Zwischen Granatapfel und Spaghetti-Eis: Die Verkostungsrunde im März 2024
Der März liegt hinter uns. Was hat uns der Monat diesmal in die Verkostungsgläser geschwappt? Das wären Tequila El Mayor Blanco, Hendrick’s Gin Grand Cabaret, Amouro Weinaperitif, Schweppes Pomegranate und Franzi Spaghettieis Likör.
Hinweis: Die Verkostung basiert ausschließlich auf redaktioneller Basis. Die Flaschen wurden MIXOLOGY für die Verkostung unentgeltlich zur Verfügung gestellt oder ungefragt zugesandt. Es erfolgt weder eine Einflussnahme auf die Bewertung, noch erfährt MIXOLOGY finanzielle Zuwendungen durch eine Veröffentlichung oder Verlinkung. Wenn Sie denken, Ihr Produkt solle an dieser Stelle ebenfalls Erwähnung finden, schreiben Sie uns.
Tequila el Mayor Blanco
Ein Tequila, bei dem man sich Zeit lässt. So oder so ähnlich könnte man die Besonderheit von Tequila el Mayor wohl beschreiben. Die Agaven werden nur auf eigenen Feldern kultiviert und geerntet und anschließend mit einer Niederdruck-Methode über einen Zeitraum von 24-48 Stunden gekocht. Ein Vorgang, der bei den meisten anderen Herstellern nur wenige Stunden benötigt, aber bei El Mayor ist man überzeugt, hiermit einen Unterschied zu schaffen.
Wollen wir doch mal sehen. In der Nase eine grüne, fast erdige Note. Die Agave kommt großartig zur Geltung. Auf der Zunge dann ein sehr intensives und klares Aroma ohne bemerkenswerte Schärfe oder abseitige Aromen. Nach ein paar Momenten im Glas entwickelt sich eine dezente Süße, was den zweiten Schluck beinahe cremig werden lässt. Ein schöner, geradliniger Tequila, der hervorragend in einer Margarita funktioniert, aber auch genug Körper mitbringt, um Basis für Drinks mit größerer Aromendichte zu sein. Macht aber auch pur eine Menge Spaß.
Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt: 40% Vol.
UVP / Flasche: € 69,90
Vertrieb: Perola
Hendrick’s Gin „Grand Cabaret“
Lange vorbei sind die Zeiten, in denen Hendrick’s Gin vor allem für Gurken- und Rosenaromen stand. Was einst einer der wichtigsten Auslöser für den Gin-Hype der letzten 15 Jahre war, ist heute neben dem stets soliden, klassischen Gin vor allem für die ungewöhnlichen Sondereditionen bekannt. Master Distiller Leslie Gracie wird nicht müde, immer wieder neue Geschmackskombinationen zu kreieren und hat jetzt mit dem Grand Cabaret die neueste Abfüllung veröffentlicht.
Verschiedene süße Kräuter und vor allem Steinobst durften sich mit in die Destillation gesellen und sollen an Getränke erinnern, die schon Partys im 17. Jahrhundert in Schwung brachten. Dies macht sich schon in der Nase bemerkbar. Wacholder tritt in die zweite Reihe und überlässt sehr fruchtigen Noten von Aprikose und Himbeere den Vortritt. Erst wenn man dem Glas ein wenig Zeit gibt, lassen sich die klassischen Gin-Aromen erahnen. Der Geschmack folgt diesem Prinzip. Die 43,4 % Vol. kommen deutlich hervor und transportieren vor allem fruchtige Aromen, die eher an einen Geist oder Likör erinnern als an einen Gin. Spannend und interessant, aber wirklich weit entfernt von dem, was man üblicherweise von Hendrick’s kennt. Eine wahre Einladung für Bartender, mehr daraus zu machen als einen Gin & Tonic. Im Test machten vor allem Kombinationen mit Säure und leichter Kohlensäure enorm Spaß, auch wenn die Grenze von Gin hier klar gestreift wird.
Flaschengröße 700 ml
Alkoholgehalt: 43,4% Vol.
