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The Journey 2019 Gewinner

Vom Koch zum Bartender: Marcus Schill Jansson gewinnt The Journey 2019

Kümmelig muss der Cocktail sein, kümmerlich nicht – und er muss eine Reise-Geschichte erzählen. So will es das Reglement des Linie-Aquavit-Wettbewerbs „The Journey“, den bisher drei Frauen gewinnen konnten. In Oslo riss diese Serie – und Schweden durfte jubeln.

Der jährliche Wettbewerb, mit dem Norwegens Spirituosen-Gigant Arcus seinen Linie Aquavit herausstellt, hat viele Eigenheiten. In den bis dato drei Auflagen gewannen bisher ausschließlich Bartenderinnen. Zuletzt – wir erinnern uns – holte Peggy Knuth im Vorjahr den Preis nach Deutschland.

Die Anforderung an die Teilnehmer im Osloer Weltfinale verlangt aber auch stets geographische Kenntnisse. Denn eine der Stationen, die die Kümmel-Spirituose auf ihrer Reise über den Äquator (die namensgebende „Linie“) berührt, muss zur Drink-Inspiration werden. Darüber wachten in der Osloer Bortenfor-Bar die Juroren Monica Berg (Tayēr + Elementary), Spirits Educator Jürgen Deibel und die Produktionschefin von Arcus, Ingrid Skistad.

The Journey 2019 Gewinner
Marcus Schill Jansson aus dem Restaurant Norobata in Solna gewinnt The Journey 2019
Linie Aquavit The Journey 2019
Kami's Reach: LINIE Aquavit infusioniert mit roter Zeder, Umeshu, Grapefruitsaft, Zuckersirup, Shisoblatt

The Journey 2019: Thymian-Tee mit der Gastfamilie

Einzige Anwärterin auf die Verlängerung der weiblichen Siegesserie war Jessica Jakob aus dem Dietrichs in Lübeck. Ihr persönlicher Reisebericht führte in die Zeit als Austausch-Schülerin zurück: „Eigentlich war alles wie bei uns zu Hause – bis auf eine Kleinigkeit: die tägliche Tee-Zeremonie.“ Ihr widmete sie den „Royal Tea“; Kümmel statt Kandiszucker rührte sie in den gülden strahlenden Aufguss aus Breakfast Tea und Cream Sherry. Serviert wurde die Reminiszenz, die auch einen Touch Thymian abbekommen hatte, natürlich in der Teekanne.

Die Lübeckerin eröffnete auch den Block der deutschsprachigen Teilnehmer, die sich mit den Startnummern 3, 4 und 5 gegen die Skandinavier behaupten wollten. Der Neuzugang unter den Teilnehmerländern, Großbritannien, spielte mangels sauberer Arbeitstechnik und als einziger mit Überzeit in diesem Finale nämlich keine Rolle. Somit standen nach dem krankheitsbedingten Ausfall Dänemarks nur Finnland, Schweden und das Gastgeberland Norwegen dem Trio Jessica Jakob, Mattia Vetter („Capitol“, Luzern) und Daniel Levai („The Sign Lounge“, Wien) gegenüber.

Koala Franky bekommt zu trinken

Seine Identifikation mit einem Reiseziel und seinen Bewohnern reichte weit. Der österreichische Finalist zog Parallelen zwischen Koala-Bär Franky, dem er den Cocktail „Portador“ widmete, und sich selbst: „Ich mag Eukalyptus, schlafe gern 20 Stunden und habe auch immer Sachen in meiner Tasche, wie die Koalas ihr Baby.“ Levais mit kräftigen sechs Zentilitern und Eukalyptus aufgepeppter Drink war einer von zwei australisch inspirierten Linie-Cocktails. Denn auch der Finne Antti Kaatonen aus dem Liberty or Death in Helsinki erinnerte sich an seine Zeit „down under“. Seinem Mentor „Mr. Greenwood“ widmete er seine mit Erbsen aufgemixte Hommage an die Tage auf der Hülsenfrucht-Farm.

Und entsprechend nahrhaft ging es beim altbewährten Fisch- und Schalentierbegleiter Aquavit weiter. Mattia Vetters Story von der Reise nach Panama kippte „vom offen sein für Lokales“ in eine Verfolgung durch das ubiquitäre Gericht „Bohnen und Reis“ (arroz con frijoles). Doch der Bartender verwandelte die stärkereiche Reiseerinnerung in eine Beilage zum Aquavit. Mit Reissirup und Aquafaba bekam der „Localizado“ sein süßliches Gepräge, das er mit Koriander und einem höllenscharfen Chili-Rim wieder neutralisierte. Am Ende mußte sich der Luzerner mit seinem Küchen-Latein(amerikanisch) nur einem echten Koch geschlagen geben.

Der schwedische Gewinner blickt nach Japan

Marcus Schill Jansson aus dem Restaurant Norobata in Solna hat die Kochmütze aber längst gegen den Trilby eines Bartenders eingetauscht. Und er folgte dem Linie-Container nach Japan. Genauer gesagt: zum japanischen Shinto-Schrein, der die Kamis (Naturgeister) verehrt. Was ihn an „die Geschichten meiner Großmutter von Trollen erinnerte“, übersetzte er mit Shiso, Umeshu und einer Zedernholz-Infusion in einen Cocktail, der die Waldgeister ebenso weckte wie die Lebensgeister der Finalzuschauer im Bortenfor. Denn der vorletzte Starter ließ gleich den ganzen Innenraum der ehemaligen Schlosserei mit Zedernspray beduften.

Die Siegerehrung brachte dann auch noch einen Preis für das abwesende Dänemark. Denn er „Leuchtturm“-Award für die Verbreitung von Aquavit ging an die beiden Kopenhagener Bartender Sune Risum-Urth und Rasmus Poulsgaard für ihr Buch „Akvavit – Rediscovering a Nordic Spirit“. Doch dann wurde mit Peggy Knuth, die als Überraschungsgast in Oslo war, auf den neuen Linie-Champion angestoßen – natürlich mit ihrem „East Coast Park“ samt Pandan-Blatt!

Gewinner von The Journey 2019 feiern After-Afterparty im Himkok

Als Sieger hat Schill Jansson nun die Ehre, die erste „männliche“ Privatabfüllung eines „The Journey“-Aquavits zu kreieren. Wie der Sieg schmeckt, gab es dennoch schon zu verkosten: Irina Jelizarova (Gewinnerin 2016, „Lidkøeb“, Kopenhagen) baute ihren Aquavit um Bernstein auf, Yvonne Tran (Gewinnerin 2017, „Corner Club“, Stockholm) hatte auf Vogelbeeren als zusätzliches Botanical gesetzt. Beide Varianten gab es für die Teilnehmer zu verkosten. Und natürlich floss auch regulärer Linie Aquavit bei der After-Afterparty des Wettbewerbs im Himkok. Und das nicht zu knapp.

Credits

Foto: ©Linie Aquavit

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