TOP
One Trick Pony Bar Freiburg | Mixology - Magazin für Barkultur

Vom Preisregen in die Arbeitstraufe: Zu Gast im One Trick Pony

Die One Trick Pony Bar verließ die MIXOLOGY BAR AWARDS 2018 mit drei Preisen. Das hatte Auswirkungen, wie Andreas Schöler und Boris Gröner berichten. Im Porträt sprechen die beiden Pony-Gründer über gesteigerten Bekanntheitsgrad, Mammutschichten – und warum sich kein Bartender aus Freiburg bei ihnen bewirbt.

Die Universitätsstadt Freiburg im Breisgau zählt im Regelfall nicht zu den obersten Reisepräferenzen von baraffinen Großstadtjägern. Die mit einem mittelalterlichen Zentrum und knapp einer Viertelmillion Einwohnern beseelte Stadt bietet natürlich feuchtfröhliche Treffpunkte mit unterschiedlichen Unterhaltungs- und Stimmungskonzepten, Bar-, Restaurant-, Club- oder Pubangebote.

Als Mekka der Bar- und Cocktailkultur aber gilt sie nicht, und für die Industrie stellt sie schon wegen ihrer Größe keinen betonten Schlüsselmarkt dar. Dass es sich trotzdem und gerade deshalb lohnt, genau in diesem ländlichen Umfeld eine gehobene Trinkstätte zu initiieren, die mit ihrer Ausrichtung Aufmerksamkeit erregt und Anerkennung verdient, beweisen die One Trick Pony-Boys Boris Gröner und Andreas Schöler und ihr Team.

One Trick Pony
One_Trick_Pony_Bar_Freiburg_03

Preise steigern den Bekanntheitsgrad

Das One Trick Pony ist bei den MIXOLOGY Bar Awards 2018 gleich drei Male auf die Bühne gerufen worden und mit den Preisen für „Neue Bar des Jahres“, „Barkarte des Jahres“ und „Mixologe des Jahres“ für seinen Barchef Jan Jehli nach Freiburg zurückgekehrt. Mit bis zum jetzigen Tage anhaltender, überwältigender Freude darüber – aber eben auch mit dem Wissen, dass derartige Preise zu einer Herausforderung werden können.

„Wir wollten die beste Bar der Welt machen“, erinnert das Duo an seinen Gründungsantrieb vor zwei Jahren und ist überzeugt, dass Erfolg und Anerkennung sich automatisch einstellen. „Wenn man die Arbeit mit vollem Tatendrang, Überzeugung und vor allem gut macht.“ Wenngleich ein solches Unternehmen in Sachen Barkultur sich in einer kleinen Stadt wie Freiburg sich ebenfalls – da ist das Wort schon wieder – herausfordernd gestalte.

Drei Awards für diese Freiburger Einrichtung schlagen nationale wie internationale Wellen, die vor allem digitale Medien und soziale Foren fluten. Die Nachricht über die Auszeichnungen für die junge Bar im kleinen Freiburg verbreitete sich rasant und schlägt sich förmlich zu Buche. Seit seinem Dreifachsieg, dem ersten in der Geschichte der MIXOLOGY Bar Awards, steht das Pony-Team in gestiegenem Medieninteresse und ist ins Zentrum der Betrachtung von Regionalmedien, Fachmagazinen und Zeitungen gerückt, die den Pony’schen Bekanntheitsgrad steigern. Auch bei den diesjährigen MIXOLOGY Bar Awards ist das Pony wieder in der Short List für drei Kategorien: Bar des Jahres Deutschland und Barteam des Jahres, dazu die Nominierung für Mitbetreiber und Labor-Zampano Andreas Schöler als Bartender des Jahres.

Keine Berührungsängste im One Trick Pony

„Medientermine, Pressegespräche, Rezeptanfragen, alle wollen mehr über uns, die Bar und unsere Cocktails wissen. Vor allem die Lokalpresse hat viel dazu beitragen, und das hat sich herumgesprochen“, erzählen Andreas Schöler und Boris Gröner. Reservieren kann man seither nicht mehr im Pony.

In den meisten Köpfen der Besucher habe sich allerdings festgesetzt, dass das One Trick Pony jene Bar sei, die „irgendwelche wichtigen Preise gewonnen hat. Niemand geht damit reflektiert um. Aus einem Bericht in der Zeitung über die beste neue Bar wird schlichtweg die beste Bar überhaupt“, schildern die Ponys und ergänzen: „Wofür wir ausgezeichnet worden sind, müssen wir erklären.“

Was die jungen Bartender stolz macht und höchst erfreut, ist die förmliche Explosion der On-Menu-Order: „70 Prozent aller Bestellungen sind Cocktails aus unserer Karte. Das war vorher, in Moscow-Mule- oder Bier-Zeiten, nicht so“. Sommerliche Aperol-Spritz-Touren oder Caipirinha-Verlangen bleiben daher seitdem im Ponyhof immer mehr aus. Berührungsängste der Konsumenten nehmen sie nicht wahr, manchmal aber „Überforderung, weil viele sich nicht vorstellen können, wie etwas schmeckt. Aber dann folgt Überwältigung.“

