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By The Dutch Batavia Arrack

Die MIXOLOGY-Verkostungsrunde März 2017

Vorhang auf für den By The Dutch Batavia Arrack! Aber auch der Gin der Wayfarer Distillery kann rundum überzeugen. Und sonst? Der zweite Bottled Cold Brew im Test. Die Verkostungsrunde eröffnet ihren dritten Jahrgang mit einer tollen Produktauswahl an Neuheiten.

Mit dem By The Dutch Batavia Arrack hat die Redaktion einen neuen Favoriten für kraftvolle Punches entdeckt. Doch bevor es gen Indonesien und Amsterdam geht, fragen wir uns erstmal: Lohnt sich Apfelsaft in Dosen?

Peter Pauli: Der Apfelsaft

Reinsortige Apfelsäfte und Direktsäfte von Streuobstwiesen erleben derzeit eine Nachfrage, wie es sie wohl noch nie gegeben hat. Immer mehr Verbraucher möchten echten Geschmack und suchen gezielt nach Produkten mit Identität, Terroir und Charakter. Auch für die Bar ergeben sich durch die immer bessere Verfügbarkeit solcher Säfte ganz neue Wege und Möglichkeiten, einst unliebsame Aromen und Geschmäcker in neuer, natürlicher Form in den Drink zu transportieren.

In dem Segment mitmischen möchte nun auch die Mosterei der Streuobstmanufaktur Peter Pauli aus der Eifel. Recht unkonventionell ist dabei das Packaging in Dosen – und zwar solche mit einem ganz feinen, ansehnlichen Design, das die Handwerklichkeit des Produktes unterstreicht. Und der Saft kann auch wirklich etwas: mit goldener Tönung und starker Trübung präsentiert er sich im Glas und verströmt einen vollen, holzigen Duft von Apfel, nicht ohne feine Kompott-Noten samt etwas Zimt. Im Mund cremige Textur und volle Fruchtsüße. Ein schönes Produkt für Endverbraucher, allerdings mit einem Preis von 2,20 Euro für 250 ml wirklich hoch angesiedelt. Für Gastronomen oder Bars interessanter ist die 3-Liter-Bag-in-Box-Packung zu 6,90 Euro. Freilich werden neben Apfel weitere Säfte hergestellt.

Philosoffee Koldbrew

Bereits bei der vorletzten Verkostungsrunde kam ein Prefill-Cold Brew auf den Tisch. Besonders in den Großstädten ist der kalt extrahierte Kaffee jungen oder aufgeschlossenen Verbrauchern mittlerweile gut bekannt. Das zeigt sich auch daran, dass inzwischen einige Start-Ups versuchen, Cold Brew auch als fertiges Produkt auf Portionsflaschen gefüllt anzubieten. Für Bars, die keine eigenen Cold Brews ansetzen möchten, könnten diese durchaus sinnvoll sein, wenn es um einen konstanten, kalkulierbaren Ersatz gibt.

Wie einige dieser Firmen sitzt auch Philosoffee mit ihrem „Koldbrew“ in Berlin. Angeboten wird der je nach Sorte – in diesem Fall mit Herkunft Kolumbien – zwischen 12 und 24 Stunden kalt extrahierte Single Origin-Kaffee in Flaschen zu 275 ml. Das vorliegende Sample bringt weiche, zurückhaltende Röstnoten von Karamell, dazu eine leichte Nussigkeit und Kakao. Im Mund ist er leider recht dünn und legt zudem eine für einen Cold Brew immer noch recht starke Säuerlichkeit an den Tag. Schön sind die nun wirklich deutlichen Kakaotöne, auch das weiche Mundgefühl. Aber mit einem frisch zubereiteten, hausgemachten Cold Brew noch nicht vergleichbar.

Mampe Elefantenkümmel

Die Firma Mampe ist aus der Berliner Spirituosenlandschaft nicht wegzudenken. Seit dem Umzug in eine alte Brauerei im Kreuzberger Bergmannkiez widmet man sich der Wiederbelebung alter Rezepturen, so auch dem Elefantenkümmel, dessen Name freilich auf das Mampe’sche Wappentier Bezug nimmt. Überaus ansprechend verpackt in einer schwarzen Tonflasche, bringt der Kümmel samt weißem Elefanten-Anhänger eine tolle, zeitgemäße Produktausstattung mit.

Verarbeitet werden Kümmel, Zitronenzeste, Anis, Fenchel sowie etwas Tonkabohne auf einem Weizendestillat. In der Nase zunächst komplex-würzige Noten von etwas Anis und Fenchel, auch der Kümmel ist harmonisch integriert. Die Frische der Zitrone macht sich nach einiger Zeit ebenfalls bemerkbar. Im Mund mit schöner Milde und Sahnigkeit, die 35% Vol. kommen genau richtig zum Einsatz. Hier kommt nun die ölige Erdigkeit des Kümmel besser durch, getragen durch eine feine sensorische Süße. Einzig die Tonkabohne scheint nur hintergründig zu arbeiten, vielleicht ist die Nuance von Vanille im Finish ein Verweis darauf. Ein toller, vielseitiger Kümmel!

