Von Highlands und Slowlands
Zwei Connaisseurs kulinarischer und musikalischer Landschaften bespielen fünfzig Nasen und Ohrenpaare mit elf Liedern und sieben Malt Whiskys. Ein Reisebericht des 14. „Taste The Doom“ und Führung über die düsteren Brücken vom Destillat zum Staccato. Harte Klänge und rauchige Destillate, Kunst und Trank spielen miteinander. MIXOLOGY ONLINE war mittendrin, auf der Suche nach dem Sinn.
Dass Musik und Getränk in irgendeiner Form zusammenpassen, beweist eine Kulturgeschichte zwischen griechischen Symposien, religiösen Riten rund um den Globus und Festivals so weit Ohr und Leber reichen.Auf die Idee, dass eine wirkliche Verbindung zwischen Lied und Drink bestehen könnte, kann man daher schon mal kommen; so sind Orte an denen gehört und getrunken wird, ohnehin die, an denen gerne Bindungen entstehen – wieso also nicht zwischen Klang und Trank selbst?
Metal Musik trifft auf Malz
Nun sind die Veranstalter Lars Lundehave Hansen und Peter Votava aber weder Alchemisten noch Gurus – sondern Künstler. Und weil Kunst und Abgrund nur eine Ortschaft voneinander entfernt liegen, haben die beiden eine Tour geschaffen, die Brücken zwischen Metal und Malz, zwischen und Unterhaltung und Untergang schlägt: „Taste the Doom“ fand im Februar zum 14. Mal statt und wartete auf mit neuem Line-up.
Die Programme liegen auf den mit Wassergläsern und Pipetten vorbereiteten Tischen des „N.K. Project“ in Neukölln, auf flacher Bühne stehen die Boxen, auf dem Plan ein Kentucky Vintage Small Batch und Western Horn von Sunn O)))/Ulver; ersteres aus dem Glas, zweites aus der Box. Und wie ein jedes leidenschaftlich erstelltes Menü ist auch dieses mit Bedacht komponiert. Wohingegen das „Western Horn“ nämlich noch das gold verzierte Tor ins apokalyptische Areal markiert und sphärisch den genüsslichen Untergang einläutet, sind wir hernach bei den „Monuments of Avarice“ angekommen. Treffpunkt ist der Spice Tree von Compass Box – einem Blend aus speziell gearbeiteten Fässern, die durch ihre vergrößerte Innenfläche besonders würzige Aromen erzeugen. Die bekämen dem Usnea-Sänger sicherlich auch wohl, denn dieser hat deutlich hörbar Schmerzen und macht entsprechende Geräusche. Doch wirklich weh tut, wenn überhaupt, höchstens Lars der Bierkonsum während des Tastings. „If you don´t want to get drunk, drink a lot of water – if yes, go and buy some beer alongside.“
Gröl-Höhlen und Malt-Motzer
Gesagt, getan, denkt sich da manch einer. Lars aber, weiß seine Reisetruppe durch die Schattenwelt zu leiten und an rechter Stelle zu bändigen. Im Folgenden erreichen wir nämlich eine Lichtung namens Bruichladdich X4, einem glasklaren Destillat ohne Reifung, frisch aus der Brennblase. „Isn´t that just vodka?“ will da einer wissen. „No. But thanks for your enthusiasm“, klärt Lars auf.
Mit Frohsinn rüsten wir uns also für die weitere Reise. Überhaupt zeigen sich Metaller und Whisky-Freunde im akustisch-aromatischen Angesicht des Untergangs von ihrer charmantesten Seite und gemeinsam bangen wir unsere Heads und die Nasen ins Glas, um einen kollektiven Untergang malzig süß voranzutreiben. Unter geht an diesem Abend auch die Vorstellung gänzlich unerreichbarer Gefilde. Gerade Whisky und Metal – Doom, Drone und Sludge, um genau zu sein – eilt der Ruf einer strengen und nerdigen Semi-Wissenschaft voraus, sollte man sich dort je auskennen und zurechtfinden wollen. Und im Dunkel von Gröhl-Höhlen und Malz-Motzern, weil man mal wieder Band und Malt falsch ausgesprochen hat, kann das ja nun wirklich schwierig sein
Der Ardbeg war´s
Lars und Peter haben ihre Reiselust durch die High- und Slowlands durch den Ardbeg entdeckt. Bei einer Flasche Ardbeg Alligator und „Buried at Sea“ auf Peters Balkon wurden die Beiden Schluck um Schall in die dunkle weite Welt gelockt und zeigen diese nun allen, die bislang Angst vor geistreicher Apokalypse hatten. Und selbst hinter den rauchigsten Landschaften blitzt Licht. Nachdem wir es uns mit einer Fassstärke „As we get it“ tatsächlich gegeben und uns von Indian mit „Rape“ alles haben nehmen lassen, was an Reise-Reserven noch übrig war, ist da das Meer und es tosen Wellen und Applaus. Danach gibt es Bier und Indie: ein ungleich gemächlicheres Naturphänomen, aber hey – we tasted the doom.
Weitere Informationen finden sich auf der Seite von Taste the Doom. Auch die nächste Veranstaltung ist bereits in Plaung und für Mitte April angesetzt. Wer dabei sein möchte, dem sei geraten der Facebook Gruppe beizutreten oder zu subscriben, um rechtzeitig vom Vorverkauf zu erfahren. Die Tickets sind nämlich schnell weg.
Credits
Foto: SunnO))) via Wikipedia.