TOP

Zwischen Mond und Meer: Die Mixology-Verkostungsrunde im Mai 2023

Diesmal in unserer monatlichen Verkostungsrunde: Beú Spirits Blood Moon, Koegler Verjus Fermentino, Freikopf Apéro Alike, Gin Sul Laranjal und Ryelaw Fife Single Grain Scotch Whisky.

Hinweis: Die Verkostung basiert ausschließlich auf redaktioneller Basis. Die Flaschen wurden MIXOLOGY für die Verkostung unentgeltlich zur Verfügung gestellt oder ungefragt zugesandt. Es erfolgt weder eine Einflussnahme auf die Bewertung, noch erfährt MIXOLOGY finanzielle Zuwendungen durch eine Veröffentlichung oder Verlinkung.

Beú bedeutet in der originären Sprache Oaxacas „Mond“
Beú bedeutet in der originären Sprache Oaxacas „Mond“

Beú Spirits „Blood Moon“

Ein nicht offiziell zertifizierter Mezcal, infusioniert mit der Blüte der Tagetes, der Blume der Toten. Beú bedeutet in der originären Sprache Oaxacas „Mond“ und die gesamte Marke dreht sich um Authenzität sowie die kulturelle Bedeutung von Mezcal. Laut eigenen Angaben wird nur mit persönlich bekannten Produzenten gearbeitet und die Agavenernte soll so nachhaltig wie möglich passieren. Das Thema Mond zieht sich durch die komplette Produktlinie und durch jedes Etikett hindurch schaut man auf einen Mond, der je nach Abfüllung variiert. Neben acht bis zehn Jahre alten Espadin-Agaven wird die in Mexiko allgegenwärtige Blüte der Tagetes (Cempasúchil-Blume) verwendet, die dem Destillat ein sehr eigenes und ungewöhnliches Aroma verleiht. Die farblose Spirituose wirkt in der Nase sehr filigran und lässt einen durch die floralen Noten in der Nase beinahe an Gin denken. Der typische Rauch ist sehr dezent und harmoniert perfekt mit den Blütenaromen. Die 49 % Vol. sind toll eingebunden und dieser erste Eindruck wiederholt sich am Gaumen. Leichte, angenehme Rauchnote und schöne florale Töne, die immer intensiver werden. Ein tolles Produkt zum Purgenuss, macht aber auch in eine Variante eines Martinez enorm Spaß. Leider ist die Flaschenanzahl sehr limitiert, die Martinez sollten also wohl dosiert sein.
Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt: 49% Vol.
UVP: ca. 83,90
Vertrieb: Tequila Kontor

Kœgler Verjus Fermentino

Verjus, der Saft unreifer Trauben. Kennt man, liebt man. Aber darf sich eine Variante, in der das letzte bisschen Restsüße durch Fermentation in Alkohol umgewandelt wurde, denn überhaupt noch Verjus nennen, wenn dieser mit 6% Vol. daherkommt? Es gibt dazu keine klaren, zumindest mir bekannten Reglementierungen. Spielt aber in diesem Moment auch keine Rolle. Mit leichtem Zischen öffnet sich die Flasche, in sehr hellem Gelb läuft der Verjus ins Glas, der beim ersten Schnuppern klar die Rieslingtraube erkennen lässt. Auf der Zunge dann eine feine, spitze Säure – und wirklich keinerlei Süße mehr. Auch hier ist die Rieslingtraube nicht zu leugnen. Als Säureersatz in Drinks macht das Liquid eine hervorragende Figur, als Ersatz für Limette in einem Daiquiri besteht der Fermentino den Test mit Bravour. Und auch der Aspekt der Nachhaltigkeit ist aufgrund der Regionalität nicht zu vernachlässigen. Klares Statement für mehr Verjus, gern auch mit ein wenig Alkohol.

Flaschengröße 700 ml
Alkoholgehalt: 6% Vol.
UVP: ca. € 9,95
Vertrieb: Lion Spirits

Als Säureersatz in Drinks macht der Fermentino eine hervorragende Figur
Als Säureersatz in Drinks macht der Fermentino eine hervorragende Figur
Apéro Alike ist eines von vier Produkten der neuen Marke Freikopf
Apéro Alike ist eines von vier Produkten der neuen Marke Freikopf

