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Das Himalaya in Karlsruhe: der Yak Cocktail

Mo Kaba schwört in seinem Guts & Glory auf thematische Konzepte. Umso besser, wenn dabei Drinks wie der Yak Cocktail herauskommen. In diesem vereinen sich Aquavit, Heu-Bergmilch-Sirup, Portwein, Zitrone und Bitters. Diesen Aufstieg sollte man wagen.

Was macht die Barkarte, das Menü eigentlich so besonders? Eine nicht unberechtigte Frage. MIXOLOGY-Chefredakteur Nils Wrage widmete ihr letztes Jahr sogar einen eigenen, sehr ausführlichen Artikel. Ist es die optische Wahrnehmung der in ihr als Buch offengelegten Handschrift hauseigener Mixologie? Erzählt sie eine Geschichte und entführt sie den Gast in eine auf das Konzept der Bar ausgerichtete, liebevoll gestaltete Welt? Ist sie klassisch-puristisch gehaltenes Beiwerk als Leitfaden für den versierten Gast, der individuell vom Bartender beraten wird, oder widmet sie sich einer saisonal eingegrenzten Thematik, die sich in den für die Cocktails verwendeten Ingredienzien wiederfindet?

Der Yak Cocktail als Gipfelstürmer

Mo Kaba und sein Team des Guts & Glory in Karlsruhe verfolgen zuletzt genannte Version und bauen ihre Karte rund um verschiedene Sujets auf. „Thematische Konzepte sind wichtig, denn sie sind sehr interessant für den Gast“, so Kaba. Die aktuelle Karte der Karlsruher Trinkstätte widmet sich dem Thema „Berge und Täler“, versieht die zu bestellenden Drinks mit klangvollen Namen nach berühmt-berüchtigten Gipfeln und bekannten Talläufen.

Der Yak ist keiner dieser Berge und doch passt er in die Thematik, handelt es sich bei Yaks doch um eine in Zentralasien beheimatete Rinderart, die besonders häufig auch auf Hochplateaus grast und überaus präsent in Tibet und im Himalaya-Gebirge vorzufinden ist. Und grasen sie so vor sich hin, stellt ihre Hauptfutterquelle neben Grashalmen auch Heu dar. „Mein Nachbar verfügt über große Mengen an Bio-Heu. Ich dachte mir, es wäre doch spannend, die Aromatik von Heu auch in einen Cocktail zu übertragen. Ich habe also 10 Kilo gekauft und wir haben angefangen, zu mixen“, erklärt Mo Kaba.

Zum Einsatz kommt das Heu im Yak in einer Melange mit Milch als Sirup. Anders als in beispielsweise Lukas Motejzik’s Version des Milky Mojitos, bedienen sich Kaba und seine Bartender nicht der Freeze-Methode, sondern lassen Milch, Zucker und Heu über einen längeren Zeitraum bei niedriger Temperatur köcheln, nachdem sie das Heu zunächst über einen Tag lang im kalten Wasser sorgfältig reinigen.

Der Yak Cocktail als ausbalancierter Naturbursche

Einmal hineingedacht in die Welt der Täler und Berge, Gipfel und Felder, Hochebenen und rustikaler Holzhütten, liegt die Vermählung aus Heu-Bergmilch-Sirup und Aquavit regelrecht auf der Hand.

Spaß beiseite, mag sowohl das Sirup zunächst befremdlich wirken und auch die Verwendung von Aquavit nicht der erste Gedanke sein, sich im Endeffekt aber zu einem stimmigen Gesamtbild fügen. Das an Kräutern und Gewürzen reiche Destillat steht nicht nur Symbol für eine frisch-raue und karge Landschaft der puren Natur, in Verbindung mit dem lieblich-aromatischen Sirup aus Heu und Milch wird jedem Trinkenden die geniale Idee des von Kaba entwickelten Konzepts bewusst. Um dem Cocktail eine gewisse Wärme und tiefe Note zu verleihen, darf bei der Zubereitung nicht auf roten Port verzichtet werden. Abgerundet wird die Kreation mit Decanter Bitters, die den Yak ausbalancieren.

Perception first!

Das aktive Wahrnehmen von Lebensräumen, Kulturen und Klimazonen – sonst nur möglich durch ferne Expeditionsreisen – wird hier in Form eines Getränkes gereicht. „Viele haben bereits gedacht, der Cocktail in seiner Konzeption und Aromatik tanze aus der Reihe, doch ist er viel ausgeglichener als man zu denken vermag“, so der gebürtige Ivorer. Mit seinem Yak Cocktail begibt man sich auf eine Reise, ohne sich zu bewegen. Das ist selten, das schmeckt gut!

Credits

Foto: Foto via Tim Klöcker.

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