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Starkes Novum: 13 Brennereien formieren sich in Österreich zum „Austrian Whisky Trail“

Wenn sie endlich wieder in Scharen kommen, werden Touristen in Österreich ein ganz neues Service vorfinden. 13 Brennereien formieren sich im der Alpenrepublik zum „Austrian Whisky Trail“, der bereist werden kann wie die Vorbilder in Irland, Kentucky oder Schottland. MIXOLOGY Online mit einem Vorgeschmack.

Mittlerweile ist es 27 Jahre her, dass Österreichs erste Whiskys gebrannt wurden. Man kann das verschieden benennen, aber die Lernkurve ist weitgehend abgeschlossen, die Fehler jeglicher Pioniere wurden gemacht, erkannt und korrigiert. Damit hat man aber neben brenntechnischem Wissen auch genug anekdotisches Material, das man reichlich auftischen kann, wenn Besuch in die Destillerien kommt.

Genau an diesem gemeinsamen Storytelling wurde im Vorjahr in der Austrian Whisky Association (AWA) kräftig gearbeitet: Eine eigene Videoreihe, bei der die Spezialisierungen der 13 Mitglieder authentisch vorgestellt werden, ist bereits im Kasten. Sie beleuchtet in Summe auch alle Aspekte des Austro-Whiskys und soll demnächst auch ihr Forum finden – als Teil des Austrian Whisky-Trails.

Logischer Schritt nach der Whisky-Akzeptanz

Entstanden sei die Idee zu diesem touristischen Angebot ganz klassisch beim Brainstormen unter Brennern, erinnert sich Jasmin Haider-Stadler. „Wir sehen, dass die Nachfrage auf jeden Fall da ist“, erkennt die AWA-Vorsitzende auch einen Paradigmen-Wechsel. „Der Tourismus entwickelt sich weg vom oberflächlichen Bustourismus hin zum Individualtourismus mit Anspruch.“ Denn der Exoten-Bonus, der „huch, die machen auch Whisky!“-Faktor nützt sich schließlich auch ab. Dazu kommt aber auch eine über sechs der neun Bundesländer reichende Verbindung der Destillerien. Oder, werbetauglich von Haider-Stadler formuliert: „Whisky-Trails gibt es weltweit schon einige – aber noch keinen der von den hügeligen „Highlands“ von Niederösterreich über die saftig-grüne Steiermark, das wunderschöne Salzburg und schließlich bis in die Alpenregion führt“.

Dass der Whisky-Tourismus boomt, zeigen die aktuellen Zahlen: Die 134 Brennereien Schottlands verzeichneten im Vorjahr 2,2 Millionen Besucher. Trotz Corona verdoppelte sich damit diese Zahl seit 2013, so die Scotch Whisky Association (SWA). Knapp 1,5 Millionen Besucher vermeldete der Kentucky Bourbon Trail mit seinen 41 Stationen. Und zumindest mit der Einrichtung ihres Trails waren die „Ösis“ weit flotter als das Insel-Vorbild und die Amerikaner. Denn es dauerte bis 1969, dass das erste schottische „Visitor Center“ für Touristen (bei Glenfiddich) eröffnet wurde, den Bourbon Trail gibt es überhaupt erst seit 1999.

Wie man sieht, führt der „Austrian Whisky Trail“ durch einen Großteil von Österreich

Nicht nur an Connaisseurs wird gedacht

In Österreich soll sich jeder interessierte Besucher seine Route zu den Betrieben individuell zusammenstellen können. Ein Whisky-Tasting, das je nach Betrieb variiert, ist aber stets Teil der Besuche. Diese geführten Touren und Tastings sollen bewusst auch maximal in Kleingruppen möglich sein. Der „Trail“, wie er digital und eventuell auch als Folder beworben wird, nimmt aber auch auf mitreisende Familienmitglieder oder „designated drivers“ Rücksicht. Für sie gibt es entlang der Routenvorschläge handverlesene Ausflugsziele, die von den Brennern selbst empfohlen wurden. Die Kombination Alpakas und Single Malts beispielsweise gibt es dabei zwei Mal: David Gölles („Ruotker’s“) schickt seine Besucher gerne zum Engländer Philip Ranson und seinen „Cria Valley“-Alpakas in Riegersburg.

