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Ohne Moos nix los – Die Trisoux Bar in München

7500 Stäbe aus Fichtenholz an der Decke, konserviertes Echtmoos an den Wänden und dschungelartiger Farn im Untergeschoss – die Trisoux Bar in München beeindruckt durch ein außergewöhnliches Raum-Design. Auch das Drinks-Konzept kann sich natürlich sehen lassen. Kurzum: Das Glockenbachviertel darf sich um einen neuen Bar-Zugang freuen.

„Wir wollten einen besonderen Ort schaffen und unseren Gästen das Gefühl vermitteln, einen ganz neuen Raum zu entdecken.“ Dieser anfängliche Wunsch des Trisoux-Trios Philipp Fröhlich, Gustav Großmann und Ben Bauer wurde zur raumgreifenden Grundidee und vom Kopenhagener Architekten Martino Hutz, dem Cousin von Bauer, innerhalb eines halben Jahres in sicht- und vor allem greifbare Formen gegossen.

„Martino verstand sofort, was uns vorschwebte, und wir waren von Anfang an begeistert von seinen Design-Vorschlägen“, so Fröhlich über die Zusammenarbeit mit dem Architekten-Spezl – schließlich sind wir in München. Und so brachte das Hutz’sche Design nicht nur jede Menge Holz in die Hütte, sondern auch ordentlich Moos an die Wände – Naturmaterialien, welche in ungewohnter Tresen-Umgebung eine ganz spezielle Atmosphäre kreieren und der ehemaligen Schwulen-Kneipe „Bau“ den Charakter einer skandinavischen Designer-Grotte verleihen.

Trisoux Bar: Holz in der Hütte und erhobene Häupter

So bilden unterschiedlich lange Stäbe aus hellem Fichtenholz mit einer Gesamtlänge von 3,5 Kilometern eine wellenförmige Deckenverkleidung, welche an eine höhlenartige Kathedrale erinnert und ein erhobenes Haupt sowie eine gewisse Hochnäsigkeit von Seiten der Gäste geradezu herausfordert. Wer genug Hans-guck-in-die-Luft gespielt hat, wird mindestens ebenso augenreizvoll mit grünem Moss beglückt, welches in konservierter, aber äußerst griffiger Form die Wand neben der Bar sowie eine Ecke im hinteren Zimmer ziert.

Und, wo wir schon vom weiteren Räumen sprechen – der hereinkommende Neuling wird vermutlich über die recht stattliche Größe der Bar von 65 qm im Erdgeschoss erstaunt sein, denn auf den ersten Blick und von der Straße aus wirkt das Trisoux eher klein und nischig, als mehrräumig und hintergründig. An den vorderen Barbereich – „Hier wollen wir durch Stehtische und den direkten Kontakt zur Bar eine lockere, ungezwungene Atmosphäre schaffen“ – schließt sich besagter, zweiter Raum inklusive eines gemütlicheren Sitzbereichs an, wobei eine Treppe in das untere Stockwerk auf die Möglichkeit des tiefer gelegten Trinkvergnügens hinweist.

Dark Room versus Lagerfeuer: Unten wird’s dann eher abge-Farn

Im einstigen Dark Room der ehemaligen Kneipe haben Fröhlich, Großmann und Bauer nämlich ein zwar ebenfalls dunkles, aber durchaus stil- sowie glasvolles Hinter- beziehungsweise Unterzimmer geschaffen, welches mit rund 20 qm, 15-20 Sitzplätzen und einer kleinen Bar den passenden Rahmen für entspannte, späte Runden, private Festivitäten sowie Tastings am Tage gibt.

„Wir wollen das Untergeschoss erstmal nur am Wochenende öffnen, um unseren Gästen einen Rückzugsort von der trubeligen, oberen Etage zu bieten – einen Raum, in welchem man sich durchaus ein bisschen verlieren kann und soll“, so Fröhlich über die derzeitigen Nutzungs-Pläne des Untergeschosses. Für die passende Stimmung und eine gewisse Lagerfeuer-Romantik sorgen dabei üppige Farne, welche – dank eines umlaufenden Deckenregals und hintergründiger Beleuchtung – effektvolle Schatten an Wände, Decke und Boden zeichnen.

Neben der Öffnung am Wochenende und Tastings am Tage planen die kreativen Betreiber zudem das tiefer gelegte Zimmer für Pop Up-Barkonzepte zu nutzen – extended Guest Bartendings, bei denen befreundete Kollegen aus fernen Destinationen über mehrere Tage den Laden schmeißen, beziehungsweise die Bude beshaken dürfen.

Das Betreiber-Trio: Hochprozentige Vielfalt und facettenreiche Hintergründe

Dieser bunte, aber durchaus harmonische Mix aus Speakeasy-Elementen, Stehbar-Feeling und gepflegtem Trinkgenuss gibt nicht zuletzt Aufschluss über die recht unterschiedlichen gastronomischen Hintergründe und Vorgeschichten des Trisoux Bar-Dreigespanns.

