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Deauville Cocktail

Von Deauville bis Champs Élysées: Sechs Cocktails mit Cognac

Cocktails mit Cognac sind wieder auf dem Vormarsch. Wir wollen dem französischen Weinbrand aber keinen neuen Höhenflug prophezeien, sondern einfach diese sechs klassische Cocktails vorstellen, in denen er zum Zug kommt.  

Cognac ist eine der klassischen Cocktailzutaten, bis zu der verheerenden Reblausplage im 19. Jahrhundert durchaus die „führende“ Spirituose im Cocktailbereich, zumindest, was gelagerte Spirituosen betrifft. Klassiker wie der Sazerac oder der Vieux Carré wurden ursprünglich mit Cognac zubereitet, bevor dieser von amerikanischem Whiskey abgelöst wurde – bis in der Bar-Renaissance auch wieder auf die Originalrezepturen gegriffen wurde. Und das tun wir hier auch.

Sechs Cocktails mit Cognac

Champs Élysées

Zutaten

4,5 cl Cognac
1,5 cl Chartreuse Vert oder Chartreuse Jaune (je nach Geschmack)
2,25 cl Zitronensaft
1,5 cl Zuckersirup (1:1)
1 Dash Angostura Bitters

Allzu viel Schriftliches mag der Champs Élysées Cocktail nicht über seine Herkunft preisgeben. Seine erste Fixierung in Buchform jedoch legt nah, dass er in Großbritannien entwickelt und schlicht aufgrund seiner beiden französischen Hauptzutaten mit dem prunkvollen Namen des Pariser Boulevards versehen wurde. Jedenfalls kann der Cocktail als Hybrid zwischen Sidecar und Last Word bezeichnet werden, oder straft ih mit dem Prädikat „Cognac Sour“ ab. Sicherlich, all das ist der Champs Élysées irgendwo, und doch wird ihm diese Stellung nicht gerecht. Die Schwere des Cognacs wird angereichert um die herben Noten der gewählten Chartreuse Vert oder Chartreuse Jaune, wobei der Drink reich an präsenten Zitrustönen ist, die mit Zuckersirup und Angostura abgerundet und um Würzigkeit ergänzt werden. Das hier genannte Rezept ist vergleichsweise wet und fruchtig, man kann auch deutlich trockenere Variante probieren. In jedem Fall ist der Champs Élysées ein Cocktail, der zum Experimentieren einlädt.

Vieux Carré

Zutaten

3 cl Straight Rye Whiskey
3 cl Cognac
3 cl roter Wermut
0,5 cl D.O.M. Bénédictine
2 Dashes Aromatic Bitters
2 Dashes Peychaud’s Bitters

Der Vieux Carré wurde erstmals Mitte der 1930er Jahre von Walter Bergeron gemixt und wird gerne als Brücke zwischen Old Fashioned, Sazerac und Manhattan beschrieben. Die Kombination aus Rye Whiskey und Cognac reiht ihn klar in die Cocktail-Tradition des amerikanischen Südens ein, der Name ist eine Hommage an das French Quarter mit seinem ehemaligen Marktplatz, dem „Vieux Carré“ – also dem „alten Karree“ – in New Orleans. Ob auf Eis im Tumbler oder straight-up, am Ende ist ein sauber zubereiteter Vieux Carré jedenfalls ein herausragender Drink: intensiv, mit feinen Kanten und viel würziger Tiefe, dabei aber gleichzeitig mit subtilen, komplexen Fruchtaromen und einem sagenhaften Schmelz am Gaumen.

Deauville

Zutaten

2 cl Calvados (bzw. Applejack)
2 cl Cognac
2 cl Orangenlikör (z.B. Cointreau)
2 cl Zitrone

Der Deauville Cocktail ist wohl in den 1920-er und 1930-er Jahren als Twist eines Sidecar entstanden. Calvados und Cognac geben ihm sein Gerüst, wobei zu beachten ist, dass in den historischen Rezepturen wohl ein ungelagerter Calvados verwendet wurde, bzw. in den USA dessen historisches (aber nicht produktionstechnisches) Pendant, der Applejack. Eine ungelagerte Spirituose stellt dem komplexen, fassgelagerten Cognac auch genügend jugendliche Frische entgegen und macht den Deauville in Summe zu einem harmonischen, unkomplizierten Drink. Aber auch mit zwei fassgelagerten Spirituosen funktioniert der Drink als Erfrischung wunderbar.

Philadelphia Fish House Punch

Zutaten

3 cl Cognac
1,5 cl Jamaikanischer Rum
1,5 cl Pfirsich Eau de Vie
3 cl Zitronensaft
2 cl Demerara-Zuckersirup

Der Philadelphia Fish House Punch geht auf die Schuylkill Fishing Company zurück, ein 1732 in Pennsylvania gegründeter Angelverein und Herrenclub, der auch heute noch existiert und damit möglicherweise (und selbsterklärt) der älteste seiner Art ist. Der Philadelphia Fish House Punch wurde bereits bei Jerry Thomas erwähnt, eine Besonderheit ist die Zusammensetzung aus drei verschiedenen Spirituosen, darunter neben Cognac und Rum die ungewöhnliche Zutat Peach Eau de Vie, also Pfirsichbrand. Das macht den Philadelphia Fish House Punch in Summe zu einem kräftigen Drink, den man nicht unterschätzen sollte. Und einen der besten Namen für einen Cocktail hat er sowieso.

Brandy Stinger

Zutaten

5 cl Cognac
1,25 cl Crème de Menthe (z.B. Tempus Fugit)

Der Stinger ist ein historischer Zweiteiler: Brandy bzw. Cognac vermischt mit Crème de Menthe: fertig. Wie bei allen Zweiteilern ist gerade auch hier die Wahl der richtigen, hochwertigen Zutaten essentiell. Der Frankfurter Bartender und MIXOLOGY-Autor Gabriel Daun empfiehlt einen Blend aus zwei Teilen Pierre Ferrand 1840 und sowie einen Teil Montifaud VSOP, für Crème de Menthe die Qualität von Tempus Fugit. In dieser Version meldet sich der Cognac, traubig, mit feinen Fassaromen und – wie es sich für einen Shortdrink gehört – durchaus mit Power. Dann kommt die Kühle und Frische der Minze, die sehr harmonisch in die Basisspirituose eingebunden ist. „Der Stinger ist kein Everyday-Drink, aber einer, an dem man sich hin und wieder, wenn die Tage kürzer werden, erinnern sollte“, so Gabriel Daun.

Sazerac

Zutaten

6 cl Rye Whiskey (oder Cognac)
1 BL Zuckersirup
2 Dashes Peychaud’s Bitters
Absinth

Wenn New Orleans, dann Sazerac: Das würde wohl jeder Bartender sofort unterschreiben. Der kräftige Drink, der mit Rye Whiskey oder Cognac gemixt und im mit Absinth ausgesprühten oder ausgespülten Tumbler serviert wird, ist - seit dem Jahr 2008 auch offiziell - das Aushängeschild der legendären Jazz- und Cocktailstadt in Louisiana. Der Sazerac verdankt seinen Ruf als kreolische Variante des "Improved Whiskey Cocktail" vor allem einer Zutat: dem rötlich schimmernden Peychaud's Cocktail Bitters. Diese Kombination hat den Sazerac auch zu einem wesentlichen Bestandteil der Cocktail-Renaissance gemacht.

Credits

Foto: Sarah Swantje Fischer

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