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Juliette Larrouy und Pom Modeste läuten die neue Ära des Two Schmucks ein

Der bekannten Bar „Two Schmucks“ in Barcelona sind während der Pandemie mit dem „Fat Schmuck“ und dem „Lucky Schmuck“ zwei Kinder gewachsen. Gründer Moe Aljaff widmet sich heute mehr der Steuerung im Hintergrund, das Tagesgeschäft lenken die beiden Französinnen Juliette Larrouy und Pom Modeste. Wir haben sie in El Raval besucht.

Am Anfang waren da „Zwei Beknackte“, so in etwa die Übersetzung für das englische „Two Schmucks”. Und wie das so oft ist mit zwei Blöden: sie haben einen gleichen Gedanken. Im Falle der beiden Gründer Moe Aljaff und Ahmed Moussa White war das ein Ort, an dem kreatives Chaos herrscht, das stets im Entstehen und niemals im Bleiben verharren sollte.

Das war im Jahr 2017. Inzwischen ist die kleine Bar in Barcelona weltbekannt und so auch im Ranking der World’s 50 Best Bars auf Platz 11 geklettert. Etwas scheint funktioniert zu haben. Und auch wenn es für einige Gastronom:innen zynisch klingen mag – das lag mitunter an der Kombination aus Krise und Kreativität. Gerade einmal sieben bis acht Menschen konnten anstelle der üblichen dreißig während der Pandemie in der Bar sitzen, also schloss Moe Aljaff (Ahmed Moussa White ist inzwischen ausgeschieden) ganz – und fand eine Terrasse für sein Lunch-Popup „Two Schmucks on the Terrace“. Scheitern als Chance hätte Christoph Schlingensief das vermutlich genannt.

Bereit für das nächste Two-Schmucks-Kapitel: Juliette Larrouy (links) und Pom Modeste (rechts) mit Moe Aljaff

Two Schmucks: Die Pilze von El Raval

Anstatt eines Monats lief der Laden für sechs Monate – und heute heißt er „Fat Schmuck“ und ist vom temporären in den permanenten Status gewechselt. Das originale Two Schmucks hat natürlich auch wieder geöffnet, von einer Pandemie ist dort weit und breit nichts in Sicht. An dieser Stelle kommen die beiden Französinnen Juliette Larrouy und Pom Modeste ins Spiel, die die Bars mittlerweile leiten. Kennengelernt haben sie sich bereits in Paris, zusammengearbeitet erst in der katalanischen Kapitale. Wohingegen Pom Modeste ausgebildete Konditormeisterin ist, ist Juliette Larrouy ehemalige Managerin des allseits geschätzten Le Syndicat in der französischen Hauptstadt.

„Ich war schon eine Weile da, und Moe wollte das Schmucks-Projekt aufs nächste Level bringen. Juliettes und mein Background waren ja beide kulinarisch fundiert, das reflektiert auch unsere Sichtweise darüber, wie wir Drinks denken”, erklärt Pom Modeste. Gerade für Moe Aljaff als Hansdampf in allen Gassen war es an der Zeit, das Ruder zu übergeben. Natürlich nicht völlig und natürlich nicht, ohne noch eine dritte Niederlassung des sich ewig der Niederlassung Verweigernden zu gründen. Sie sind die Pilze von El Raval, wollen alles, sind überall, doch stets auf Reisen.

Das Two Schmucks-Imperium wurde 2021 um das „Fat Schmuck“ und das „Lucky Schmuck“ erweitert
Im „Two Schmucks“ gibt es weiterhin die mixologisch anspruchsvollsten Cocktails

Two Schmucks und seine Kinder

Was logischerweise als nächstes kommt? „Die Weltherrschaft, natürlich“, so Modeste. Blöde Frage auch. Wie unterscheiden sich nun aber die drei Wirkungsstätten? Alle haben sie eine sehr klar voneinander abgegrenzte Kontur, allesamt sind sie aus einem Guss geschöpft. „Zwar weiß jeder, dass Barcelona eine recht sonnige Stadt ist, tatsächlich gibt es aber kaum Terrassen, weil die Gassen so schmal sind. Ein Ort wie das Fat Schmuck ist daher ein Juwel. Es ist hell und luftig, wer würde sich da nicht gerne unter einen Baum setzen und sich einen Espresso Martini gönnen”, grinst Pom Modeste.

