TOP

Kokos auf die Nuss: der The Pioneer

Kokos und Sake verhalten sich wie Erdbeere und Basilikum, meint Frederik Knüll. Sein The Pioneer Cocktail bringt beides mit Whisky in einem nussigen Punch zusammen.  Über einen Wettbewerbsdrink, der das Zeug zum Crowdpleaser hat.

Frederik Knüll muss man mittlerweile kaum noch jemandem vorstellen. Der tätowierte Hüne, der lange Zeit im Kölner Spirits wirkte und zu den zwei MIXOLOGY BAR AWARDS 2014 beigetragen hat, gehört seit Sommer dieses Jahres zum Ensemble des ebenso häufig prämierten Frankfurter Roomers. 2014 noch Nominiert als Newcomer des Jahres, ist diese Bezeichnung allerdings eigentlich nicht mehr angebracht.

Der Dauerkreative

Neben seiner Arbeit an der alltäglichen Tresenfront ist „Freddie“ aber auch einer der aktivsten Wettbewerbsteilnehmer zwischen Sylt und dem Allgäu. Und auch der Drink, um den es heute geht, ist der Vorbereitung auf eine Competition entsprungen – genauer gesagt der deutschen Vorausscheidung zum Nikka Perfect Serve 2015. Zwar konnte Knüll den komplexen Wettbewerb am Ende nicht für sich entscheiden, die Jury um Charles Schumann lobte jedoch seinen „The Pioneer“ als besten Drink des Tages. Und in der Tat bringt der Drink ausgerechnet eine Zutat in den Fokus, die an der Bar noch immer einen – in den dunklen 70er und 80er Jahren begründeten – zweifelhaften Ruf genießt: Kokos.

„Mir kommt es manchmal so vor, als sei jeder während der Kreation eines Drinks – sei es für die Barkarte oder für einen Wettbewerb – auf der Suche nach ‚der‘ Zutat. Was ja auch gar nicht schlecht ist“, meint Knüll und fährt fort: „Allerdings ist es auch sehr spannend, sich der Sachen zu bedienen, die schon da sind, vielleicht sogar schon etwas abgegriffen, und sie neu zu konstruieren.“

Keine Piña Colada. Keine Erdbeere: The Pioneer

Diese neue Konstruktionsweise ist hier das Verfahren, mit dem die Kokosnuss in den Drink kommt: Knüll verwendet einen leichten hausgemachten Sirup aus gerösteten Kokosflocken und Kokoswasser. Das Ergebnis ist ein aromatischer, komplexer Punch mit einer tollen Spannung zwischen der Frische aus Limette sowie dem vollen, fruchtigen und malzig-karamelligen Aroma von Sake, Bourbon und gerösteter, cremiger Kokosnuss.

Auf genau jene zwei Dimensionen geht auch Frederik selbst ein: „Sake und Kokos ist aromatisch so eine ‚Erdbeer-Basilikum-Geschichte‘“, schmunzelt der Bartender. „Der Whisky [in diesem Falle Nikka from the Barrel, d.Red.] gibt die breiten Schultern und fruchtig-holzigen Boden.“ Als Clou erhält der The Pioneer schließlich eine simple, aber schlüssige Garnitur, die die nussigen Röstnoten toll ergänzt: ein kurz flambiertes Pandan-Blatt, das den Drink um ein buttriges Aroma von frischem Popcorn bereichert. „Trotzdem ist es ein eher frischer, crisper Drink, keine schwere Aufgabe“, beschreibt Knüll seine Kreation, die damit nicht nur für Whiskyfans geeignet ist.

Bleibt noch die Frage nach dem Namen? Darüber schweigt Knüll. Und obwohl mit dem The Pioneer das Punch- und Kokos-Rad nicht neu erfunden wird, bleibt doch eine kleine Bereicherung, ein kleines Stückchen Neuland, das hier erobert wurde. Und ein Drink, der eben nicht nur für Pioniere, sondern irgendwie für alle da ist.

Credits

Foto: Kokosnuss via Shutterstock

Kommentieren