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Hype oder himmlisch? Thomas Henry mit neuen Produkten

Limonaden in allen Facetten sind eine Boom-Branche der letzten Jahre. Besonders zum hippen Großstadtleben gehört eine ausgefallene Brause mittlerweile ebenso dazu wie Jutebeutel, Smartphone und Nike-Air-Sneaker. Mit ihren neuen Marken betritt nun auch die in Barkreisen bereits wohlbekannte Berliner Firma Thomas Henry den attraktiven, aber umkämpften Markt mit den Fruchtlimonaden. Eine kleine Analyse.
Nicht nur Tonic Water ist die Limonade der Stunde. Zwar kommt der bitteren Brause im Zuge des Gin & Tonic-Hochs eine gesonderte Stellung zu, gleichzeitig brodelt es allerdings auch im restlichen Softdrink-Segment bereits seit einiger Zeit kräftig. Vorbei sind die Zeiten, als der Kunde die Wahl hatte zwischen den klebrigen Brands einiger, weniger Konzerne. Wer hatte da noch Lust auf eine kalte Limonade?
Frischer, fruchtiger Wind
Die letzten Jahre haben den Markt nachhaltig verändert. Ähnlich wie beim Craft Beer reicht vielen Konsumenten die meist überzuckerte Standardware nicht mehr aus. Ersten Impulsmarken wie etwa Fritz Kola oder der mittlerweile etwas „unsexy“ gewordenen Bionade ist es zu verdanken, dass „Limonaden mit Stil“ heutzutage fester Bestandteil moderner, hipper Genusskultur sind.
Auch Softdrinks auf Mate-Basis zählen mit in diese Kategorie. So ist auch der Softdrink-Kauf zum identitären Statement geworden: Bio-Fassbrause, Lemonaid, ChariTea, Gekko Mate, Aloha oder doch lieber Dandelion & Burdock von Fentimans? Jedenfalls um Längen besser als Coke, Pepsi oder Sprite. Die Möglichkeiten, auch jenseits von Fruchtsäften alkoholfrei zu genießen, sind wahrscheinlich so umfänglich wie nie zuvor.
Thomas Henry: ehemaliger GSA-Vorreiter jetzt mit „richtigen“ Limonaden
Zu den Initiatoren und Profiteuren dieser Entwicklung zählen auch die Gründer der mittlerweile international renommierten Berliner Firma Thomas Henry. Kein anderes Unternehmen aus GSA-Land steht so sehr für die aktuelle Bewegung auf dem Filler-Markt. Da verwundert es nicht, dass man dieser Tage gleich noch einmal mehrere Marken, ja sogar eine aus Sicht des Hauses neue Produktkategorie ins Spiel bringt.
Ein Schritt in Richtung Mainstream
Der Schritt zeigt, dass man noch viel vor hat in den nächsten Jahren. Gleich drei neue Sorten bringt das umtriebige Berliner Haus dieser Tage an den Start. Dabei richten sich die hinzukommenden Abfüllungen an verschiedene Konsumentenkreise.
Da wäre einerseits das neue „Cherry Blossom Tonic Water“. Das Tonic kommt mit farblich attraktivem Rosé-Ton und frischen, floralen Noten sowie einer leichten Fruchtigkeit und filigraner Bittere. Das Ziel sollte klar sein: Mit dem Launch einer weiteren Tonic-Spielart wird ausdrücklich das derzeit so beliebte Gin & Tonic- bzw. Highball-Segment anvisiert. Nachdem bereits das 2011 veröffentlichte Elderflower Tonic dank der starken Nachfrage in die Standard-Range aufgenommen wurde, scheint die Erweiterung des Tonic-Angebotes nur schlüssig.
Längst haben andere Marken wie Fever Tree oder Fentimans mit Sorten wie „Mediterranean“ oder „Light“ vorgemacht, dass zusätzliche Tonic-Experimente beim Endverbraucher durchaus Anklang finden können. „Mit unserer neuen Sorte geben wir Bartendern erneut die Möglichkeit, ihre Gäste mit einem innovativen Twist des populären Gin & Tonic zu überraschen“, erläutert Geschäftsführer Philipp Raddatz die Idee hinter dem Produkt. Ähnlich wie vormals das Holunderblüten-Tonic, kommt auch jenes neue mit der Kirschblüte zunächst als limitierte Edition auf den Markt, um die Reaktion von Barprofis und Konsumenten abzuwarten.
Fruchtige Alternativen statt Soda
Mit den beiden anderen neuen Marken bewegt man sich bei Thomas Henry indes einen mutigen Schritt in Richtung neuen Terrains. Während man sich mit dem bisherigen Portfolio recht fokussiert auf das klassische Bar-Segment und die dortige Abnehmerschaft konzentriert hat, sind die beiden neuen Limonaden „Mystic Mango“ und „Ultimate Grapefruit“ die Gründungs-Sorten der neuen „All-Day“-Range. Also Limonaden für den ganzen Tag, nicht nur für einen Abend in der Bar.
Der verheißungsvolle Limonadenmarkt ist nun also um zwei Thomas-Henry-Produkte reicher, die freilich zum Mixen geeignet sind, sich jedoch vornehmlich als Drinks für den Purgenuss empfehlen. „Mit unseren beiden Limonaden bauen wir unsere Kompetenz im Gastronomiebereich aus und bieten jetzt auch für das Tagesgeschäft Alternativen an“, wie Raddatz verlauten lässt.