Da hat sie in der Tat einen Punkt, denn der Espresso Martini im Fat Schmuck ist anders als alle anderen Espresso Martinis. „Der Beste“, attestiert auch Kaffee- und Cocktail-Experte Martin Húdak (Maybe Sammy, Sydney) auf Instagram. Überhaupt sind Kaffee und Dinge, die man tagsüber zu sich nimmt, im Fokus. Außerdem steht dort die größte Küche und ist überhaupt die ganze Brigade an Köchen anwesend. Die werden auch gebraucht – die Küche ist ohne Unterbrechung geöffnet und die Gruppierungen auf der Terrasse heterogen: Familien, Business Lunches und -Meetings, Freunde, Dates und solche, die es einmal werden. „Two Schmucks ist unter den dreien die wirklich ernstgemeinte Bar. Hier dreht sich alles um die Cocktails, hier mixen wir mit den komplexesten Kombinationen an Aromen und wollen unsere Grenzen austesten. Lucky Schmuck ist das wilde Kind: Es ist dunkel, chaotisch, laut und lecker. Was kann man daran schon nicht gut finden?“, erklärt Pom Modeste.

French Soup Manhattan

Two Schmucks

Carrer de Joaquín Costa, 52
08001 Barcelona Barcelona

Mo - Fr 11 - 3 Uhr, Sa & So 12 - 3 Uhr

Das Schmucks-Motto: Built – Destroy – Rebuild

In der Two-Schmucks-Familie, namentlich „Schmuck or die“ postuliert, weiß man nie genau, was als nächstes kommt. Das kann daher durchaus auch mal ein Street Festival sein. So fand Ende März dieses Jahres etwa die Two Schmucks Street Party statt mit dem Titel „London Calling“ und Takeovers der bekannten Bars Lyaness, Satan’s Whiskers und The Connaught Bar. „Normal“ ist eben kein Straßenschild in Schmucklands. Und irgendwie scheint auch genau diese sympathische Widerspenstigkeit der Einordnung das Aushängeschild dieser anpassungsfähigen Alleskönner:innen zu sein. Wohingegen die übrige Barszene Barcelonas auf diesem Niveau schnell eingeordnet ist – Dr. Stravinsky ist die Apotheke, Paradiso die Bar mit dem Kühlschrank, Sips die mit der freistehenden Bar und Dry Martini die mit dem Dry Martini – waren Two Schmucks schon immer etwas weniger greifbar.

Juliette Larrouy und Pom Modeste sind gerne für einen Spaß zu haben

Two Schmucks soll bleiben, wie es sit

„Natürlich haben wir ein Stammpublikum, wir fügen uns in unsere Nachbarschaft ein und sind kategorisch eine Cocktailbar. Dennoch bleibt unser Ziel, dass wir uns immer wieder neu erfinden, wir wollen immer für Überraschungen offen sein. Built – Destroy – Rebuild. Das war schon immer unser Motto und das definiert unsere Arbeitsweise punktgenau“, so Pom Modeste.

Wie haben sich Larrouy und sie neu erfunden, was ist anders geworden als die beiden übernommen und Moe Aljaff sich an die hintergründige Steuerung der „Schmuck or die“-Gruppe zurückgezogen hat? „Wie haben hier und da an ein paar Schrauben gedreht, aber den Laden keineswegs um 180 Grad auf den Kopf gestellt. Immerhin gab es einen Grund, warum wir genau hier und nicht woanders gelandet sind. Nämlich die hier vorherrschende Art der Gastlichkeit, die Detailverliebtheit und die vielen kleinen Aufmerksamkeiten, die uns ausmachen. Das soll auch so bleiben“, resümiert Juliette Larrouy.

Selbstverständlich verraten die beiden nicht, was in naher Zukunft kommen wird. Es wird ein wenig um das Fat Schmuck geheimniskrämert und geraten, ein Auge darauf zu behalten. Bis dahin kredenzen die beiden auch schon mal Drinks im Dead End Paradise in Beirut. Diese pflegt die Eigenbeschreibung „A Hedonist Tiki Dive That May Not Exist Tomorrow“ – man möchte sagen, das passt wie Topf auf Deckel. Es gehören eben immer zwei dazu.

Credits

Foto: Two Schmucks

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