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The Local Bar in Hamburg

The Local Bar in Hamburg ist die perfekte Symbiose aus Nachbarschaftsbar und Casual Fine Drinking

Alle reden von Nachbarschaftsbars. The Local im Hamburger Stadtteil Altona nennt sich nicht nur so. Sie ist es einfach. Barinhaber Oliver Singh gelingt es, Casual Fine Drinking mit dem Rhythmus des Viertels, den geschaffenen Raum mit der Umgebung zu verschmelzen – sozial, optisch, geschmacklich. Wie man durch Anpassung außergewöhnlich wird.

Mimese, die. Fähigkeit von Lebensformen in der Natur, die es ermöglicht, das Aussehen, Geräusche und Geschmack der belebten und unbelebten Umgebung anzupassen.

Abends in Hamburg-Altona. Die Wohlers Allee liegt unter dem schützenden Schatten, den der immergrüne Wohlers Park wirft. Großstadtüblich akzentuiert von langhälsigen Laternen beleuchtet. Amseln singen ihre Abendmelodie. Schlicht weist das kleine Leuchtschild auf „The Local Bar“ hin. Hip Hop tönt durch den dunklen Klinker. Erinnern an die guten, alten Rap-Hochzeiten der Neunzigerjahre. Einladend führt der Flow ins Innere. Umweglos an den Bartresen, der sich in keiner Distanz zur Eingangstür befindet. Das Willkommen ist herzlich. Jedes Mal, wenn die Tür sich öffnet. Bartender Andrey und Natascha begrüßen mit einer nonchalanten Natürlichkeit – und maßgeschneiderter Beratung.

„The Local – das ist 80 Prozent Team“, lautet das deutliche Bekenntnis von Barinhaber Oliver Singh. „Am ruhigsten schlafe ich, wenn die Gäste erst unseren exzellenten Service und das Team – heute sind wir drei, insgesamt sind wir zwölf Leute –, zweitens die Musik und drittens die Drinks loben.“

Geboren und aufgewachsen in den Hamburger Randbezirken Rothenburgsort und Billstedt, haben ihn sowohl der bodenständige Background als auch seine mehrfachen Auslandsaufenthalte in seiner Lieblingsmetropole London hinsichtlich seines Verständnisses von Barkultur und Gastgebermentalität geprägt.

The Local Bar wurde im Dezember 2021 eröffnet

The Local

Wohlers Allee 10
22767 Hamburg

Mi – So ab 18 Uhr

The Local kommt dazwischen

Fragt man Oli, wie es zur Eröffnung von The Local kam, lernt man ein Beispiel par excellence, wie das Leben spielt, wenn das Leben dazwischenkommt und Plan Bar Plan A ersetzt. Denn eigentlich befand sich der studierte Wirtschaftsingenieur – der genauso gut mit Zahlen kann wie er kreativ ist, diverse Sprachen von Englisch bis Hindi spricht, sich für Fotografie, Kaffee und jede Art von Menschen begeistert – schon fast im Flieger nach London, als ihm – nach 1,5 Jahren der Räumlichkeitensuche just eine Woche vor Abflug – das Angebot von der alten Raucherkneipe in der Wohlers Allee, der Verbindungsstraße zwischen den Ausgehvierteln Sternschanze und Reeperbahn, vor die Füße fiel. Oli wagte den Schritt und blieb.

Please mind the guest

„Unsere kleine Karte gibt nur eine Idee, was der Gast erwarten kann“, teasert Oli das Menü aus klassischen Drinks und originellen Interpretationen an wie „The Local Cosmo“ mit Absolut Vodka, Pierre Ferrand Dry Curacao, Rote Johannisbeeren, Zucker und Zitrus oder „Destiny’s Chai“ mit Monkey Shoulder, Peated Scotch, Chai Sirup und Hafermilch.

Beliebt sind der White Negroni mit Suntory Roku Gin, Suze und Lillet Blanc und der „Summer Negroni“ mit Suntory Roku Gin, Companion Amalfi Lemon und Lillet Blanc. Ob neuer Cocktailian oder alter Stammgast, The Local passt sich dem Geschmack seiner Gäste an – auch mit vermeintlich banalen Basics wie (Berry) G & T, Rum + Kola, Korn + Ginger Longdrinks, hausgemachten Shots und regionalem Bier aus drei Zapfhähnen.