One Trick Pony Bar Freiburg | Mixology - Magazin für Barkultur
One Trick Pony Bar Freiburg | Mixology - Magazin für Barkultur
One Trick Pony Bar Freiburg | Mixology - Magazin für Barkultur

One Trick Pony

Oberlinden 8
79098 Freiburg im Breisgau

Di - Do 19 - 02 Uhr, Fr & Sa 19 - 03 Uhr

My Comical Romance

Die Ponys sind auch für ihre in Comic-Form konzipierte Barkarte gekürt worden, die in diesem Frühling einen würdigen Nachfolger bekommen hat – inklusive ironischer visueller Seitenhiebe gegenüber jenen Awards, die die Branche so kennt und die immer wieder zu falschen Begehrlichkeiten führen. „Eine klasse, coole Karte einfach“, würden viele Gäste feststellen hieß es seinerzeit. Ohne zu wissen, dass ein preisgekröntes Format gerade Bände spricht und seither bei Schulungen in Hotelbar-Projekten als exemplarisches Lehrbuch dient. Heute geht man noch einen Schritt weiter, wenn man mit Blick auf die neue Karte sagt: „Mit der jetzigen Karte wollen wir einen konkreten Schritt auf unsere Gäste zu machen. Natürlich reden wir gern mit ihnen und beraten, aber wenn am Wochenende die Bude voll ist, hilft uns die Karte dabei, auf andere Weise mit den Gästen zu kommunizieren” – als zentrales Element verzeichnet die Karte nun etwa bei jedem Drink auch das Glas, in dem der Drink kommt. Noch immer für nicht wenige Menschen ein wichtiger Umstand.

Eine der positiven Auswirkungen ihrer Kür vernehmen die beiden Gastgeber deutlich auf der Gästeseite, deren Zuspruch ihnen schon vor der Verleihung gewiss gewesen ist, sich aber gehörig verfestigt und vor allem umsatztechnisch vervielfacht hat. Gäste überschreiten Grenzen, um den Ponyhof zu besuchen. Ein Pärchen aus Frankreich sei regelmäßig zu Besuch, die Eidgenossen lassen sich vermehrt blicken und sogar New Yorker haben im One Trick Pony Einkehr gehalten. „Wir gewinnen immer mehr dazu. Das ist für uns ein Zeichen, dass wir alle Erwartungen bedienen und erfüllen können“.

„Unser monatlicher Umsatz hat sich im Durchschnitt um 75 Prozent erhöht“, sagen sie. Doch es habe auch Tage mit 100-prozentiger Steigerung gegeben. Das sei zwar fantastisch, „doch wenn das passiert, tut das weh und ist eine Mammutaufgabe“, die sich nur durch Mehrarbeit im größten Schub nach der „Oscar-Nacht“ bewältigen hat lassen. „Wir haben statt 200 Stunden im Monat 370 gearbeitet“, so Andreas Schöler und Boris Gröner, die damals schon wussten, dass sich der Österreicher Thomas Domenig dem Pony-Team anschließen wird. Seit Februar dieses Jahres freuen sie sich auch über die tageweise Mitwirkung der Made in GSA-Gewinnerin Chloé Merz aus Basel.

Nur wo bleiben die Local Bartender?

Einen Bartender oder eine Bartenderin aus dem Raum Freiburg zu finden, sei ein Ding der Unmöglichkeit und vielleicht die einzige negative Begleiterscheinung für die Siegerbar. „Wir suchen schon länger, doch die Bewerbungen bleiben aus“, berichten die Ponys, und können sich als Grund zu viel Respekt vor einer Mitarbeit in ihrer preisgekrönten Bar vorstellen. Sie wünschen sich jedoch lediglich motivierte Mitarbeiter. „Alles andere bringen wir bei“, sagen Gröner und Schöler.

Für die Jurybeiräte und Juroren der MIXOLOGY Bar Awards lohnt es in jedem Jahr mehr, einen tieferen Blick ins Innere eines Landes zu werfen. Das zeigt sich anhand der einlangenden Vorschläge für die begehrten Listen, die den GSA-Barmetropolen Berlin, München, Frankfurt, Wien, Zürich oder Basel klar machen: Barkultur nimmt in Kleinstädten Fahrt auf. Was die Ponys daher noch interessiert: „Das beste Barteam des Jahres.“

Credits

Foto: One Trick Pony

Link: https://onetrickpony.bar/

Comments (2)

  • Thomas Domenig

    “Rauchen: Nein”
    Seid ihr euch sicher?
    Liebe Grüße von einem aus dem Ponyhof :-D, der über den Sommer in Österreich weilt

    reply
    • Redaktion

      Hello, wird geändert. Danke!!!

      reply

Kommentieren