Wayfarer Dry Gin Destination: Provence

Früher sagte man dazu „Ich-AG“, heute würde man wohl eher „Ein-Mann-Start-Up“ dazu sagen. Mit der Gründung der Wayfarer Distillery in Frechen am Rand von Köln hat sich Benedikt Brauers einen Traum erfüllt, das Erstlingswerk ist der Wayfarer Dry Gin „Destination: Provence“. Besonders ist Brauers Gin vor allem dadurch, dass er sein Destillat von Anfang an in kompletter Eigenregie fertig: Nach dem Ausstieg aus seinem Job 2014 baute der Unternehmer direkt eine eigene Brennerei auf, anstatt zunächst im Lohnverfahren bei anderen Brennern zu gastieren. So ist der Wayfarer Gin ein Produkt aus einer Hand, anders als bei vielen anderen neuen Gins handelt es sich beim Destination: Provence um kein Agenturprodukt.

Wohin die sensorische Reise gehen soll, unterstreicht der violettfarbene, an die provenzalischen Lavendelfelder erinnernde Hänger am Flaschenhals: Der Gin will einen Eindruck südfranzösischer Aromen abbilden. Und das gelingt ihm überaus stimmig: In mehrgruppiger Destillation entsteht ein Gin mit sehr eigenständigem Aromenprofil: Viel Zitrusfrucht, vor allem Limette, wird flankiert durch Verbena, Thymian und klarer Lavendeltönung. Beeindruckende Tiefe! Im Mund tritt nach einem ersten, frischen Eindruck eine geradezu herzhafte Note aus Kräutern zutage, erinnernd an das klassische „Bouquet garni“ aus der französischen Küche. Sehr durchsetzungsfähig präsentieren sich die 44,2% Vol., nach und nach kommt der Wacholder zur Geltung. Ein unheimlich charakteristischer Gin, eine tolle Bereicherung. In Köln bereits z.B. im Toddy Tapper und Ona Mor erhältlich, zudem auch bald im Le Lion in Hamburg. Recht hochpreisig (ca. 44 Euro online), aber angemessen für solch ein Produkt.

Stauffenberg Dry Gin Barrel Aged

Kein neuer Name, aber ein interessantes neues Produkt kam vor einiger Zeit aus dem Hause Stauffenberg: Eine fassgereifte Abfüllung des Dry Gins, üblich stilsicher verpackt in der zylindrischen Flasche mit Büttenpapier-Etikett. In Sachen Design macht Franz von Stauffenberg in seiner Brennerei in Jettingen alles richtig.

Für den Stauffenberg Barrel Aged steht der reguläre Gin in den Startlöchern, er erhält eine mehrmonatige Reifung in Maulbeerfässern. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das fruchtig-würzige Profil des klassischen Stauffenberg aus Zitrus, Orange, Nelke, Kardamom und Ingwer ist präsent, besonders die Orange. Dazu gesellen sich aber sehr präsente, typische Eichenholznoten von Vanille und Karamell, vielleicht eine Spur Rauch. Im Mund mit einer gewissen Schärfe, die überdies durch eine ätherische Wacholderwürze und feine Trockenfrucht-Nuancen abgefedert wird. Freilich kein günstiges Vergnügen, dafür versprich der Stauffenberg Barrel Aged allerdings einen wahrscheinlich vortrefflichen Martinez Cocktail.

By The Dutch Batavia Arrack

Arrak bzw. Arrack bleibt ein wichtiges Thema im Jahre 2017. Bereits in der Verkostungsrunde im Vormonat stand mit dem Palms ein Arrak auf dem Prüfstand. War jener jedoch ein Vertreter der Ceylon-Stilistik, kommt mit dem By The Dutch Batavia Arrack nun ein Produkt nach dem indonesischen Batavia-Stil in die Gläser. Basierend auf javanischer Melasse und geblendet in Amsterdam, verspricht der Tropfen mit seinen 48% Vol. ein kraftvolles Geschmackserlebnis im Stile eines Pot Still-Rums. Die Verfügbarkeit wird neuerdings durch den Importspezialisten Perola sichergestellt.

Die erste Erwartung wird definitiv bedient: Der By The Dutch Batavia Arrack betört durch ein kraftvoll-estriges Aroma im Stile vieler jamaikanischer Rums, besonders getragen von Noten grüner Äpfel, Birnen, Heu und einer Spur Rauch. Man kann seine „Dryness“ förmlich riechen, eine sehr „erwachsene“ Nase. Im Mund dann betörend mild und cremig mit leichter, aber trockener Lebkuchennote, noch immer ein wenig Rauch, etwas Kokos und eine Nuance von Lakritz. Das ganze mündet in ein elegantes, breites Finish mit Tiefe und überraschender Frische. Ein Arrack zu einem sehr guten Preis, der nur darauf wartet, an guten Tresen in Punches oder starke Shortdrinks umgemünzt zu werden. Die Redaktion ist begeistert!

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Credits

Foto: Foto via Sarah Liewehr.

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