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Mixology Verkostungsrunde

Die Mixology-Verkostungsrunde Februar 2019

Mit dem Havana Club Edición Profesional, Blends aus Gouadeloupe sowie einem neuen Import von Berentzen hat die Verkostungsrunde im Februar einen kleinen Rum-Fokus. Komplettiert werden die Zuckerrohr-Destillate von einem neuen Produkt aus dem Hause Nikka sowie einem neuen, alten Bekannten von Tanqueray.

Rum hat weiterhin starkes Fahrwasser, das zeigt die Anzahl der neuen Produkte, die in der Redaktion eintreffen. Und wie das eine oder andere Produkt zeigt, steigt auch die Transparenz. Erfreuliche Entwicklungen für den Konsumenten, erfreuliche Entwicklungen am Gaumen – und somit springen wir direkt hinein in unsere Verkostungsrunde für den Februar. Den Auftakt macht allerdings ein japanischer Whisky:

Nikka Days

Mit dem Nikka Days baut das japanische Whisky-Unternehmen, seit 2016 für Deutschland im Import von Borco, seine Palette an Blends weiter aus. Der Name des Nikka Days deutet es bereits an: Er soll ein leichter, aber dennoch komplexer Whisky sein, der nicht die gleiche Schwere mitbringt wie etwa sein großer Cousin, der „From The Barrel“. Der besondere Clou liegt beim „Days“ darin, dass er Destillate beider Nikka-Brennereien, Yoichi und Miyagikyo,  enthält – also sowohl zarte, malzbetonte wie auch getorfte Brände.

Diese Spannung zeigt sich auch gleich in der Nase: Honig, Waffelgebäck und grüner Apfel vermischen sich mit einem zarten Anklang von Jod und Rauch, alles in allem sehr dezent. Geschmacklich schiebt sich zunächst der Apfel in den Vordergrund, es kommen kandierte Früchte, Weingummi und Butterkeks hinzu. Die torfige Komponente macht sich erst wieder als leicht herzhafte Ahnung im Finish bemerkbar. Insgesamt ein vergleichsweise leichter, zugänglicher „Tages“-Whisky, dessen Preis für die Kategorie durchaus im oberen Bereich liegt.

700 ml

40% Vol.

€ 39,99

nikkawhisky.eu

Damoiseau Statera

Die Brennerei von der Insel Gouadeloupe ist in erster Linie für ihre Agricoles bekannt. Allerdings brennt das Haus traditionell nicht nur aus frischem Zuckerrohrsaft, sondern gleichsam aus Melasse. Mit den beiden neuen Qualitäten „Statera“ und „Concordia“ bringt das Unternehmen nun gemeinsam mit dem deutschen Importeur Charles Hosie zwei Qualitäten auf den Markt, die jeweils Blends aus Agricole- und Melasse-Rum darstellen – somit eine absolute Nischendisziplin. Die Verkostungsrunde nimmt sich den Statera zur Brust, einen Blend aus Rums mit mind. 5 (Melasse) bzw. 6 Jahren (Agricole) Reifezeit. Ein lobenswertes Vorgehen, hier im schottischen Sinne auf ein Mindestalter zu verweisen anstatt mit rechnerischen Zahlenspielen zu kommen, wie sie beim Rum noch immer verbreitet sind.

Das olfaktorische Bild ist vielschichtig und spannungsgeladen: Einerseits getragen durch volle Gewürznoten von Piment, Zimt und Nelke, mischen sich auch deftige Noten aus Leder, etwas Rauch und einer kleinen Spur Trockenfleisch ins Aroma. Sehr komplexer, trockener Eindruck, der auf der Zunge konsequent fortgesetzt wird mit kantigen Noten aus Rauch, Tabakblättern, mehr Leder und etwas Trockenbeeren. Dabei trocken, schlank und angesichts der Aromenvielfalt dennoch sehr bekömmlich. Absolute Probierempfehlung!

700 ml

40% Vol.

