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The Waiting Room Bonn

Hut ab, Bonn: Zu Besuch im The Waiting Room

David Kunze hat in Melbourne und Dubai gearbeitet und mit dem The Waiting Room seine erste Bar in Bonn eröffnet.Dort setzt er mit seiner Partnerin auf Speakeasy-Atmosphäre, strikte Hausregeln inklusive. Die erwachende Bar-Stadt am Rhein scheint bereit für das konsequente Konzept.
Ein faszinierendes Phänomen kursiert seit geraumer Zeit innerhalb der wachsenden Barszene der Republik. Zuweilen benötigt es nur einen kleinen Impuls, um Cocktailfreude und anspruchsvollem Trinkverhalten zum Durchbruch zu verhelfen.
Es braucht aber ein mutiges und entschlossenes Team mit Pioniergeist, welches den Weg bereitet und neugierige Gäste von wertigen Drinks überzeugt. Daraus entsteht ein Dominoeffekt in Form der Nachfrage durch Gäste und der dadurch entstehenden Möglichkeit für neue Barkonzepte, ebenfalls wirtschaftlich arbeiten zu können.

Bonn ist startklar

In den vergangenen Jahren war dies gerade außerhalb der großen Metropolen zu beobachten, und so wuchs die Barkultur gewaltig, beispielsweise in Städten wie Bamberg, Mannheim, Karlsruhe, Regensburg oder Erfurt. Gäste, die zuweilen lediglich Happy Hour Tropicals auf Amateurniveau kannten, kamen zu anspruchsvollen Drinks zu angemessenen Preisen.
Diese Entwicklung stellt sich nun auch eindrucksvoll im malerischen Städtchen Bonn am Rhein ein. Die famose Entwicklung der ehemaligen Hauptstadt durfte MIXOLOGY ONLINE begleiten, seit dort im Mai 2016 das Old Jacob eröffnete. Qualität bedeutete Erfolg, und so gesellte sich mit „Jacob’s Playground“ eine originelle Zweitbar mit Retro-Videospielen, Glücksrad und entspannten Drinks hinzu.
Nicht mehr geheim, aber mit Sicherheit ein Tipp ist die Bürobar der Macher von Siegfried Gin (und der alkoholfreien Variante „Wonderleaf“). Immer donnerstags verwandelt sich das Büro in eine launige Cocktailbar mit viel Gin, aber auch spannenden Cocktails mit weiteren Destillaten, kreiert von befreundeten Gastbartendern.
Gespannt blicken wir nun auf die Entwicklung in den Hotels der Beethoven-Stadt. So entwickelt sich die Trinkqualität im Marriott Hotel sehr erfreulich, und im nagelneuen Motel One kommen zumindest Gin & Tonic-Trinker souverän auf ihre Kosten.

The Waiting Room präsentiert sich selbstbewusst

Als jüngster Neuzugang der gehobenen Cocktailkultur gilt das „The Waiting Room“ unweit des derzeit baustellenbedingt unsäglich unangenehmen Hauptbahnhofs. Ob das dem „Room“ vorangestellte „Waiting“ sich auf den Akt des gastfreundlichen Bedienens bezieht oder die Option, die übliche Zugverspätung in einem sehr eleganten Wartezimmer zu verbringen, bleibt offen.
Selbstbewusst und anspruchsvoll präsentiert sich die Bar mit der Speakeasy-Aura. Vor dem Betätigen der Klingel, nimmt der Ankömmling den Baldachin mit selbstgewisser „World Class“-Aufschrift zur Kenntnis. Und die strengen „House Rules“ dürfen studiert werden: Erforderlich ist elegante Bekleidung, ein Mindestalter von 21 Jahren und ein Verhalten, welches Diskretion, kein Geschrei und die Verwendung der vor dem Haus befindlichen Aschenbecher einfordert. Für diverse Diskussionen sorgt die Verpflichtung an die Herren, die Kopfbedeckung in den Innenräumen abzunehmen. Die Regeln werden von Betreiber David Kunze und Team mit freundlichem Nachdruck umgesetzt.