Freikopf Apéro Alike

Ich habe eventuell einen klitzekleinen Hang zu allem, was in neonfarbener Optik daherkommt. Kind der Achztiger halt. Das Auspacken des alkoholfreien Apéros von Freikopf sorgte also direkt im ersten Moment für ein breites Grinsen im Gesicht. „Hangover is over“ verkündet die Flasche, die Macher:innen versprechen absoluten Genuss bei 0 % Alkohol. Man wartet bei Freikopf auch direkt mit einer kompletten Range von Apéros auf, über Gin-Substitut bis zum Imitat einer fassgelagerten Spirituose. An dieser Stelle soll es aber nur um den Apéro gehen. Neonorange die Flasche, nahezu leuchtend rosa der Inhalt. Durchaus einladend. In der Nase sind Kräuter und Zitrusaroma zu erkennen, aber nicht übermäßig präsent. Auf der Zunge dann durchaus wohlschmeckend. Vielleicht ein kleines Bisschen zu süß, aber dies lässt sich im Cocktail ja einstellen. Die leicht bittere Note ist angenehm und durchaus mit Nachhall, wenn sich auch die klassische Tiefe von alkoholhaltigen Varianten nicht ganz erreichen lässt. Farbe und Aroma zwingen geradezu, den Apéro im Spritz zu verwenden, wofür er vermutlich auch entwickelt wurde – und auch funktioniert. Um als Alternative für einen Wermut oder ähnliches zu gelten, fehlt am Ende aber ein wenig Körper und Komplexität abseits von Süße und Zitrusnoten.

Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt 0%
UVP: ca. € 24,99
Vertrieb: Freikopf

Gin Sul Laranjal

Kaum blitzen die ersten Sonnenstrahlen hinter den Wolken hervor, freuen sich die Genießer:innen flüssiger Exzentrizitäten auf neues Labsal im Glas. Fruchtige, sommerliche Ginvarianten erfreuen sich weiterhin ungebrochener Beliebtheit und in diesem Jahr schippert auch Gin Sul in diese Gefilde, um seine Anhänger:innen mit einer limitierten Sonderedition, welche unter oranger Flagge und dem Namen Laranjal in den Barhafen einläuft, zu erfreuen. Die hübsche Steingutflasche bleibt, das markante Schiff auf der Flasche muss allerdings weichen. Aber in erster Linie soll es ja um den Inhalt gehen, und der schmeckt laut Etikett „wie ein Sommer in Portugal“. „Laranjal“ bezeichnet im Portugiesischen den Orangenhain und entsprechend verspricht auch der Gin einen feinen Mix aus Mandarine, Wacholder und Orange der Algarve sowie feine Noten von Orange Pekoe-Tee. Wenig überraschend ist der Gin glasklar, Wacholder, Zitrusnoten und Mandarine sind sehr präsent und sofort da, weitere Botanicals lassen sich zumindest erahnen und ergeben einen runden, sehr sommerlichen Gin. Den Gimlet-Test bestand er souverän und auch der empfohlene Gin Tonic dürfte laue Sommerabende durchaus bereichern. Saúde!

Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt: 43% Vol.
UVP: ca. € 35,-
Vertrieb: Jägermeister

„Laranjal“ bezeichnet im Portugiesischen den Orangenhain
„Laranjal“ bezeichnet im Portugiesischen den Orangenhain
Der Ryelaw stammt aus der seit 2015 aktiven Inchdairnie Distillery
Der Ryelaw stammt aus der seit 2015 aktiven Inchdairnie Destillerie

Ryelaw Fife Single Grain Scotch Whisky

Etwas nördlich von Edinburgh ist seit 2015 die Inchdairnie Destillerie aktiv die sich ein großes Vorhaben auf die Fahnen geschrieben hat. „An ingenious Whisky Distillery… with a strong purpose: to excite palates.“ Die junge Destille bricht mit einigen Traditionen und denkt die Kategorie von Beginn an neu. So wird das Getreide in einer eigenen Mühle speziell gemahlen und die Maische wird anschließend filtriert. Dies führt zu höherer Zucker-Konzentration und dies wiederum soll bei der Fermentation, die unter freiem Himmel stattfindet, mehr Esther und mehr Aromen bringen. Wie in jeder guten Destillerie gibt es natürlich auch Geheimnisse um das kupferne Herzstück, die Brennblase. Gelagert wird in Ex-Bourbon-Fässern, wobei die Destille auch über kleine, ehemalige PX-Sherry-Fässer verfügt, die aber in der vorliegenden Abfüllung noch keine Verwendung gefunden haben. Der Ryelaw kommt in sehr wertig wirkender Ausstattung daher und unterscheidet sich im Auftritt deutlich von klassischen Single Malts. Vermaischt wurde ein Mix aus 53% gemälztem Roggen und 47% gemälzter Gerste, nach der Destillation ging es für fünf Jahre ins Fass. Rot-golden im Glas, verströmt der Whisky einen Duft von Vanille und Karamell, mit leichten Anklängen von roten Früchten. Auf der Zunge ein Mix aus leichter Süße und pfeffriger Schärfe, bevor sich wieder Vanille und rote Früchte zu Wort melden. Eine leichte Kirschnote ist erkennbar, für einen fünfjährigen Whiskey passiert da tatsächlich eine Menge im Glas, trotz des jungen Alters ist er sehr rund und ausbalanciert. Der Preis ist allerdings nicht von schlechten Eltern, wenn man mit anderen Abfüllungen ähnlichen Alters vergleicht.
Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 46,3%
UVP: ca. € 120,-
Vertrieb: Kammer-Kirsch

Credits

Foto: Marco Beier

Kommentieren