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„Cin-Cin, Gin!“ Wein will rein

Gin inspiriert. Seine Welle flutet aller Herren Länder. Der Wacholderschnaps ist angesagt, bei Konsumenten und Produzenten. Gin aus dem Schwarzwald, aus Niedersachen, dem Saarland, kaum ein Tag vergeht ohne neue Strömung in Deutschland. Eine Dame in Rot, und der Wein als Geselle: Gin und Wein verbünden sich.
Ein Gin & Tonic ist ein Gin & Tonic. Stimmt nicht ganz. Bei der Zubereitung des klassischen und beliebten Longdrinks steht sowohl den Bartendern als auch den Gästen eine unzählige Auswahl der beiden Hauptdarsteller zur Verfügung. Die Gin-Produktion in Deutschland läuft auf Hochtouren, die Geschmacks-Bandbreite durch die Zugabe ausgewählter Botanicals ist gestiegen, und auch das Tonic Water existiert mit unterschiedlichem Chinin-Anteil. Gin feiert also ein fulminantes Comeback, auch wenn er immer präsent gewesen ist. Schlicht sein Auftritt hat sich verändert. Neuerdings verbündet er sich mit Wein. Eine Liaison wie sie zum Beispiel in einem French 75 oder Hock Martini mit Hochheimer Riesling aus dem Rheingau mundet.
Bitte mach’ keinen Gin
„Stephan, tu‘ mir einen Gefallen und mach‘ keinen Gin. Es gibt schon so viele“, beratschlagte Le Lion-Betreiber Jörg Meyer seinen Cousin Dr. Stephan Susen, Geschäftsführer der Kräuterlikör-Manufaktur Kreuzritter GmbH&Co.KG aus dem niedersächsischen Mühlen. Susen ließ sich davon aber nicht beirren. Ein guter Gin, der sich von der Masse abheben soll, war geplant gewesen. Madame Geneva Rouge, (mehr dazu im Taste Forum in MIXOLOGY, Issue 4-2014) der erste rote Gin, sei, anders als seine Vorgängerin Madame Geneva Blanc, durch Zufall entstanden. „Es war eine Schnapsidee, experimentelle Neugierde. Ich habe Rotwein in meinen Gin & Tonic gemengt, und es war wunderbar“, so Stephan Susen. Madame Geneva Rouge befindet sich seit sieben Wochen am deutschen Markt, wird aus 46 Botanicals auf Wacholderfundament mit Rotwein der Primitivo-Traube von alten apulischen Rebstöcken gepaart. „Der Weiße läuft, der Rote noch besser“, bilanziert Stephan Susen zum jetzigen Zeitpunkt.
Die Gebrüder Gin
Ferdinand’s Gin aus dem Saarland befand sich bereits lange vor der Gin-Welle in Planung und geistert seit fast einem Jahr durch das Land. „Zirka vier Jahre haben wir an seiner Entwicklung gearbeitet und uns einen Lebenstraum erfüllt“, erklärt Denis Reinhardt, Managing Director des Distributeur von Capulet & Montague. „Mein Bruder trägt die Schuld daran“, sagt er. Erik sei England- und Gin-Fan. Die hohe Affinität zur Spirituose, zur Saar-Region und deren weltbekanntem Riesling, sollten in Ferdinand’s Saar Dry Gin zum Ausdruck kommen. Der aus eigenem Getreide mehrfach destillierte Rohbrand bildet die Basis für über 30 Kräuter, Gewürze und Früchte aus zumeist eigener Produktion. Durch Dampfinfusion frisch geernteter Kräuter entsteht eine  florale Note, die durch die Zugabe des Schiefer-Rieslings abgerundet wird.
Die Gebrüder Gin vollenden gerade ein weiteres Kapitel: Ferdinand‘s Quince Gin, dessen Fruchtigkeit eine saarländische Hommage an den britischen Sloe-Gin bedeutet. Quitten aus eigenem Anbau neben der Brennerei werden mit Ferdinand‘s Saar Dry Gin mazeriert. Handgelesene Riesling-Trauben des Weinguts Zilliken verbinden sich im Ferdinand‘s mit der Handwerkskunst von Brennmeister Andreas Vallendar und über 30 fein abgestimmten Botanicals aus den Weinbergen und eigenem Anbau.
Gin flutet und hebt die Boote mit Löchern
Die Kombination von Wein und Gin ist nicht neu und kein Alleinstellungsmerkmal. Für G’VINE Gin de France Floraison wird sogar gänzlich auf die Getreidebasis verzichtet. Im französischen Städtchen Cognac greifen les Bleus für ihre Basis auf ein Trauben-Destillat der Sorte Ugni Blanc zurück. Und auch die Spanier tanzen hin und wieder aus der Reihe: Xoriguer Gin aus Menorca basiert auf dem für den Mittelmeerraum typischen Weinalkohol.
Eine Nische finden und ein auffallend gutes Produkt anbieten, der Kunde sei bereit dazu. „Ich vermute, der Gin-Trend wird anhalten, und es werden sich viele durchsetzen“, meint Denis Reinhardt.  „Doch man muss bei der Wahrheit bleiben. Das Produkt muss halten, was es verspricht. Es macht einen Unterschied, ob ich zwei oder 80 Quittenbäume bewirtschafte. Das trennt die Spreu vom Weizen“, so Reinhardt. Gin flutet, die steigende Flut hebt alle Boote, auch jene mit Löchern im Rumpf, lautet eine alte Börsenweisheit.
 

Credits

Foto: Wein und Gin via Shutterstock. Post-Production: Tim Klöcker

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