Im The Waiting Room mag man Pfau

Innen werden die Neuankömmlinge formvollendet willkommen geheißen, mit Garderobenservice und einem freundlichen Angebot der Sitzoptionen (gestanden wird nicht). Die Atmosphäre der Räumlichkeiten ist bezaubernd. Mittelpunkt ist der schwere Steintresen mit diskret beleuchtetem Rückbuffet.
Die Spirituosenauswahl ist hochwertig und sorgfältig ausgewählt. An die 20 Liköre und Sirupe sind selbst gemacht und mit hauseigenem Etikett versehen. Der Raum rings um den Tresen wirkt wie ein Salon der 1920er-Jahre. Leder, Samt, schwere Vorhänge und entspannte Chaise Lounges stehen vor den schönen Tapeten mit eleganter Maserung oder floralem Dekor. Kerzenlicht und ein opulenter Kronleuchter illuminieren die Szenerie, auch in der Galerie, einem Zwischenraum mit Treppe, sowie im Pfauenzimmer, das den Namen nach der auffälligen Tapete trägt.

Eine kleine Zeitreise mit tadellosen Drinks

Dekor und Ausstattung zeigen bereits die Ernsthaftigkeit und Leidenschaft, mit der sich David Kunze dem Thema Cocktailkultur widmet. Der moderne Speakeasy-Charakter der Bar findet sich in weiteren Details wieder, die gerne Bezug auf die US-Prohibitionszeit rings um die 1920er Jahre nehmen. Historische Fotos jener Epoche zieren die Wände, die musikalische Untermalung mit Swing und Dixie betont die Atmosphäre, die edlen Untersetzer für die Getränke sind aus Silber. „Ja, Silberputzen gehört auch zu unserem Mise en Place“, betont Kunze.

Hinter einer Säule versteckt sich ein Kabinettschränkchen mit historischen Flaschen, Darstellungen von Hähnen ergänzen die pointierte Cocktail-Aura. Die Karte ähnelt einer Zeitung mit Schriftarten aus alten Zeiten und ändert sich saisonal. Dabei finden sich Klassiker der Prohibitionszeit im Sortiment, wie auch smarte Eigenkreationen, die meist auf Klassikern basieren, beispielsweise Abwandlungen von Gimlet und Negroni. Unentschlossene werden nach Vorlieben und Abneigungen befragt und hervorragend individuell beraten. Die Preise der Cocktails liegen meist im Bereich von 11 bis 13 Euro.

Von Dubai nach Bonn

Sehr schmackhaft komponiert war beispielsweise der „Raisin Sazerac“, zubereitet mit Cognac und Rosinen und mit dem Smoker (der ironischerweise unmittelbar unter dem Rauchmelder steht) beraucht. Süße und Rauchigkeit stehen einander ausgewogen gegenüber und lassen doch den Cognac angemessen zur Geltung kommen.
Die Arbeitsweise von David Kunze ist eine Augenweide. Er arbeitet akkurat und sauber. Sorgfältiges Jiggern trifft auf Pinzette für die filigranen Zutaten und vorgekühlte Gläser. Seine Bar-Erfahrung sammelte der Hotelfachmann zuvor in Melbourne und Dubai, bevor er nun in der alten Heimat seine erste eigene Bar eröffnete.

Im The Waiting Room trifft Eleganz auf Genuss

Einige Gäste scheinen einen gewissen Suchtfaktor bei den kleinen Häppchen zu verspüren. Aromatisierte Chips, Käse, Mixed Pickels und insbesondere das Parmesan Popcorn werden ständig nachbestellt. Auch hier gibt es Frisches und Hausgemachtes, keine Ware von der Stange. Das charmante Betreiberpaar widmet sich tatsächlich jedem Detail voller Leidenschaft und verwandelt seine Bar zum echten Speakeasy-Hotspot, weit weg von einer abgenutzten Motto-Hülle.
Das The Waiting Room trägt eine eigene markante und köstliche Handschrift in das aufstrebende Barstädtchen Bonn, und trotz aller Hausregeln kommt der freudvolle Genuss und der Spaß hier keineswegs zu kurz. Auch wenn der Gast hier auf Zylinder, Stetson oder Basecap verzichten muss – Hut ab!

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