„Wir geben den Gästen genau das, was sie wollen. Und wenn es einfach nur ein frisch gezapftes Zwickel und ein Helbing sind. Ich sag immer: ‘Mein Geld schmeckt hier nicht anders.’“ Präzises Handwerk sei ihm wichtig, Rezepte weniger. Das ist Olis Idee von Casual Fine Drinking.

London-Fan Oliver Singh verwirklicht im The Local seine Vorstellungen von Bar und Gastgebertum
„The Local ist 80 Prozent Team.“

The Local spricht Weltoffenheit und gewährt Anonymität

Eine Gruppe Mittvierziger rottet sich einstweilen um den einzigen Hochsitz vor der Fensterfront zusammen. Von hier aus gibt die Aussicht die heterogene Baum- und Pflanzenwelt des Parks frei. Die Wände im Inneren spiegeln das Form- und Farbmotiv wider: satte Grüntöne mit einer vertikalen Holzvertäfelung (ein Rudiment aus Vormieterzeiten). An den freien Flächen hängen schwarz-weiß Abbildungen von Botanicals: Illustrationen eines Freundes.

„Wir haben versucht, möglichst viele bestehende Elemente mitzuverbauen. Genauso wie die Kacheln des vorherigen Bartresens,“ zeigt Oliver stolz die urigen, teils mit Stil-Ornamenten aus den Siebziger Jahren versehenen, tannengrünen Kacheln, die den Unterbau der Theke umkleiden. Dazu bildet die Oktagon-Edelstahl-Tresenplatte einen elementaren Kontrast. Eine Maßanfertigung. Wie auch das beruhigende Lichtkonzept des Rückbuffets, das rund 70 ausgewählte Spirituosen fasst. „Gäste sind häufig überrascht, weil sie viele Brands nicht kennen.“

In schummriger Wohnzimmer-Atmosphäre moderner und minimalistischer Natur, wählt der Gast aus rund 30 Sitzgelegenheiten (bei gutem Wetter auch im Außenbereich). Nischig an einem der vier kompakten Tische mit gleichso kompakten Sitzbänken oder in den gemütlichen Halbsesseln, die, in erdigen Farbtönen gehalten, sich im hinteren Rückzugsbereich der Bar befinden. The Local ist ein Ort, der Weltoffenheit spricht oder Anonymität gewährt. Dunkel, aber nicht düster. Klein, aber nicht beengt. Geräuschvoll, aber nicht laut.

Vergnügliches Gelächter lässt die musikalischen Dezibel kurzzeitig in den Hintergrund treten, als sich die Rotte und das junge Paar vom Ecktisch sympathisierend zuprosten. Oli gefällt das: „Ich möchte genauso einen Laden haben, wo man tischübergreifend rauskommt.“ Von der verbrüdernden Vibes eingefangen, lässt der Gastgeber es sich nicht nehmen, eine Runde Schnaps aufs Haus auszugeben.

Die Terrasse der Local Bar ist ein wesentliches Element der Atmosphäre
Die Terrasse ist ein wesentliches Element der Atmosphäre
Innenatmosphäre der Bar The Local besticht durch Gemütlichkeit
Es ist Hamburg: Dawgz welcome!

Grow with the flow

Bereits im Dezember 2021 eröffnete Oliver Singh The Local. Anstatt potenzielle Leser- und Laufkundschaft auf ihrem Weg zwischen Wohlers Allee und Worldwideweb demonstrativ auf sich aufmerksam zu machen, wählt Oli bewusst den Pfad, organisch zu wachsen. Wiederkommer:innen und Weiterempfehlungen sind ihm wichtiger als Werbung. (Anm.: Über 70 Google Bewertungen mit glatten 5*-Sternen lesen sich allerdings als quantitativer und qualitativer Ritterschlag.)

Per November 2022 ist ein neues Casual Drinking Menü geplant, das Oli und sein Team derzeit gemeinsam erarbeiten. Dazu wird es ein einfaches, erlesenes Barfoodangebot geben. Legendär bleiben die regelmäßigen Take-Overs befreundeter Bartender:innen sowie der „Bartender’s Brunch“, der alle zwei bis drei Monate für Bartender-Kollegen:innen stattfindet.

Kurzum: Vorbeischnuppern im The Local lohnt sich!

Credits

Foto: The Local

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