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Mach ma’ 2 Whiskey-Cola! Oder Whiskey Cola 2.0?

Hauke Thüring aus der rivabar hat dem Whiskey-Cola auf den Zahn gefühlt. Und dabei einen Old Fashioned-Twist entwickelt, der nach Scherz klingt, aber keiner ist. Über einen anderen Weg, die braune Blubberbrause in den Bourbon zu kippen.

Sparen wir uns den üblichen Einstieg. Was viele Bartender von Whiskey-Cola halten, sollte nun wirklich auf der Hand liegen (obwohl überraschend viele schon selbst mit einem in der Hand gesichtet wurden, aber das nur nebenbei). Und auch der Autor dieses Textes hat sich schon mehrfach über seine Auffassung von Cola-Highballs geäußert. Ein Drink, der eigentlich spätestens mit Vollendung des zweiten Lebensjahrzehnts aus dem Repertoire der bevorzugten Getränke entfernt werden sollte. Trotzdem ist die Mischung aus gereiftem Getreidebrand und (meistens Coca-)Cola ein betriebswirtschaftlicher Kracher, der in den meisten Bars für ebensoviel Umsatz sorgen dürfte wie Gin & Tonic (und mehr als Sazeracs).

Von der Hölle in den Olymp

Doch das hat Hauke Thüring, seit zweieinhalb Jahren im Berliner Bar-Evergreen rivabar tätig und seit Kurzem Barchef, nicht davon abgehalten, dem zweifelhaften, blubbernden Dauerbrenner ganz besondere Aufmerksamkeit zu schenken: „Ein kleines Augenzwinkern war natürlich schon dabei, als ich den Drink meiner Kollegin Annica serviert habe“, meint der norddeutsche Wahlberliner. „Wir hatten seinerzeit für einen anderen Drink sowieso einen Cola-Sirup da. Und da Annica ein großer Bourbon-mit-Cola-Fan ist, wollte ich ihr eine Freude machen. Das Ergebnis war der Whiskey Cola Cocktail.“

Nun mag mancher Purist die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Ausgerechnet ein Old Fashioned – dieses Heiligtum der guten, alten Bar – auf Basis der verteufelten Cola? Etwas weniger Verbissenheit und ein klein wenig Lockerheit tun manchmal gut, wie Hauke auch gerade mit Blick auf jugendliche Partytrinker und die eigene Vergangenheit meint: „Stell Dir vor, du bist 18 Jahre alt und gehst mit deinen Kumpels los: So, wie der erste Schluck vom Whiskey-Cola damals geschmeckt hat, so sollte der Drink irgendwie auch sein, aber ohne billig rüberzukommen. Er ist eine komprimierte Version, ein Longdrink als Shortdrink. Und natürlich trockener, intensiver und mit mehr Fokus auf der Spirituose.“ Aber – und das möchte der 27-jährige betonen – es geht nicht ums Ausschmücken mit weiteren Zutaten oder abgefahrenen Arbeitstechniken: „Der Sirup ist tatsächlich eine ganz einfache, eingedickte Reduktion, die Süße eher Mittel zum Zweck, um die typischen Cola-Aromen zu transportieren.“ Der Zauber steckt hier eher in Komprimierung und Umgewichtung der Kräfteverhältnisse.

Ein „Perfect-Match“ der Aromen?

Und tatsächlich bietet sich die Paarung von Bourbon mit charakteristischen Cola-Gewürzen eigentlich auch an: Besonders die starke Vanillenote des Whiskey harmoniert bestens mit Aromen von Nelken, Karamell, Zimt, Zitruszesten, Kolanuss und, nun ja, eben Vanille. Als Bindeglied zwischen beiden setzt Thüring statt des klassischen Aromatic Bitters (der ja im Kern teilweise auf dieselben Botanicals zurückgreift wie Cola) auf einen Kardamom Bitters, der ein klein wenig Frische und Komplexität einbringt und der Cola etwas von ihrer „klebrigen“ Konnotation nimmt. Wichtig bleibt es, mit dem Sirup sehr zurückhaltend umzugehen und bei Bedarf dann lieber noch nachzusüßen.

Das Ergebnis ist am Ende jedenfalls ein Drink, der nach der spaßigen Anfangsassoziation in ernsthafte und ernstzunehmende Gefilde wandert, ein echter Old Fashioned: Er arbeitet, wenn etwas Schmelzwasser hinzukommt, die Parameter und herrschenden Aromen verschieben sich, der Cocktail bleibt bis zuletzt spannend.

Whiskey-Cola für alle!

Und wem verkauft man so was nun? Was tun, wenn ein Drink den Partytrinkern zu stark und den Connaisseurs zu „funny“ ist? Thüring bleibt gelassen: „Da gibt es kaum Grenzen, wir haben da kein Schema, nach dem wir so etwas entscheiden. Wir haben den Drink Piña Colada-Trinkern wie auch eingefleischten Manhattan-Freunden serviert und das Feedback war immer positiv. Eigentlich ist er was für jeden, der ein klein wenig experimentierfreudig ist“, meint er. „Und“, fügt er schmunzelnd hinzu, „wenn zwei Jungs reinkommen und gleich Maker’s-Coke bestellen, dann ‚haben‘ wir die natürlich sofort. Übrigens bekommt der Cocktail keine Garnitur mit einer Zeste oder ähnlichem – würde man ja bei ’nem Whiskey-Cola auch niemals machen.“

Lange her, dass ein Bartender mit soviel Ernsthaftigkeit über Whiskey-Cola gesprochen hat.

Credits

Foto: Foto via Hauke G. Thüring

Comments (1)

  • Der Mixxer

    Den Cocktail habe ich gleich mal ausprobiert. Cola eingekocht, einen Löffel angemessen und sobald er kalt war gemixt. Ich musste noch zwei weitere hinzufügen bis man die Cola auch nur mit einem Hauch ausmachenen konnte.

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