angesichts der aufwendigen Darreichung und Zubereitung absolut berechtigt scheint.

The Fontenay Bar in Hamburg: Wermut mit Weitblick
The Fontenay Bar in Hamburg: Wermut mit Weitblick

Fontenay Bar

Fontenay 10
20354 Hamburg

Montag - Donnerstag von 15 - 2 Uhr; Freitag - Sonntag (sowie an Feiertagen) von 12 - 2 Uhr.

Das klingt doch ziemlich fair!

Wenn man allerdings gerade über Drinks und Preise spricht, muss man der Fontenay Bar generell geradezu Understatement attestieren: Cocktails der Kategorie „Stay Classy“ liegen bei € 13, ebenso wie die charmanten Drinks-Empfehlungen zu jeder einzelnen Kategorie: Dort empfiehlt das Team unter der Auflistung der vorrätigen Marken stets eine Art Referenz-Drink – eine schöne, zugängliche Geste gerade für unbedarfte Gäste. Und für € 13 (oder auch mehr) kann man in Städten mit hamburgischem Preisniveau wesentlich schlechter trinken. Auch hier legt das Fontenay mit einem neuen Ansatz vor: Ein ganz kleines bisschen weniger hoteltypisch kalkulieren und womöglich darauf setzen, dass der eine oder andere Gast eher noch ein zweites oder drittes Glas nimmt.

Und wer nach hausgemixtem Wermut und straight-kraftvollen Klassikern die weiteren Signatures der Fontenay Bar erforschen will – etwa einen „Sleeping Beauty“ aus Mezcal, Wermut, Maraschino und klarifiziertem Orangensaft oder einen „Fresh Trash“ auf Basis von gereiftem Grappa, Aquafava, Zitrus, Agave und Cascara –, der findet am Ende doch noch ein ganz, ganz essentielles Hotelbar-Feature: Die Food-Karte bietet neben dem hanseatischen Fischbrötchen auch die beiden Evergreens namens Clubsandwich und Ceasar Salad.

Es menschelt im The Fontenay

Und zum Schluss müssen wir von Weisert aber doch noch wissen, warum der Wermutwagen Wilma heißt. „Wir haben schon während der Voreröffnungszeit damit angefangen, den Dingen hier Namen zu geben“, meint er nüchtern. „Aus dem Scherz wurde dann eine Art Ritual, eine nette Angewohnheit. Die Anrichte für das Kuchenbüffet heißt zum Beispiel Kevin, der Wermutwagen eben Wilma. Für uns ist das mittlerweile einfach ‚drin‘“, lächelt er. Und man merkt einfach: In der Fontenay Bar geht es halt nicht nur um den Drink, sondern einfach auch um den Menschen.

Credits

Foto: PR

Link: https://www.thefontenay.com

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