So stand Fröhlich zuvor in der Bar Herzog am Brett, wo er durch die kreativen Einflüsse eines Lukas Motejzik, Flo Saxinger oder Marvin Jacob geprägt und mixologisch inspiriert wurde.

Großmann, der zuvor verschiedenste Gastronomiekonzepte, von Burger bis Bar, aus der Taufe hob und zudem lange Jahre im Management sowie der Betriebsleitung des Elektro-Clubs Bob Beaman tätig war, wird in der Trisoux Bar vor allem den Service übernehmen und durch seine breitgefächerten, gastronomischen Erfahrungen neuen Input ans Brett und in den Gastraum bringen.

Bauer dagegen kann schon beinahe als grundlagenschaffendes Urgestein betrachtet werden, denn er betreibt nicht nur seit einigen Jahren die Bars Sehnsucht und Home in der Maxvorstadt, sondern er legte auch die unverzichtbare Basis für sein neustes Bar-Baby Trisoux – so war es Bauer, der schon seit langem vorm „Bau“ auf der Lauer lag, um ausgefuchst zuzuschlagen, als die Immobilie Anfang des Jahres frei wurde. Abgerundet wird das dreiköpfige Gespann schließlich noch vom sympathischen André Riedel, welcher als ehemaliger Herzog-Kollege von Fröhlich der erste Festangestellte in der Bar und somit der Vierte im Bunde ist.

Liquide Diversionen und aromatische Glaseinheiten

Dieser facettenreiche, aber sich harmonisch ergänzende Betreiber-Mix spiegelt sich auch im Drinks-Menu der neuen Glockenbach-Bar wider, so dass hereinstolperndes Party-Volk genauso zufrieden gestellt wird wie die Münchner Bar-Bohème oder schluckgenaue Connaisseure. „Wir haben zwar einen gewissen Schwerpunkt auf Wermut, Portwein und Sherry gelegt, aber wollen uns nicht zu sehr auf eine spezielle Spirituose beschränken – insbesondere, da die jetzige Karte ja unsere erste ist und wir erst einmal abwarten wollen, wie die Gäste reagieren und welche Drinks gut funktionieren“, erklärt Fröhlich.

So erwartet den Durstigen in der Trisoux Bar – was übrigens eine hingebungsvolle Verschmelzung der Worte Bisoux und Trio ist und so viel wie „Kuss zu dritt“ bedeutet – ein hochprozentiges Intermezzo aus erfrischenden Aperitifs, klassischen Longdrinks und kreativen Signature Cocktails, wobei zwei verschiedene Cocktails on Tap gerade am Wochenende das schnellzügige Trinkvergnügen sowie ein hohes Bestellvolumen glasvoll garantieren. Bei allen Kreationen fällt der spielerische Umgang Fröhlichs mit ungewöhnlichen Aromen auf, so dass bei leichteren Drinks wie einem Uppsala mit Helsinki Sanddorn Gin-Likör, Roter Bete, Thymian und Secco oder kräftigeren Glasvarianten wie dem Dark Side of the Moon mit Michter’s Unblended American Whiskey, Cynar 70, Cinzano 1757, Kakaobohnen, Datteln und Salz ein überraschender Gaumenkitzel sowie der berühmte Spaß im Glas gleichermaßen garantiert sind.

Und auch der Wein wird in der Trisoux Bar keinesfalls stiefmütterlich behandelt, sondern mit Aufmerksamkeit und sogar einer eigenen, kleinen Karte verwöhnt. So halten die Keller und Kühlschränke der Cocktailbar, neben einer durchaus griffigen und süffigen Handvoll offener Tropfen, knapp zwanzig Flaschenschätze wie einen gemischten Satz von Pranzegg aus Südtirol oder ein Großes Gewächs vom Ökonomierat Rebholz aus der Pfalz bereit. Hierbei sei zudem angemerkt, dass alle liquiden Feinheiten in der Trisoux Bar mindestens als bio, wenn nicht sogar biodynamisch zertifiziert sind und der natürliche Trinkfluss somit garantiert ist.

Trisoux Bar München: Küsse zu dritt und Drinks unter Holz

Ob sich das Sippen unter (Decken-)Stäben und Nippen im befarnten Unterzimmer als kussechtes und dauerhaft erfolgreiches Vergnügen erweist, wird sich logischerweise erst in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Und auch, ob sich in der Trisoux Bar der erwünschte Mix aus Laufkundschaft – schließlich sind wir im szenigen Glockenbachviertel – und gezielten Cocktail-Pilgern einstellen wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorausgesagt, sondern lediglich erhofft werden.

Sicher ist jedoch, dass über die grün bemooste Bar nicht so schnell Gras wachsen wird, sondern das Trisoux – nicht zuletzt durch das pittoreske Deckengewölbe sowie das kreative Drink-Menü – eine neue, spannungsvolle Tresen-Destination in München darstellt, welche es im Auge sowie im Glase zu behalten gilt.

Credits

Foto: Alle Fotos via Verena Borell.

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