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Zehn Jahre. Vom Saftladen zur innovativen Bar.

Der erste Internet-Cocktail

Während Alexander Hauck und Stephan Berg am Aufbau ihres kleinen Bitters-Imperiums arbeiteten, betrat in Hamburg ein Barbetreiber die Bühne, der die hiesige Szene entscheidend mitverändern sollte. Jörg Meyer, der in der Vergangenheit auch als Autor für Mixology tätig war und heute Teil der Jury der Mixology Bar Awards ist, eröffnete die kleine Speakeasy Bar »Le Bon Lion« und wenig später »Le Lion«. Dort kreierte er mit seinem Team eines Abends einen Smash, der mit frischem Basilikum geschüttelt wurde, und nannte das Ergebnis »Gin Basil Smash«. »Es war der Sommer 2008 und ein ruhiger Abend mit wenig Gästen. Bei einem Trip nach New York hatte ich den Whisky Smash kennen gelernt, einen fantastischen Drink, den man in Deutschland nicht bekam«, beschreibt Jörg Meyer die Entstehung des Drinks. »Bei den Gästen fand unsere Version mit Basilikum sofort großen Anklang.«

Gin Basil Smash von Jörg Meyer, Le Lion, Hamburg, 2008

6 cl Gin

2 cl Zitronensaft

6 – 8 Basilikumblätter

1–2 cl Zuckersirup

Glas: Tumbler

Garnitur: Basilikumzweig

Zubereitung: Alle Zutaten in einen Shaker geben, mit Eiswürfeln füllen und kräftig 10 bis 15 Sekunden (10–15-mal) schütteln. Doppelt in das mit Eiswürfeln befüllte Gästeglas abseihen.

Cocktails mit Basilikum waren zu dem Zeitpunkt keine Neuheit, aber die »Verpackung« dieses simplen Drinks, den jede Bar sofort ausprobieren konnte, war perfekt. Ein knackiger Name, der die klassische Wurzeln des Getränks verdeutlicht und die Hauptzutaten transportiert, die Wahl der Bartender-Spirituose Gin als Basis und die virale Verbreitung durch einen Blogeintrag – das waren die Elemente, die dem Cocktail innerhalb von Tagen und Wochen zum Durchbruch verhalfen.

Bartender überall im deutschsprachigen Raum lasen über den Cocktail online, testeten ihn mit ihren Gästen und setzten ihn auf ihre Getränkekarten. Der Erfolg des Cocktails stoppte aber nicht an den Grenzen von GSA-Land. Der grüne Funke sprang auf andere Tresen in Barcelona, Stockholm, London und Tokio über. »Die internationale Expansion kam ein Jahr später, als Jeffrey Morgenthaler den Drink in seinem Vortrag auf dem Bar Convent erwähnte und er auf dem damals populären Blog »Oh Gosh« vorgestellt wurde«, so Jörg Meyer.

Die Suchmaschine Google verzeichnet heute bald 100.000 Treffer bei der Eingabe des Cocktailnamens. Der Gin Basil Smash ist mit Fug und Recht der erste über das Internet verbreitete Cocktail und hatte seinen Ursprung in Deutschland. Die Gründe hierfür waren einerseits das gebündelte Talent eines Jörg Meyer und seines Bar-Teams, andererseits aber auch die zu diesem Zeitpunkt bereits enorm gut vernetzte heimische Barszene, die für diese Eigenschaft mittlerweile international hoch geachtet wird.

Cocktails zelebrieren in der Eisbox

Der Gin Basil Smash ist nicht der einzige Trend, der seinen Ausgangspunkt im Hamburger Le Lion hatte. Jörg Meyer kam bei der Planung seines Trinktempels auf die Idee, die Zubereitung der Cocktails einerseits deutlicher zu inszenieren und gleichzeitig ihre Qualität zu steigern. Dafür ließ er eine Eisbox auf den Tresen setzen.

Diese besteht aus einem innen mit Metall verkleideten, gut isolierten Kasten. Er wird während der Schicht mit zerstoßenem Eis gefüllt, das Rührgläser und andere Mixutensilien kühlt. Klassische Cocktails wie etwa der Manhattan, der Mint Julep oder der Martini Cocktail werden bei Bestellung in der durch Spots hell erleuchteten Box zubereitet. »Die Idee war, dass man noch höher am Tresen arbeitet und eine Art Showcase hat«, erklärt Jörg Meyer das Prinzip.

Er vergleicht die Eisbox mit der Wärmebrücke der Küche, wo man am Pass mit Wärmelampen Teller für einen Tisch warmhält. Entsprechend kann man in der Bar bei einer großen Order mehrere Drinks für einen großen Tisch kalt halten. Die Eisbox ist heute bestimmendes Element in gehobenen Bars. Man sieht sie im Roomers Hotel in Frankfurt, in der Capri Lounge in Köln oder der KOI Bar in Mannheim.

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