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Verkostungsrunde Mixology September 2019

Die Mixology-Verkostungsrunde September 2019

Die Verkostungsrunde kehrt aus der Sommerpause zurück. Wir läuten den Herbst ein mit Villa Ascenti Gin, Schladerers neuem Vincent Aperitif und dem großartigen Moot Wermut.

Wie viel Gin braucht der Markt noch? Bislang wissen wir es nicht, die Zahl verfügbarer Qualitäten steigt nach wie vor. Unsere Runde nimmt sich diesmal den Glendalough Rose Gin und Diageos neue Marke Villa Ascenti Gin vor. Für den Anfang gehen wir allerdings nach Madeira.

Verkostungsrunde Mixology September 2019
Verkostungsrunde Mixology September 2019 William Hinton Moot Vermouth
William Hinton Moot Half-Sweet Vermouth

William Hinton Moot

Ein hochinteressantes Produkt führt neuerdings Lion Spirits, ohnehin bekannt für ein sorgsam kuratiertes Portfolio handwerklicher Spirituosen: Moot aus dem Rum- und Madeira-Haus William Hinton. Und Sie vermuten nicht falsch: Der kastanienbraune Wermut aus der eleganten schwarzen Flasche basiert auf dem aufgespriteten Süßwein von der portugiesischen Atlantikinsel – laut eigener Aussage der erste Madeira-Wermut überhaupt.

Seine Wurzeln verhehlt der Moot tatsächlich nicht im Geringsten, die Madeira-Aromatik ist extrem präsent: Viel gegrillte Frucht mischt sich mit Zimt, Dattel, Mandel, Toffee-Karamell und etwas Orangeat. Ein großartiger Duft, einzig eine kleine Spur Wermut-typische Frische könnte man im Moot vermissen. Den saftigen Eindruck aus der Nase kontert der Wermut im Geschmack mit überraschender Leichtigkeit und gut eingebundener Süße. Die Fruchtnoten werden nun deutlicher und frischer, ein wenig Eukalyptus und eine schmeichlerische Bittere verleihen am Gaumen die nötige Komplexität und machen den Moot zu einer wirklich aufregenden Wermut-Variante. Unbedingt ausprobieren!

750 ml | 14,5% Vol. | € 21,95 | — lion-spirits.de

Schladerer Vincent Aperitif

Im Schwarzwald, fernab von Madeira, bleibt man ebenfalls innovativ. Die Obstbrand-Instanz Schladerer hat ihre „Heritage“-Serie jüngst um einen dritten Partner ergänzt. Der appetitlich rubinrot schimmernde Vincent Aperitif ist ein klassischer, bitterer Aperitiflikör nach norditalienischem Vorbild (näheres zu den Bestandteilen auch in der kommenden Mixology 5/19). Auch das Packaging verweist mit seinem antikisierenden Look und dem tollen grafischen Label klar auf diese Tradition.

Vor allem kann der Vincent Aperitif sich aber auch aromatisch sehen lassen! Zunächst herrscht ein beeindruckend dichter, „dunkler“ Duft von Himbeerkompott vor, der rasch durch viel Kraut (Thymian, Estragon, Rosmarin) bereichert wird. Dazu kommen leichte herzhaft-vegetale Töne – eben genauso, wie es sich für einen erwachsenen Bitter gehört. Im Mund dann eine beeindruckende Spannung aus milder Süßung, kräftiger Bitternote und noch immer voller Fruchtnote von Himbeere und Erdbeere. Der Abgang ist adstringend und animierend. Eine echte Bereicherung für das Segment.

700 ml | 18% Vol. | € 15,- | — schladerer.de

Verkostungsrunde Mixology September 2019 Vincent Aperitif
Vincent Aperitif Schladerer
Verkostungsrunde Mixology September 2019 Glendalough Rose Gin
Glendalough Rose Gin

Glendalough Wild Rose Gin

Erfreulich aktiv ist auch die irische Glendalough Distillery, und zwar in Sachen Whiskey und Gin. Zu den aktuellen Neuerscheinungen des Hauses zählt u.a. der Glendalough Wild Rose Gin, der seit Kurzem verfügbar ist. Damit macht Glendalough einen interessanten Schritt: Einerseits wird eindeutig das wachsende Pink-Gin-Segment bedient, jedoch nicht (wie mittlerweile üblich) in Form eines Beeren-Gins, sondern hier mit einem Dry Gin, der eine zweifache Infusion mit Rosenblättern erhält. Wie alle Glendalough-Produkte hierzulande im Vertrieb von Eggerssohn.