UVP / Flasche: ca. € 35,90
Vertrieb: William Grant & Sons
Amouro Weinaperitif
Aus der Steiermark möchte sich Amouro in diesem Jahr auf den Sommerkarten im deutschsprachigen Raum etablieren, wofür Wein und Holunderblüten (aus der Steiermark natürlich) mit Neutralalkohol und verschiedenen Kräutern aromatisiert werden. Typische Weinflasche und ein einladendes Etikett bekommen schon einmal volle Punkte. Der Mix aus französisch und englisch auf dem Etikett ist verwirrend, aber soll vom Trinkgenuss nicht weiter abhalten. Im Glas ist der Amouro optisch zumindest erst einmal ungewöhnlich. Gelblich-grün und mit deutlicher Trübung, überrascht der Inhalt im ersten Moment, verströmt aber einen intensiven und sehr einladenden Zitrusduft, der schnell durch verschiedene, kräutrige Aromen ergänzt wird. Im Geschmack ein angenehmer Mix aus leichter Süße, Zitrusnoten und einer prägnanten, aber passenden, bitteren Note. Für einen erfrischenden und leichten Sommerdrink reicht hier bereits ein einfaches Soda zum Glück. Dem empfohlenen Negroni fehlt es ein wenig an Körper, aber mit etwas Gin in einem Sour können die Aromen vollends überzeugen. Der Sommer kann kommen.
Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 18,5% Vol.
UVP: ca. € 24,50
Vertrieb: Amouro
Schweppes Pomegranate
Neue Filler braucht das Land. Seien wir ehrlich, die warmen Monate werden in diesem Jahr von leichten, frischen und fruchtigen Drinks dominiert, und jeder Filler, der ein neues Aroma mitbringt, ist herzlich willkommen. Solange die Kohlensäure schön knallt. Schweppes wagt sich mit der neuesten Abfüllung an die Aromen von Granatapfel und zumindest farblich knallt Pomegranate schon einmal sehr. Fruchtige, rote Noten springen in die Nase und machen Lust auf mehr. Die Kohlensäure passt, die fruchtigen Anklänge sind intensiv und stehen klar im Vordergrund. Was ausbleibt, ist definitiv das Schweppes-Gesicht. Aber vielleicht schwelge ich da auch zu sehr in Kindheits-Werbe-Erinnerung. Ganz leicht bitter, vor allem fruchtig und mit einer angenehmen, dezenten Süße ist die Bitterlimonade schon pur eine hervorragende Erfrischung, lädt aber dazu ein, damit zu spielen. Empfohlen werden eher leichte, sommerliche Drinks, die man auch schon mal tagsüber auf einer Terrasse einnehmen kann. Funktionieren sicher tadellos, sind aber auch keine große Kunst. Ich fühle mich eher an einen El Diablo erinnert und muss sagen: Tequila Pomegranate mit viel Eis und einer dicken Zitronenzeste könnte mein Drink für den Sommer werden.
Flaschengröße 200 ml
Alkoholgehalt 0%
UVP: € 4,75/ Liter
Vertrieb: Schweppes / Krombacher
Franzi Spaghettieis Likör
Ach, herrje. Machen wir uns nix vor. Emulsions- und Sahneliköre sind nicht unbedingt das, was seriöse Bartender freudig in ihre Shaker füllen. Auch ich begegne solchen Dingen mit einer gehörigen Portion Skepsis. Andererseits: Spaghettieis! Leicht gefrorene Sahne, luftiges Vanilleeis und Erdbeersauce mit geraspelter, weißer Schokolade (niemals Kokosraspel!!). Was gibt es denn bitte Besseres?!
Genau, nix. Wenn mir das jetzt jemand in gut in Flaschen füllt, bin ich verloren. Auftritt Franzi. Bei Nork hat man es sich zur Aufgabe gemacht, neben Korn und Likören auch legendäre Süßspeisen in Getränkeform abzufüllen. Folgerichtig also nach dem Franzbrötchenlikör nun der Spaghettieis-Likör. Hellrosa läuft es aus der Flasche und riecht tatsächlich wundervoll nach Spaghettieeis. Erste Erkenntnis: Franzi muss definitiv gekühlt genossen werden, ansonsten ist es der Süße ein wenig zu viel des Guten. Auf Eis dann aber der erhoffte Effekt. Das ist tatsächlich geil. Nicht ganz wie ein großes Spaghettieis, aber doch nah genug dran, um mich gewonnen zu haben. Und mit dieser Erkenntnis verabschiede ich mich dann auch vom Projekt „Beach Body 2024“ und aktualisiere mal meine Liste von Eisdielen, die keine Kokosraspeln führen.
Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt: 15% Vol.
UVP: ca. € 15,90
Vertrieb: Nork / Franzi
Credits
Foto: Marco Beier