Mit der Geschmacksrichtung „Mystic Mango“ hat man sich für eins der Trend-Aromen vergangener Jahre entschieden, nicht ohne allerdings mit der exotischen, bei uns recht unbekannten Pitanga-Frucht eine Komponente hinzuzufügen, die der Limonade den entscheidenden Säure-Kick verleihen soll. Als Mix-Partner empfiehlt man bei Thomas Henry z.B. Spiced Rum, Vodka oder Gin, womit auch das früher beliebte Segment „Gin & Juice“ in neuer Form touchiert wird.
Ein klassischerer Geschmacksträger präsentiert sich mit „Ultimate Grapefruit“. Die herbsüße Zitrusfrucht erfreut sich in letzter Zeit ohnehin wachsender Beliebtheit im Getränkesektor. Auch die Grapefruit-Limonade ist für den Pur-Genuss gedacht, kann und soll jedoch ebenso für Vitalität im Longdrink-Bereich sorgen. Hier wäre natürlich an erster Stelle die Paloma zu nennen, der würzig-frische Nationaldrink Mexikos, der sich mittlerweile auf den meisten Barkarten findet. Ob und inwieweit die neuen Produkte sich als brauchbare Filler etablieren können, liegt dabei natürlich vor allem in den Händen der Bartender.
„Neu ist immer besser“
So lautet ein berühmter Satz der Serienfigur Barney Stinson. Grundsätzlich ist eine Erweiterung der klassischen Range um kreative Marken sehr begrüßenswert. Es wird sich zeigen müssen, inwiefern der Markt mit „typischen“ Limonaden noch aufnahmefähig ist, da in den letzten zehn bis 15 Jahren eine regelrechte Armada neuer Marken aufs Parkett gestiegen ist.
Thomas Henry hat sich währenddessen – wie oben erwähnt – vor allem einen Ruf als Lieferant hochwertiger, klassischer Bar-Sodas gemacht und das reine Softdrink-Geschäft anderen überlassen. Die Frage, die sich angesichts der jetzigen Erweiterung stellt, ist also die, ob sich die neuen Marken auch jenseits des Barkosmos werden profilieren können.
Unter Bartendern und Barflies ist das Berliner Unternehmen seit langem eine feste Größe, die kaum noch infrage gestellt wird. Aus diesem Grund dürfte vor allem das Cherry Blossom Tonic auf viel vorab vergebenes Wohlwollen stoßen. Ob sich die neuen, „echten“ Limonaden ähnlich positionieren können, vor allem in Einzelhandel und Tagesgastronomie, wird man abwarten müssen.
Hier sind einige Marken bereits zu neuen Nischen-Benchmarks avanciert, die es trotz aufgeschlossener Konsumenten erst einmal zu verdrängen gilt. Zumal die kommunizierten Kerneigenschaften der neuen Thomas-Henry-Produkte – etwa rein natürliche Zutaten, keine künstlichen Aromate, weniger Süße – längst Selbstläufer im gehobenen Soft-Bereich sind.
Eine Voraussage werden wir hier nicht wagen. Interessierte aus der Barbranche können die neuen Sorten in wenigen Wochen im Rahmen des Bar Convent Berlin probieren und sich ihr Urteil selbst bilden. Wünschen wir Thomas Henry und den neuen Marken viel Glück und einen langen Atem auf dem manchmal sicher ziemlich sauren Limonadenmarkt.

Credits

Foto: Flaschen via Shutterstock

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