Die zartrosa Färbung wirkt naturbelassen, was durch das Aroma untermauert wird: Der Glendalough Wild Rose Gin hat eine spritzig-pikante Nase mit überraschend klassischen Wacholder-Spitzen. Die Rose macht sich nur in einer dezenten Floralität bemerkbar und wirkt zum Glück kein Stück parfümiert. Geschmacklich dann sehr trocken mit durchaus alkoholischen Noten und noch immer sehr viel Harz, Moos, Pinie sowie ansprechender Zitrus-Nuance und etwas Pfeffer. Auch hier bleibt die Rose harmonisch eingebunden, ohne zu sehr zu dominieren. Grundsätzlich gerade für die Pink-Kategorie eine gute Ergänzung – allerdings dürfte der Gin gut und gern einen etwas höheren und damit zeitgemäßen Alkoholgehalt mitbringen.

700 ml | 37,5% Vol. | € 27,95 | — eggerssohn.com — glendalough.ie

Villa Ascenti Gin

Bereits seit Ende Mai distribuiert Spirituosengigant Diageo mit Villa Ascenti Gin einen weiteren Gin, der das eigene Portfolio aus Tanqueray, Gordon’s und Jinzu um eine mediterrane Seite ergänzt. Gefertigt im Piemont und basierend auf einem Wein-Destillat, verkörpert der Villa Ascenti Gin auch mit seinem Auftritt italienisches Flair: Die klassisch in Blau, Weiß und Bronze gelabelte, wuchtige Flasche verströmt eine angenehm unaufgeregte Anmut.

Ein schönes Aromenprofil liefert das Nosing, denn im Villa Ascenti Gin halten sich die beiden deutlichen Parteien Zitrus (Zitrone, Orange, etwas Bergamotte) und Kräuter (besonders Salbei, Minze und Thymian) in gesunder Balance. Dieser eindeutig mediterrane Ton wird durch den sehr präsenten Muskateller-Duft aus dem Destillat noch untermauert – der Villa Ascenti macht kein Geheimnis aus seiner Wein-Grundlage. Auf der Zunge schließlich mit sehr feiner Süßer und leichtem Schmelz, noch immer vielen Kräutern und endlich auch ein wenig wacholdriger Harzigkeit. Was fehlt ist ein bisschen „Crispyness“, aber da der Villa Ascenti Gin großteils mit Tonic Water genossen werden dürfte, kann durch die Wahl des Filler natürlich gut nachjustiert werden.

700 ml | 41% Vol. | € 34,95 | — diageo.com

Verkostungsrunde Mixology September 2019 Villa Ascenti
Villa Ascenti Gin
Verkostungsrunde Mixology September 2019 Cinecane Popcorn Rum Tastillery
Cinecane Popcorn Rum

Cinecane Gold Popcorn Rum

Mit Cinecane Popcorn Rum legen die beiden Gründer von „Tastillery“, Andreas und Waldemar Wegelin, ihre erste eigene Spirituose vor. Die Idee dahinter: Ausgesuchte Rums werden mit gebuttertem Popcorn versetzt und sollen so unter anderem die lustvolle Assoziation zum Kinobesuch erschaffen. Abgefüllt werden die Varianten „Classic“ (bis zu 3-jähriger karibischer Rum) und „Gold“ (bis zu 12-jähriger Barbados-Rum) – letztere Sorte lag der Verkostungsrunde vor.

Der Duft vom Cinecane Gold macht, man kann es nicht anders sagen, durchaus Lust auf den ersten Schluck: So riecht gutes, frisches Popcorn – viel röstiges Karamell, leichte Buttrigkeit, dazu ein wenig Vanille und auch eine Spur Ester aus dem Rum. Vielleicht ein wenig einseitig, aber schön. Allein, was sich im Mund ereignet, ist für die Runde so erschütternd wie ein B-Movie in der Spätvorstellung. Der Cinecane ist derart süß und wirkt geradezu verkleistert, dass das ganze schöne Aromenspiel vom Nosing sofort erschlagen wird. Zucker, Zucker, Zucker, wie man ihn in solcher Menge auch niemals ans Popcorn geben würde. Bedenkt man dazu noch, dass die Macher als perfekten Drink die Mischung mit Cola empfehlen, fragt man sich, wie viel Süße überhaupt in einen Drink passt. Schade.

500 ml | 41,2% Vol. | € 34,90 | — tastillery.com

Credits

Foto: Caroline Adam

Comments (2)

  • Joerg Meyer

    Der Cinecane Rum läuft derzeit bei uns in der Boilerman Bar Altes Hafenamt als Highball of the month und entwickelt sich mit dem Drink „Ganz Großes Kino“ zum Besteller – unseren Gästen gefällt er sehr gut

    https://youtu.be/v-7xICRHcvs

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    • Markus

      Ich habe den Chicane Popcorn Rum zu Weihnachten bekommen und kann mich Mixology nur anschließen, eine nette Idee schlecht umgesetzt. Nur Zucker und nochmal Zucker für 30 € – am liebsten würde ich den zurückgeben. Das Jörg Meyer eng mit Tastillery zusammenarbeitet, ist sicher die Erklärung für diesen Kommentar.

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