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Die fünf Produkte der Verkostungsrunde August 2022

Aufgepasst und aufgemacht: Die Mixology-Verkostungsrunde im August 2022

Abwechslungsreich in Kategorien und Geschmack: Für unsere aktuelle Verkostungsreihe im August probieren wir Jack Daniel’s Triple Mash, Mina Real Mezcal, die Kaffeekirschen-Limonade Limonara, Mambulo Vodka und Absinth von Hendrick’s.

 

Monat für Monat verkostet unser Autor und Bar-Betreiber Marco Beier Produkte, die neu auf dem Markt sind oder zumindest neu entdeckt wurden. Die Flaschen der MIXOLOGY-Verkostungsrunde werden uns von den Produzent:innen kostenlos zur Verfügung gestellt oder zugesendet. Auf den redaktionellen Inhalt erfolgt keine Einflussnahme, MIXOLOGY erhält darüber hinaus keine Vergütung. Wer uns ebenfalls ein Produkt zusenden möchte, schreibt gerne an [email protected].

Und somit geht es schon los mit der Verkostungsrunde im August 2022.

Eine Flasche des neuJack Daniel’s Triple Mash
Jack Daniel’s Triple Mash erweitert das Standard-Portfolio

Jack Daniel’s Triple Mash

Eine neue Abfüllung vom Giganten aus Lynchburg, Tennessee, die das bisherige Portfolio als Standardprodukt erweitern wird. Jack Daniel’s Triple Mash ist ein Blend aus drei Straight Bottled in Bond-Whiskeys aus einer Destillerie, aus einer Saison, mindestens vier Jahre lang gelagert und mit 50% Vol. abgefüllt. Brown-Forman gibt die Zusammensetzung mit 60 Prozent Rye und je 20 Prozent Tennessee und American Malt an.

Der große Anteil an Rye bräuchte keine gesonderte Erwähnung, aber dazu später mehr. Farblich ein sehr sehr einladender Whiskey: ein Mix aus Kupfer und Bronze mit diesem speziellen Leuchten im Glas. In der Nase dann die erste Kante: Die 50% Vol. schlagen voll durch, und man muss den Triple Mash ein wenig atmen lassen, bis sich unter den markanten Klebstoffnoten ein wenig Marzipan, Dattel und getrocknete Früchte wahrnehmen lassen. Noch ein paar Minuten später gesellen sich dann Vanille, Holz und Noten von schwarzem Tee hinzu. Macht auf jeden Fall neugierig. Der erste Schluck dann mit sehr präsenter Schärfe, wieder diese 50% Vol, die man sofort bemerkt. Der Roggen ist deutlich zu erkennen, aber um den Triple Mash pur zu trinken, braucht es ein wenig Wasser – und selbst mit einem großzügigen Schluck bleibt die Schärfe immer noch unfassbar präsent. Zum Purgenuss also eher herausfordernd. Dafür macht der Whiskey Sour sehr viel Spaß, und auch ein Reverse Manhattan bekommt einen tollen, eigenen Charakter.

Flaschengröße: 700ml
50 % Vol.
UVP: ca. € 31,-
Vertrieb: Brown-Forman

Mina Real Mezcal

Endlich wieder ein neuer Mezcal, und dieses Mal einer, der sich schon vor dem ersten Schluck deutlich von anderen abhebt. Die Real de Minas Distillery legt großen Wert darauf, bei der Produktion des Mezcal möglichst ressourcenschonend zu arbeiten und verleiht sich selbst den Titel „ökologisch-nachaltig“. Während andere Destillen bis zu 1,5 Kilogramm Feuerholz pro Liter Mezcal verbrennen, wird bei Minas mit einer Dampfmethode gearbeitet. Zudem werden die Agaven in einem speziellen Verfahren geröstet, bei dem nach eigenen Angaben pro Röstvorgang im Vergleich zu herkömmlichen Methoden in etwa das Holz eines großen Baumes eingespart wird. Nach der Fermentation der Agaven wird zweifach destilliert und das Destillat in Fässern aus American Oak gelagert, bevor der Mezcal in die Flasche kommt. Diese wiederum ist recht schlicht, aber durch die stilisierte Agave auf der Innenseite des Rücketiketts entsteht ein netter Effekt fürs Rückbuffet.