Sogar eigene Tiere für das Trekking in den Osttiroler Alpen bietet der Oberbacherhof von Brenner Florian Kuenz an. Von einem Reifelager ins nächste schickt hingegen Vulkanland-Destillateur Roman Schmidt die Touristen, nämlich in die Schinken-Manufaktur „Vulcano“. Schmidt, der neben seinem „Lava-Bräu“ auch eine Werbeagentur betreibt, obliegt auch die Umsetzung dieses Aushängeschilds des Whiskylands Österreich. Sie wird als Unterseite von austrian-whisky.at geführt werden. Wenn alles klappt, ab März. Doch der Feldbacher hat bereits vorab gute Nachrichten: „Ein Busunternehmer in unserer Region hat bereits Interesse angemeldet, eine AWA-Tour mit ins Programm aufzunehmen.“

Die Brüder Florian (links) und Johannes (rechts) Kuenz brennen in Osttirol

Die Rheintaler Perlenkette des Malzes

Ein wesentlicher Umstand für Besucher kommt dem kontinentalen Trail zugute: Die Etappen sind prädestiniert, mehrere Brennereien zu besuchen. Gleich fünf – vier im Waldviertel und die Mostviertler Bio-Brennerei Josef Farthofers – sind es entlang der 120 Kilometer langen Niederösterreich-Etappe. Neben dem Pionierbetrieb Haider und der nördlichsten Whiskybrennerei, Günther Mayers „Granit“, warten noch zwei echte Farmhouse-Destillateure am „Trail“: Oswald Weidenauer, Spezialist für gemälzte und ungemälzte Hafer-Brände, und Hermann Rogner, auf dessen Hof es auch eine Rauchmalz-Darre zu sehen gibt.

Noch enger reihen sich dann in Vorarlberg Pfanner, Broger und Keckeis innerhalb von 34 Kilometern wie eine Perlenkette der Malts auf. Unterschiede liefern allerdings die Betriebsphilosophien. Während etwa Harald Keckeis auf ein möglichst gleiches Standardprodukt – explizit für den Einsatz in Bars und der Hotellerie – setzt, regiert bei den AWA-Kollegen im Rheintal die Vielfalt. Walter Pfanner liebt seine Fass-Finishs, der jüngste Neuzugang kam aus Jerez, aber auch österreichische Winzerfässer verbringen ihr zweites Leben in Lauterach.

Viel Detail-Info: Malz-Vielfalt und Bier-Hefe

Wer hingegen die Vielfalt des Getreides schätzt, sollte in Klaus bei der Brenner-Familie Broger vorbeischauen. Hier wird vom seltenen Riebelmais, der sonst eher den Vorarlberger Frühstückstisch zierte, bis zum Dinkel vieles gebrannt. Unter anderem auch eine Rauchbombe („Burn Out“), die auch Islay-Malts zahm aussehen lässt. Die Vielfalt unter dem Signet der lokalen Bergwelt am Flaschenetikett ist aber jungen Datums: „In Vorarlberg Gerste zu bekommen, war damals unmöglich“, erinnert sich Eugen Broger an die Anfänge 2008. Auch diese Entwicklung lässt sich nun auf der Rundfahrt nachvollziehen.

Mit dem Mandlberg-Gut in Radstadt gibt es sogar so etwas wie ein inoffizielles „Whisky-Hotel“. Für Kleingruppen hat man ein komplett neues Haus neben der „Dachstein-Destillerie“ auf 900 Metern Seehöhe errichtet. Mit Theresa Warter trifft man dort nicht nur eine der wenigen Whisky-Brennerinnen, sondern auch ihre Schwester Katharina, die Kosmetik aus dem – ebenfalls am Berg destillierten – Latschenkiefer-Öl erzeugt. Für die Malz-Aufbereitung arbeitet man am Dachstein mit einer Brauerei zusammen, im südlichsten Abschnitt des Whisky-Trails steht dann gar die Brennblase in einer Brauerei. Valentin Latschens „Pfau“ nützt die alten Lagerkeller der Schleppe-Brauerei in Klagenfurt, aber auch Bierhefe: „Die obergärige Hefe geht ins Fruchtige“, so der Brenner, der diesen Geschmack auch nicht durch Fass-Finishs beeinträchtigt wissen will.

Wie auch bei Latschen stehen dann auch im südlichsten Reiseziel etliche Fruchtbrände neben den Single Malt – die Brüder Kuenz betreiben bei Lienz auch eine der größten Apfelkulturen Tirols. Was wiederum perfekt zum Motto passt, das Jasmin Haider-Stadlers zum Start des Trails ausgab: „Österreich ist ein Land für Genießer, das jetzt um ein Highlight reicher ist.“

Credits

Foto: David Gölles (Aufmacher); Roman Schmidt (Landkarte)

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