Kleine Bohne, große Wirkung: Der Tonka Gin
Die Gin-Welle rollt und rollt. Mitunter wird es für die Produzenten schwierig, sich noch abzugrenzen. Von Hamburg aus schickt man sich nun an, ein exotisches und umstrittenes Aroma in den Wacholdergeist zu integrieren. Ob das passt?
Die Tonkabohne ist der Samen des Tonkabaumes. Ein Baum, der ursprünglich im nördlichen Teil Südamerikas verbreitet war, mittlerweile aber auch an anderen Orten angebaut wird, um die Samen zu gewinnen. Ursprünglich wegen ihrer angeblichen magischen Kräfte geerntet, ist die Tonkabohne mittlerweile wichtige Zutat in verschiedenen Lebensmitteln und besonders als Duftstoff begehrt.
Verbotene Frucht
Die Aromatik, die jener der Vanille sehr ähnlich, aber um einiges intensiver ist, verhilft vielen Desserts zu ihrem speziellen Geschmack und wird zudem in Parfüms verwendet. Die Nutzung der Bohne ist allerdings nicht unumstritten. Der für das Aroma verantwortliche Inhaltsstoff Cumarin steht in Verdacht krebserregend zu sein, und darf daher nur in kleinen Mengen eingesetzt werden.
In den USA ist die Verwendung von Tonkabohnen in Lebensmitteln sogar gänzlich verboten.
Ungewöhnliche Verbindung
Wie aber kommen nun Tonka und Gin zusammen? Verantwortlich dafür ist der Hamburger Daniel Soumikh. Ihm wurde in einem Urlaub ein Gin Tonic serviert, über den zur Verfeinerung ein wenig Tonkabohne gerieben wurde. „Der Geschmack hat mich sofort begeistert und nicht mehr losgelassen. Fortan wollte ich einen Gin entwickeln, der dieses spezielle Aroma beinhaltet.“
Soumikh konnte bereits einiges an beruflicher Erfahrung im Spirituosenmarkt vorweisen. Er arbeitete im Vertrieb für verschiedene Marken in Norddeutschland und konnte sich mit der Schwechower Brennerei auf eine Kooperation einigen. Die Brennerei in Mecklenburg Vorpommern hatte bereits Erfahrung in der Produktion von Gin und konnte die Ideen von Soumikh in die Flasche projizieren.
Neben der Tonkabohne und natürlich Wacholder sind es insgesamt 23 Botanicals, die das Aroma von Tonka Gin gestalten. Was die Aspekte der gesundheitsgefährdenden Nebenwirkungen von Tonkabohne angeht, gibt der Hersteller des Gins im Übrigen Entwarnung.
„Der Gesetzgeber erlaubt 50mg Cumarin pro Kilogramm. Im Tonka Gin reichen bereits 20mg aus, um dieses intensive Geschmackserlebnis zu kreieren. Wir bewegen uns also sehr weit unter der gesetzlichen Obergrenze“, gibt Soumikh Auskunft über die Inhaltsstoffe.
Kein einfacher Markt
Der noch junge Unternehmer ist sich durchaus bewusst darüber, dass der Ginmarkt derzeit alles andere als dünn besiedelt ist, sieht aber dennoch gute Möglichkeiten, sein Produkt platzieren zu können: „Im letzten Jahr haben wir uns bereits in Hamburg und Berlin mit Bartendern getroffen und den Gin in einer Expertenrunde vorgestellt.
Die Resonanz hier war sehr positiv und wir freuen uns, bereits in einigen namhaften Bars vertreten zu sein. Ähnliche Veranstaltungen wollen wir im kommenden Jahr auch in anderen Städten abhalten und so die Profis von Tonka Gin überzeugen.“
Dabei konzentriert man sich vorerst auf den deutschen Markt. Zwar gäbe es bereits ein paar internationale Interessenten, aber man möchte sich erst zuverlässige Partner suchen, um der Nachfrage dauerhaft gerecht werden zu können.
Wie so viele andere Gins in letzter Zeit wird auch Tonka Gin in Halbliter-Flaschen verkauft. Die eckige und recht dünne Flasche wird von einem sehr schlichten Etikett geziert. Der Name, die Silhouette eines Tonkabaumes und ein paar Angaben zum Batch zieren die Vorderseite, die Rückseite gibt noch ein paar Infos zur Tonkabohne.
Das Design könnte noch etwas mehr Aufmerksamkeit erregen, aber insgesamt geht es ja auch um den Inhalt. Mit 47% geizt man nicht am Alkohol und gleich im ersten Augenblick wird klar, dass die Tonkabohne hier den Ton angibt. In der Nase wechseln sich der süßliche, an Vanille erinnernde Geruch der Bohne und die Aromen von Wacholder gekonnt ab. Ein klar zu erkennender Gin, aber mit einem Twist.
Auf der Zunge ist der Gin sehr cremig, am Gaumen eher trocken – hier erkennt man die Tonkabohne sofort. Eine angenehme Schärfe, klassische Ginaromen und über allem der süßliche Schleier. Ein sehr leckerer Gin und eine Einladung zum Mixen.
Mit der kleinen Einschränkung, dass man das Aroma der Tonkabohne wirklich mögen sollte. Der Gin wird seinem Namen gerecht. Wem dies aber Spaß macht, der wird sowohl in klassischen Gin-Cocktails oder im Gin Tonic glücklich und wird sicher schnell kreativ.
Ralf Samet
durfte ich neulich verkosten. Entfernt nur nach Tonkabohne, spritig, scharf und beliebig. Ich verstehe absolut nicht die Empfehlung hier in der mixology
Markus
Ich habe ihn schon seit einiger Zeit zu Hause stehen und genieße Ihn mit großer Freude!
Ein ehrlicher Gin mit einem tollen Abgang! Die Tonkabohne dominiert nicht, ist aber für meinen Geschmack im richtigen enklang mit dem Wacholder!
Andy
Ich habe ihn neulich empfohlen bekommen.
Für meinen Geschmack, ist dieser Gin eine Bereicherung!
Julica
Also vorweg, ich bin eigentlich eher nicht der typische Gintrinker. Höchstens mal ein Glässchen Sloe-Gin von Monkeys. Dafür liebe ich regelrecht die Tonkabohne und koche sehr gerne mit ihr (Link wurde von der Redaktion entfernt) für alle die sich mal versuchen wollen, ganz gute Übersicht).
Nur verstehe ich nicht ganz, wie der Gin diesen Namen verdient hat? Hier muss ich meinem Vorredner recht geben, für mich schmeckt der “Tonka-Gin” einfach zu wenig nach Tonkabohne?!
Tim Ackermann
Ganz klar einer der besten Gins, die ich kenne!
Für mich ist die Tonkabohne perfekt im Abgang und sehr nachhaltig! Die Schärfe schmecke ich nur raus, wenn ich ihn pur trinke. Diese Schärfe entsteht allerdings deutlich von dem verwendeten Pfeffernoten, welche auch zum Destillat hervorragend passen!
Kann diesen Gin nur deutlich empfehlen!