Im Glas verströmt die klare Flüssigkeit nur ein dezentes Raucharoma, wobei die 46 % Vol. überraschend zurückhaltend sind. Es dominieren eher frische, grüne Noten. Im Geschmack dann die volle Ladung Agave: frisch, kristallklar und mit einer angenehm milden Rauchnote. Mit viel Power und langem Abgang. Macht schon pur im Glas riesigen Spaß und entfaltet sein volles Aroma in einer Mezcal Margarita oder einem klassischen Sour. Definitive Kaufempfehlung.

Flaschengröße 700 ml
Alkoholgehalt: 46 % Vol.
UVP: ca. € 46,-
Vertrieb: Innovative Drinks

Eine Flasche Mina Real Mezcal
Mina Real Mezcal setzt auf umweltschonende Produktion
Eine Flasche Mambulo Vodka
Mambulo Vodka spendet Teil des Erlöses für den guten Zweck

Mambulo Handcrafted Rye Vodka

Vodka sucks. Punkt. Ich frage mich, was eine neue Marke dazu bringt, ihre Flasche zu verschicken und dem Päckchen einen Stapel Aufkleber hinzuzugeben auf denen „Port Sucks“, „Gin Sucks“, „Tequila Sucks“ steht. Für beinahe jede Kategorie findet sich ein Aufkleber. Sympathisch geht anders. Ein mitverkostender Kollege betitelte das Ganze als „Quereinsteiger-Klamauk“, und dürfte wohl recht haben.

Dabei hat man eigentlich einen sympathischen Ansatz. 15% des Gewinns von Mambulo werden an soziale Projekte gespendet und laut eigener Homepage folgt man der Idee, die Welt in kleinen Schritten immer ein wenig besser zu machen. Leider war der erste, also entscheidende Eindruck etwas holprig. Aber gut, die Flasche wurde zwischen den ganzen Aufklebern gefunden und möchte verkostet werden.

Die klare Flüssigkeit duftet markant nach Roggen als Ursprungsgetreide, dazu helle, fruchtige Noten von Mango und Passionsfrucht. Im Mund ist der Roggen auch wieder sofort zu erkennen. Warm, weich und lange, dabei sehr schmeichelnd am Gaumen. Der gemixte Clubland macht Laune, schade das „Port Sucks“. Streng genommen sollte es den Drink mit Mambulo also nicht geben. Vielleicht besinnt man sich ja noch einmal auf die alte Weisheit, dass man sich selbst nicht besser macht, indem man andere schlecht macht. Mit ein wenig mehr Empathie im Marketing – passend zur Charity-Idee übrigens – wäre Mambulo, der im österreichischen Waldviertel auf Bio-Basis produziert wird, nämlich ein wirklich toller Vodka.

Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 40 % Vol.
UVP: ca. 32 ,-
Vertrieb: Mambulo

Limonara - Cascara Limonade

Erst seit Februar diesen Jahres ist Cascara, das Fruchtfleisch und die Schale der Kaffeekirsche, als Novel Food in der EU zugelassen. Eigentlich ein Restprodukt der Kaffeeproduktion, wird es getrocknet und kann dann in verschiedener Form weiterverwendet werden, beispielsweise wird in den Ursprungsländern oftmals ein koffeeinhaltiger Tee aus der getrockneten Kaffeekirsche aufgegossen.

