Tom Bulleits Whiskey Tasting in Berlin.
Die Bulleit Distilling Company hat eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte hinter sich. Mit mittlerweile über 50% Marktanteil in seinem Segment, avancierte der Small Batch Bulleit 95 Rye innerhalb weniger Jahre zum weltweit bestverkauften Rye-Whiskey. Gründer und Master Distiller Tom Bulleit, Ur-Ur-Enkel des ersten Destillers Augustus Bulleit, stellte am 6. Dezember im Berliner Restaurant Chicago Williams BBQ zwei seiner Whiskey-Klassiker vor.
Tom Bulleit steht vor seinem Publikum im Gastraum des Chicago Williams BBQ. „Ich bin eigentlich Jurist“, sagt er einleitend, „wenn Sie also bei meinem Vortrag abschweifen oder ein Nickerchen machen, ich nehm’s Ihnen nicht übel.“ Die Amis. Sie haben dieses Talent mit einer beneidenswerten Leichtigkeit die Herzen ihrer Zuhörer zu gewinnen. Dieses augenzwinkernde Selbstbewusstsein, das trotzdem, ganz spielerisch, Selbstkritik zulässt, hat schon die eine oder andere US-Präsidentschaftswahl entschieden.
Der Mann, der einfach verschwand, der Whiskey, der kam
Bulleit erzählt von den Anfängen der Marke im frühen 19. Jahrhundert. Der Familienbetrieb hat seinen Sitz im Bundesstaat Kentucky, im Heartland der USA, bekannt für seine Pferdezüchter und seine Whiskey-Destillerien. Sein Ur-Ur-Großvater brannte seit 1830 Whiskey, bis er 1860 auf dem Weg nach New Orleans, eine Lieferung Fässer im Gepäck, spurlos verschwand. Die Familie sollte niemals herausfinden, was mit ihm damals passierte, sein Rezept aber rettete sich über die Generationen.1986 beschloss Tom Bulleit, dass es an der Zeit sei, zur Familientradition zurückzukehren. Für die Entwicklung der heutigen Bulleit Whiskeys und den Aufbau der Marke ist er hauptverantwortlich. Seit November 2013 sind der Bulleit Bourbon und der Bulleit Rye auch auf dem österreichischen und deutschen Markt erhältlich.
Begleitet von Bulleits Moderation können die etwa 20 geladenen Gäste fünf amerikanische Whiskeys verkosten und vergleichen. Als erster kommt der Bulleit Rye in die Gläser. Richtungsweisend bei seiner Entwicklung sei der Anspruch gewesen, ein Produkt zu kreieren, „das sich nicht nur perfekt zum Mixen, sondern auch zum pur Trinken eignet“, so Bulleit. Der Small Batch Rye besteht aus 95% Roggen und 5% Gerstenmalz und lagert fünf bis sieben Jahre in amerikanischer Weißeiche. „Wir haben bemerkt, dass die Fässer nach etwa fünf Jahren eine leichte Süße abgeben, und das wollten wir beibehalten“, so Bulleit.
Natürlich ist auch der Bulleit Bourbon unter den Verkostungs-Whiskeys. Mit einem Anteil von 28% Roggen plus 68% Mais und 4% Gerstenmalz ist er für einen Bourbon recht würzig im Geschmack. Jim Beam White Label, Jack Daniel´s und Maker´s Mark werden als Vergleichsobjekte herangezogen. Die Öligkeit des Beams und die süße Note des Maker´s Mark fallen dabei besonders auf.
Schon diese fünf Beispiele zeigen die bemerkenswerte Bandbreite der amerikanischen Whiskeys. Und der hat, glaubt man den Zwischentönen aus Bulleits Vortrag, nur einen einzigen natürlichen Feind: den Scotch. „Kennt jemand Scotch?“ fragt er an einer Stelle, um wenig später in Anspielung auf die bei der Lagerung von Scotch in vorbelegten Fässer mit einem diebischen Lächeln zu erklären: „Das Beste am Scotch ist der Bourbon!“
Mixologen als Starthelfer
Im Anschluss an das Tasting werden im Chicago Williams Spare Ribs, Hähnchenschenkel, gebackene Bohnen und Coleslaw aufgefahren. Nach dem Essen bekommen die Gäste noch einmal Gelegenheit mit Tom Bulleit persönlich zu sprechen.
Wie erklärt er sich den großen Erfolg seiner Marke, den schnellen Weg seines Ryes an die Spitze? „Darüber machen wir uns natürlich auch Gedanken.“, sagt Bulleit. „Erstens: wir haben ein sehr gutes Produkt und ein einzigartiges Packaging. Beides war uns von Anfang an sehr wichtig. Zweitens hat uns die Mixologie entscheidend geholfen. Ich sage immer, Bartender sind unsere „partners in chemistry“. Wir lassen unsere Chemie an den Kesseln sprechen, die Bartender ihre Chemie im Gespräch mit dem Gast. Eine Marke existiert ja nicht im luftleeren Raum, erst ein Ort wie die Bar erweckt sie zum Leben. Deshalb ist der Bartender ist für mich der Kapitän der Branche. Die Bartender erzählten einander von Bulleit, besonders über die sozialen Medien. So wurde unsere Marke in Fachkreisen rasend schnell bekannt.“
Viele Bartender erfuhren von dem Produkt aber auch im direkten Kontakt mit Bulleit. Er und seine Tochter Hollis Bulleit, die heute die Marke als Brand Ambassador vertritt, hatten am Anfang unzählige Bars persönlich aufgesucht, um ihr Produkt vorzustellen.
Mit dieser Taktik waren sie freilich nicht die ersten. Viele Bartender haben ein gespaltenes Verhältnis zu solchen, häufig latent penetrant geführten, Grabenkämpfen der Industrie um einen Platz im Rückbüffet. Umso bemerkenswerter, wie viele sich überzeugen ließen.
In den USA ist der Bulleit Bourbon seit 2000 im Verkauf. Mit dem Launch des Ryes hat sich Bulleit bis zum Februar 2011 Zeit gelassen. „Wir entschieden uns für eine längere Reifezeit und wollten gleichzeitig sicher gehen, dass wir die anfängliche Nachfrage auch decken können“, erklärt Bulleit. Ein ganzheitlicher Ansatz. Denn was passiert, wenn die Nachfrage zu gering kalkuliert wird, hat man im Fall Tanqueray Malacca gesehen. Schon vor seinem offiziellen Markteintritt war er durch Vorbestellungen ausverkauft gewesen.
Was im Endeffekt das Zünglein an der Waage war für den Erfolg der Marke, Tom Bulleit ist jedenfalls ein „Man with a Plan“, und lebendes Zeugnis für den unschätzbaren Wert von Persönlichkeit in der Barbranche.
Bulleit Bourbon Frontier Whiskey
0,7 l, 45% Vol
UVP: 22 Euro
Small Batch Bulleit 95 Rye
0,7 l, 45% Vol
UVP: 25 Euro
Vertrieb: Diageo
Bildquelle: Haeberlein und Mauerer