It’s Thyme. Zeit für Thymian Likör aus Frankreich.
Kräuterliköre. Jeder kennt sie, und den ein oder anderen mag auch ein jeder. Allerdings denkt man normalerweise an Hochprozentiges in dem eine Menge verschiedenster Kräuter mit Zucker und Alkohol kombiniert werden.
In Frankreich bei Bigallet versucht man einen anderen Ansatz für Kräuterlikör zu finden. Im wahrsten Sinne des Wortes wird ein einziges Kraut als Aromageber für einen Likör verwendet, keine Mischung aus Kräutern und Gewürzen.
Franzosen mit Tradition
Die Firma die diesen Thymianlikör herstellt ist Bigallet. Gegründet 1872 von Félix Bigallet in Lyon, im Süden Frankreichs. Der Jungunternehmer wollte eine Fabrik für Sirups und alkoholische Getränke erbauen die vor allem Cafés, Herbergen und Restaurants beliefern sollte. Während man sich anfangs auf die klassischen Getränke wie Bitters, Kräuterliköre (die mit mehreren Kräutern) und Extrakte aus der Chinarinde konzentrierte, konnte man 1885 einige Kilometer östlich in Viril eine Likörfabrik erwerben und somit das Produktportfolio deutlich erweitern.
Verkehrstechnisch gut gelegen, half der Anschluss an die Eisenbahn immens, um neue Lieferwege und somit neue Märkte zu erschließen. Die Tradition der Firma hält bis heute an und bis dato produziert man vor allem Sirups aber auch Liköre. Unter anderem den Thymianlikör Thyme.
Zur Herstellung des Likörs gibt man sich seitens Giffard, die den Vertrieb der Bigallet-Liköre innehaben, eher wortkarg. Eine Mischung aus einer Thymian-Mazeration und eines Destillats dem Thymian zugesetzt wurde, machen das Produkt aus. Welche Menge Zucker genau zugegeben wird und ob es sonstige Inhaltsstoffe gibt die von Interesse wären, erfährt man leider nicht. Und auch das Etikett lässt einen nicht viel schlauer werden. 35% Vol. Alkohol hat der Likör und die Flasche beinhaltet 350 ml. Eine belebende Wirkung soll der Likör haben und der Duft die Aromen der Provence einfangen. Nun gut.
Volles Aroma
In der Nase überrascht die sehr kräftige Thymiannote. Frisch und aromatisch sticht sie hervor, ist aber nicht penetrant. Wenn die Farbe des Likörs allein durch das Mazerat erreicht wird, ist diese Intenstität aber auch nicht verwunderlich. Eine leichte und subtile Süße lässt sich in der Nase bereits erahnen und wird auf der Zunge bestätigt. Allerdings ist es keine klebrige Süße, dafür ist der Likör insgesamt zu leicht, sondern lässt sogar Raum für eine kräutrige Bitternote. Das kräftige und vollmundige Thymianaroma tritt auch hier zum Vorschein und rundet den gesamten Eindruck ab. Ein runder und voller Kräutergeschmack – unverkennbar Thymian.
Was tun?
Stellt sich die Frage, was soll man damit machen. Empfohlen wird der Purgenuß, oder den Likör auf Eis gekühlt zu sich zu nehmen. Sicherlich möglich, aber noch nicht das Ende der Fahnenstange. Die Cocktailempfehlungen von Giffard kann man sicherlich probieren, der Likör lässt aber Raum für eigene Spielereien. Ein Gimlet indem die Hälfte des Gin mit Thyme ersetzt wird ist ein schneller und funktionierender Drink. Wer gefallen an der White Lady Variante von Jeffrey Morgenthaler gefunden hat – er infusioniert den Cointreau mit Thymian – der kann den Thyme auch in diesem Drink einsetzen.
Das intensive Thymianaroma wird dem Likör aber eventuell auch zum Verhängnis. Ein bisschen eindimensional ist der Geschmack, und wer mixologisch tätig werden möchte, wird im Zweifel wahrscheinlich eher zu einer Infusion auf Basis einer anderen Spirituose zurückgreifen, um mehr Raum für aromatische Spielereien zu bekommen. Wer aber volles Thymianaroma sucht, der wird bei Thyme fündig.
Credits
Foto: Thymian via Shutterstock