Mit Limonara hat sich jetzt ein Münchner Start-Up daran gemacht, die Kaffeefrucht ganzheitlicher zu verarbeiten. Der Aufguss dient als Basis für eine koffeeinhaltige Limonade, die den Markt bereichern soll. Kurz zusammengefasst ist Limonara das erste Getränk auf Basis von Cascara in Deutschland. Vegan, gluten- und laktosefrei, nachhaltig, ohne künstliche Zusatzstoffe und durch die Verwendung von Agavendicksaft auch noch arm an Kalorien. Das gepixelte Logo auf der Longneckflasche versprüht Witz und lässt einen Mix aus Start-Up und nachhaltigem Denken erkennen.

Im Glas erinnert die Farbe an Eistee oder ein sehr helles Spezi. Auch in der Nase dann Spuren von Eistee neben frischen, grünen Noten; der Geschmack eher leicht im Vergleich zu klassischen Limonaden. Eine sehr angenehme, fruchtige Note mit toll abgestimmter Säure. In Summe eine großartige Erfrischung für heiße Tage. Der Agavendicksaft schafft allerdings nicht ganz die Süße, wie man sie erwarten würde und wie man sie vor allem beim Einsatz als Mixer benötigen würde. Die versuchten Longdrinks mit Rum oder Bourbon wurden beide allzu sehr von der Spirituose dominiert. Aber vielleicht probiert man noch einmal einen Drink mit Portwein oder Wermut, so dass der Alkohol nicht zu dominant wird, und die Basis noch ein wenig Süße mitbringt.

Flaschengröße 330 ml
Alkoholgehalt 0%
UVP: € 1,99
Vertrieb: Limonara

Eine Flasche Cascara
Limonara basiert auf Cascara, dem Fruchtfleisch und Schale der Kaffeekirsche
Eine Flasche Hendrick's Absinthe
Hendrick's Absinthe ist nur für ausgewählte Partner in der Gastronomie vorgesehen

Hendrick’s Absinthe

Absinth von Hendrick’s? Was ist denn das wieder für eine Schnapsidee, könnte man meinen. Schließlich ist das schottische Gin-Haus immer wieder für seltsame Experimente und Marketingideen zu haben. In diesem Fall aber handelt es sich um eine lang geplante Idee von Master-Destillerin Leslie Grace, die schon seit Längerem den Gedanken verfolgte, Sternanis und Wermutkraut ein wenig imposanter darzustellen.

Der Ansatz: wegzugehen vom klassischen Absinths und die Kategorie ein wenig aufzubohren für Cocktailliebhaber:innen und Mixolog:innen, die gerne mit Aromen spielen. Neben Wermutkraut und Sternanis ergänzt Leslie Gracie das Botanicalfach um Schafgarbe, Holunderblüte, Orangendestillat und dem ätherischen Öl von Bitterorangen. Außerdem werden Gurke und Rose als Reminiszenz an Hendrick’s Gin verarbeitet.

Und wie schmeckt der Absinth nun? Ungewohnt. Aber sehr lecker. Dominant ist natürlich die Anisnote. Sowohl in der Nase als auch im Geschmack herrscht diese erst einmal sehr lange vor. Dazu eine leichte Süße, Wermut und Anis und ein lang anhaltendes, warmes Mundgefühl. Kein Brennen, keine Schärfe. Sehr spannend und interessant, damit zu spielen. Dabei aber weniger als feiner Nebel über dem Sazerac als vielmehr als klassische Basis für verschiedene Drinks. Verschiedene Varianten mit Süße und Säure konnten durchaus überzeugen, am meisten dabei ein Fizz, dessen Basis zur Hälfte aus Absinth und zur Hälfte aus Gin bestand. Erhältlich nur für den On-Trade und somit exklusives Tool für verschiedene Bars, um Gäste zu überraschen und zu begeistern. Schnapsideen dieser Kategorie wünschen wir uns häufiger.

Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 48% Vol.
UVP: Hendrick’s Absinthe ist nur für die Gastronomie vorgesehen
Vertrieb: William Grant & Sons

Credits

Foto: Marco Beier

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