€ 38,00

damoiseaurhum.com

Havana Club Edición Profesional „B“

Wie schon der Nikka Days kommen auch die beiden neuen, limitierten Füllungen von Havana Club mit einem sprechenden Namen: Bei der „Professional Edition“ bzw. „Edición Profesional“ handelt es sich um ausgesuchte Rums, die für den Einsatz an hochwertigen Bars geblendet und abgefüllt worden sind. Zwei Qualitäten wurden im Herbst für den Einstieg in die Serie präsentiert, nun sind sie verfügbar: „A“ ist ein weißer Blend aus gereiften Rums, „B“ stellt eine Zusammenstellung ca. sieben- und achtjähriger gereifter Destillate dar, darunter auch solche, die in Islay-Fässern ausgebaut wurden.

Im Nosing zeigt sich der Havana Club Edición Profesional B extraktreich und intensiv mit Noten von Röstmalz, Pumpernickel, Sauerteig sowie leichten Fruchtspitzen unreifer Bananen und Feigen. Jene deftigen Töne verstärken sich im Mund noch deutlich in Richtung getrockneter Datteln, Süßholz, Asche und etwas Meersalz. Ein durchaus erwachsenes Aromenprofil, aber absolut geeignet für kompakte, klassische Rum-Cocktails – auch durch den samtigen Abgang mit geradezu laktilen Noten dunkler Milchschokolade.

700 ml

40% Vol.

Preis N.N.

havana-club.com

Tres Países Premium Rum

Neu im Portfolio des Korn-Riesen Berentzen ist der Tres Países Rum, ein Blend aus Destillaten aus Panama, der Dominikanischen Republik und Guatemala. Hier sieht man es mit der Altersangabe (etwa im Gegensatz zu Damoiseau) allerdings wieder rumtypisch und schreibt „up to 8 years“ auf die mattschwarze Flasche. Schade, denn es wäre sicher auch transparenter möglich.

Das ändert nichts daran, dass der Tres Países dennoch mit einem durchaus vielschichtigen, interessanten Aromengefüge punkten kann. Scharfe Frucht-Ester mit viel Banane und etwas Ananas treffen hier auf Leder, Bienenwachs, etwas Zeder und einen Anklang von Karamell. Letzterer Anklang wird dann geschmacklich deutlicher aufgeschlossen mit dezenter Süße (Ahornsirup), gerösteten Mandeln, Walnuss und vanilliger, öliger Cremigkeit. Auch das Finish ist dicht und sahnig. Ein guter Einstiegs-Rum zu einem fairen, angemessenen Preis.

700 ml

40% Vol.

€ ca. 24,90

tres-paises-rum.com

Tanqueray Flor de Sevilla

„Ist doch gar nicht neu“, war das erste Statement in der Redaktion. Stimmt, aber eben auch nicht: Denn Tanquerays Sonderfüllung kam 2018 auf den Markt, war aber bislang in Deutschland nicht offiziell erhältlich. Das ändert sich nun, der lachs- bzw. orangefarbene Distilled Gin ist nun regulär nicht nur für die Gastronomie, sondern ebenso im Handel verfügbar.

Die erste Duftprobe macht schon klar: Der Bezug zu Spanien wird hier nicht nur durch die namensgebende Sevilla-Orange und das andalusische Dekor des Labels hergestellt, sondern auch durch den deutlichen Blick auf den spanischen Markt und die dortige Gin & Tonic-Vorlieben: Man riecht viel Frucht, allen voran natürlich Orangenzeste mit leicht marmeladigen Tönen, außerdem leicht florale Töne – aber keinen Wacholder. Dabei bleibt es auch am Gaumen, der freilich auch eine mittelstarke Süße verzeichnet. Diese wird durch die Bitterkeit gut aufgefangen, bleibt aber dennoch sehr präsent und gleitet nach hinten raus ein wenig in Zuckerwatte ab – schade in Anbetracht der sehr naturbelassen wirkenden Orangen-Noten. Für klassische Gin-Drinks nur bedingt zu verwenden, dürfte der Tanqueray Flor de Sevilla allerdings im nahenden Frühling (und im Sommer sowieso) mit einem trockenen Tonic oder auch mit Soda Water als erfrischender Durstlöscher durchaus gute Chancen haben.

700 ml

41,3% Vol.

€ ca. 27,99

tanqueray.com

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