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Die MIXOLOGY-Verkostungsrunde Oktober 2019

Rum von Ziegler, Dark Rye vom Freimeisterkollektiv, Bitter von Kakuzo, Doppelwacholder von Helbing und Kombucha aus Großbritannien. Die Verkostungsrunde im Oktober gibt sich abwechslungsreich.

Verkostungsrunde-kombucha

Real Kombucha – Royal Flush

Die Geschichte von Real Kombucha beginnt 2016, als der Brite David Begg das alkoholische Trinken aufgibt und bei der Suche nach Alternativen auf die Fermentationskraft des Kombucha trifft. Drei Jahre später gibt es die drei Produkte „Dry Dragon“, „Smoke House“ und „Royal Flush“.

Wir haben letzteren probiert, dessen erster Eindruck in der Nase sehr mostig und sektig wirkt, mit einer Spur Essig. Am Gaumen schön süffig und anregend, halten sich die beiden Hauptaromen Rhabarber und weißer Pfirsich die Waage, wobei beim Abgang letzterer spürbar überwiegt. Tee ist jedoch nur entfernt wahrnehmbar, auch wenn eine leichte Cremigkeit überzeugt. Grundsätzlich ist Kombucha, das auf reiner Fermentationssäure basiert und nach dem Öffnen saurer wird, aber nicht abläuft, eine spärlich benutzte Zutat in der Bar. Dabei hat es durchaus mehr als nur das Zeug zum Filler. Hier denkt man sofort: Kombucha-Bellini, anyone?

275 ml | ca. € 3,40 | realcombucha.co.uk

Kakuzo Cherry Bitter

Erst im letzten Jahr kam der Kakuzo Tea Infused Vodka auf den Markt, nun legt Gründer Paul Meinert mit Kakuzo Yuzu Liqueur und Kakuzo Cherry Bitter bereits zwei Produkte nach.

Wir haben uns den Bitter zur Brust genommen, der mit einer extrem saftigen, konfitürigen Frucht (und Wucht) in die Nase steigt und sich dort Platz verschafft, dazu gesellen sich Holz, etwas Eukalyptus und vor allem Enzian. Ein komplexer Eindruck, zu dem eine gewaltige Bittere am Gaumen stößt, die in dieser Intensität überrascht und verdeutlicht, dass die 20% Vol. alles andere als ein Trittbrettfahrer sind. Mit dem Cherry Bitter ist Kakuzo ein richtig gutes Produkt gelungen. Eine spannende Zutat auch für Cocktails, wenn vermutlich auch nicht einfach einsetzbar. Der erste Gedanke gilt natürlich einem Negroni, mit einem krautigen Wermut und einem crispen London Dry Gin als Partner.

1 L | 20% | 18,90 € – kakuzo.de

Verkostungsrunde-Kakuzo
Verkostungsrunde-Wacholder

Margaretes feiner Doppelwacholder

Aus dem Hause Helbing steigt diese Bio-Spirituose in den Doppelwacholder-Ring –und das im wahrsten Sinne des Wortes gleich doppelt: Das in einer kleinen Kupfer-Pot-Still destillierte Produkt lagert für sechs Monate in Fässern aus Wacholderholz. Zur Folge hat das einen nichtsdestotrotz gemäßigten, leicht samtigen Wacholdergeruch, der von Getreide, einer leichten, scharfen Würze sowie Vanille begleitet wird. Den Gaumen umspielt eine trockene, sensorische Süße, die dezente Würze des Ersteindrucks zieht sich weiter fort, auch wenn man eine Spur Crispiness vermisst. In Summe ist Margaretes feiner Doppelwacholder, der mit seinem Namen der prägenden Sophie Margarete Helbing huldigt, ein stabiles Produkt. Schwer als Mixspirituose vorstellbar, wird es eher in gut sortierten Kaufhäusern und auf dem Aperitif-Wagen seinen Platz finden.

0,5 Liter | 42% Vol. | € 24,99 – helbing-kuemmel.de

Aruak Rum

Ein Rum aus dem Hause Ziegler, der großteils auf Zuckerrohrmelasse aus Guatemala basiert. Die Maische wird in Freudenberg am Main verarbeitet, woraufhin der frische Rum in gebrauchten Bourbon-, Port- und Sherryfässern lagert, außerdem ganz klassisch in französischer Eiche.

In die Nase steigt der Aruak mit einem kantigen, estrigen Aufschlag, begleitet von Vanille, Rosinen und einigermaßen hellem Karamell. Letzteres zieht sich am Gaumen fort, wird dabei ergänzt von Milchschokolade und Zimt, bevor der Aruak mit einer prägnanten Spur Röstbrot durch die Hintertür verschwindet. Der 43-prozentige Rum ist definitiv als Pur-Spirituose ausgelegt, die vielleicht noch in einem Old Fashioned zum Einsatz kommen kann. Zum Preis von knapp 40 Euro für einen halben Liter wohl am oberen Limit des Preis-Leistungs-Verhältnisses angesiedelt.

0,5 l | 43% Vol. | 39,90 Euro – brennerei-ziegler.de

Verkostungsrunde-Aruak
Verkostungsrunde-Dark Rye

Freimeisterkollektiv Dark Rye

Zum Abschluss versetzt uns der Dark Rye in Euphorie, eine Kollaboration von Jasmin Haider-Stadler mit dem Freimeisterkollektiv. In die Nase steigt das Destillat der Roggenexpertin aus dem österreichischen Waldviertel mostig und sehr fruchtig, ergänzt von dunklen Röstnoten, Schokolade, viel Pumpernickel und später weißem Pfeffer.

Am Gaumen breitet der charakterstarke Rye, der zu 100% aus Roggenmalz gewonnen wird, einen leichten Butterschmelz aus, begleitet von sehr vordergründigen Röstaromen. Es überzeugt eine extreme Milde, die beim Abgang von Malz und Honig begleitet wird. Auf jeden Fall ein eigenwilliger Rye, der keine klassische Rye-Sprache spricht und nicht einfach auf bestehende Cocktailrezepturen umzulegen ist. Sondern ein überzeugendes Produkt, das man ausmixen muss, um es in die richtigen Bahnen zu lenken.

0,5 l | 46 % Vol. | 37 Euro – freimeisterkollektiv.de

Credits

Foto: Caroline Adam

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