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Bartender und Autor Thomas Majhen im Gespräch

Thomas Majhen Autor der „Barfibel“ spricht mit uns über sein aktuelles Werk. Mit großem Engagement veröffentlicht der Berliner Bartender der Van Gogh Bar sein Nachschlagewerk in kompletter Eigenregie. Von der Recherche, über Reinschrift, Korrektur bis zur Veröffentlichung hat er über 4 Jahre eine repräsentative Sammlung an Spirituosen in einem Kompendium für Jung- und Altbartender zusammengetragen.
Nach seinem ursprünglichen Wunsch, eine Laufbahn im Dienst unseres Vaters Staat zu absolvieren, leistet er lediglich seine Grundwehrdienstzeit ab und beginnt im Anschluss eine Ausbildung zum Hotelfachmann. Ein nicht zu seltenes Ereignis trifft auch hier ein. Thomas entdeckt seine Affinität zur Bar und dem flüssigen Gold.
Die Atmosphäre und Umgebung der nachtschwärmenden Gesellschaft zieht ihn sofort in seinen Bann. Nicht nur der Lebensstil unserer allseits beliebten  Mixologen reizt ihn, auch die etlichen Flaschen im Rückbuffet wecken sein Interesse. Im Anschluss an seine Ausbildung absolviert er einen Barkurs und begibt sich ins erlebnisreiche Geschäft der Mixer und Macher.
Hungrig auf Wissen
Seine erste Station in Augsburg bringt ihn der Barkultur leider nicht besonders näher. Umgeben von Studenten und Aushilfskräften kann keiner seinen immensen Wissensdurst stillen. Während der Jahre vertieft er sich weiter in das Thema Bar, findet sich in Büchern wie „Schumann´s American Bar“ und  „Das große Buch der feinen Spirituosen“ wieder. Bis er letztendlich seine heutige Destination, die Van Gogh Bar in Berlin erreicht.
Bei jeder Station kam er stets mit neuen und unbekannten Spirituosen in Berührung. Doch ein Problem begleitete ihn immer wieder. Der neugierige Gast, dem ungebildete Bartender jeden Abend aufs Neue hilflos ausgeliefert sind.
„Im Endeffekt bleibt dir nichts anderes übrig als zu sagen, ja tut mir leid, ich kann ihnen mal die Flasche zeigen, aber wirklich ihnen was dazu erzählen kann ich auch nicht, was natürlich eine peinliche Situation ist.“
Vom Fundament zum Giebelspitz
Thomas ist im Jahr 2005 in einem Wellnesshotel in der Nähe von Augsburg, wie so oft, beim Flaschenputzen. Wieso nicht alle Informationen über das Portfolio gesammelt niederschreiben? Die Idee zu einem schnellen Nachschalgewerk für das hauseigene Rückbuffet ist geboren. Der zögerliche Gedanke ein Buch zu schreiben, reift bis ins Jahr 2009. Im Januar jenen Jahres ist es dann soweit. Er fängt an zu sammeln. Erst in im eigenen Rückbuffet, dann in anderen Bars und Barkarten.
In erster Linie dient die Barfibel Bar-Einsteigern, soll aber auch professionellen Bartendern eine übersichtliche Auswahl der gebräuchlichsten Spirituosen geben. Vorwissen, so sagt er selbst, benötigt niemand. Das Konzept des Buches besteht aus einem leicht verständlichen Nachschlagewerk in welchem auch Grundlagen beschrieben sind.
„Im Buch soll es rein um die Flaschen gehen. Es behandelt keine Techniken der Bar. Lernen wird man das sowieso erst hinter dem Tresen. Die Barfibel ist ein kleines Lexikon welche sich ausschließlich mit einem Thema beschäftigt: Den Spirituosen.“
Schnauze voll
Während des Entwicklungsprozesses stand eine Frage im Vordergrund. Was will der Leser wissen. Thomas gibt im Fließtext zu jedem Begriff eine kurze Erklärung, danach folgt etwas Hintergrundwissen. Auch zur Geschichten sowie zu Herstellungsprozessen, findet der Leser Informationen in dem Buch.
An jedem freien Tag, über mehr als vier Jahre arbeitet Thomas komplett alleine an seinem Buch. Durchschnittlich zwei Stunden am Tag, vor der Arbeit, nach der Arbeit. Besonders an freien Tagen sitzt er zuhause und recherchiert. Bei der Fülle an Informationen in diesem Buch könnte der ein oder andere Jungautor schnell an den Punkt der Demotivation kommen. So ging es auch Thomas, trotzdem behält er in jeden Moment sein Ziel fest im Fokus. Mit kurzen Pausen setzt er seine Arbeit beständig fort. Wie er selbst erzählt, war er nicht nur einmal an dem Punkt: „…Schnauze voll. Habe keinen Bock mehr.“
Auf der Zielgerade
Die kontinuierliche Arbeit jeden Tag bringt ihn letztendlich Anfang 2013 zum Ziel. Während der gesamten Zeit muss er ständig eine Grenze ziehen, um seine Sammlung nicht zu breit zu gestalten. Eintagsfliegen beachtet er in seinem Buch nicht, nur Spirituosen die über einen längeren Zeitraum existieren und solche, die es wahrscheinlich auch noch über die nächsten 100 Jahre geben wird. „Durch Zufall wird sicher auch mal ein Trendprodukt mit reingeflutscht sein, aber nicht gezielt.“
Warum ein Buch und was bringt die Zukunft?
Thomas, so scheint es, ist glücklich mit seinem Buch. Und nutzt es auch selber an der Bar. Zur Finanzierung hat Thomas keine Industriepartner mit ins Boot geholt.  Auch die Veröffentlichung läuft über einen on-demand-Verlag. Das heißt, nur bei einer Bestellung wird auch produziert. Das Cover gestaltet er selber. Alleine für die Korrektur hat er das Buch zehn Mal durchgelesen. „Am Ende bist du für alles alleine verantwortlich.“ Auch Werbung und Promotion gehen über ihn. „Es kann mal vorkommen, dass das Buch bei Amazon unter Buchempfehlungen erscheint, das wars.“
Für nächstes Jahr plant er die zweite Auflage seiner Barfibel, er hat noch etwa 100 Seiten Platz und die möchte er auch füllen. Ob mehrere Bände entstehen, kann er zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Warum er sich für ein Buch entschieden hat? Ganz einfach, einem Bartender soll die Möglichkeit geboten werden, ein schnelles Nachschlagewerk an der Bar zur Hand zu haben. Erst mit seinem Handy oder Tablet zu hantieren, um die gewünschten Informationen aus dem Netz zu suchen, findet er umständlich.
Aktuell arbeitet Thomas an seinem neuen Werk: „Von Nachtschwärmern und Schnapsdrosseln“. Ein lustiger Erlebnisbericht aus 14 Jahren Barerfahrung, ohne fachlichen Hintergrund. Auch dieses Buch erscheint im Selbstverlag, voraussichtlich zum Jahresende.
Die Barfibel
Preis: 54,80 €
Autor: Thomas Majhen – Van Gogh Bar
Land: Deutschland
Verlag: epubli
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Credits

Foto: Thomas Majhen via Sarah Liewehr

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