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Christian Heiss und Wolfang Mayer stemmen ein Bartender-Netzwerk

Branchenbündnis, Ideen-Werkstatt, Austausch- und Arbeitsplattform: Die Schweizer Bartender haben ein neues Netzwerk.Das erste Get-together der von Christian Heiss und Wolfgang Mayer ins Leben gerufenen Initiative ist bereits absolviert, Workshops, Veranstaltungen und ein Stammtisch sind in Planung. Wir haben nachgefragt.

„Wir wollen die gesamte Schweizer Barkultur enger zusammenbringen“, erklären Christian Heiss und Wolfgang Mayer ihre Absicht, ein Netzwerk für Akteure und Wegbereiter der eidgenössischen Barkultur im Sinne einer solchen zu gründen.

Den Grundgedanken, „bartenderische“ Kräfte für eine Austausch-Plattform rund um Barkultur zu bündeln, hegte der Südtiroler Christian Heiss bereits zu Anfang des Jahres, als er in die Fußstapfen seines Vorgängers Peter Roth trat und die Agenden als Barchef der altehrwürdigen Zürcher Kronenhalle Bar am Bellevue übernahm.

Schweizer Netzwerk für Bartender trifft auf Zustimmung

Mitarbeiterführung, Dienstplan-Erstellung, administrative Angelegenheiten sowie neue Aufgabenaufteilungen verlangten dem bisherigen Barchef-Stellvertreter eine Neuorientierung im Arbeitsalltag und weitere Herausforderungen ab. „Das erleben viele Kollegen und Kolleginnen ähnlich“, weiß Christian Heiss, der sich im Zuge dessen auf den hilfreichen und informativen Austausch unter Kollegen und Freunden gestützt hat. Diese freundschaftlichen Begegnungen haben ihn zu der Idee geführt, ein fachlich und regional ausgedehntes Austauschforum rund um das Schweizer Bargeschehen ins Leben zu rufen.

„Machen wir das!“, ergreift auch Wolfgang Mayer, Bar- und Lounge-Manager im Fünfsternhotel The Chedi Andermatt, nach einem ersten Arbeitstreffen in der Zürcher Baltho Bar & Küche die „Heiss’sche“ Initiative und springt auf den Zug auf.

Gesagt, getan, das Netzwerk funkt.

„Ich finde die Idee großartig und habe gewaltigen Respekt davor, wenn sie verwirklicht wird. Aber es braucht viele Schultern, damit es keine Momentaufnahme bleibt“, sagt Wolfgang Bogner von der Zürcher Tales Bar. Anfang September wurde das Netzwerk bei einem ersten Get-together von knapp 20 Barakteuren im Fünfsternhotel The Chedi Andermatt aus der Taufe gehoben. „Es war eine kompakte, freundschaftliche Runde in einer entsprechend guten Atmosphäre. Wir machen auf jeden Fall weiter“, berichtet Christian Heiss nach der in der eigens angelegten Whatsapp-Gruppe durchwegs als sensationell bezeichneten Auftaktveranstaltung.

Neben einer Degustation der hoteleigenen Sake-Vorräte, Apéro im Courtyard, einem gemeinsamen Abendessen, After Dinner-Drinks an der Bar und der Besprechung zukünftiger Workshops oder Destillen-Besuche war es vor allem der Workshop mit Javier de las Muelas von der Dry Martini Bar in Barcelona, der die netzwerkaktiven Profis über den Schweizer Tellerrand in spanische Bar-Gefilden und Muelas Werdegang blicken ließ. „Natürlich standen Javiers Drinks im Mittelpunkt, aber genauso begeistert waren wir von seinem Referat und einer stundenlangen Gesprächsrunde über seinen Lebensweg oder das Dasein als Bartender und Gastgeber“, sagt Heiss.

Netzwerk nicht nur im Züricher Raum

Das Schweizer Netzwerk will sich nicht auf den Züricher Raum beschränken. „Es soll ein bunt gemischtes, kommunikatives Team aus der ganzen Schweiz werden, das an einem Strang zieht und dessen Teilnehmer gleichwertig integriert sind“, betont Heiss. Wolfgang Bogner, Michael Kampmann von der Cinchona Bar oder Luis Estrada von der Baltho Bar & Küche zählen bereits zu dem Kreis der Mitwirkenden aus Leidenschaft.

Auch der Züricher Pascal Kählin, Rum-Experte, -Buchautor und -Attaché der Brennerei Humbel sowie Betreiber der Zürcher Total Bar und Bar 63, der die Entwicklung der Stadt Zürich wie kaum ein anderer kennt und geprägt hat, ist der Gruppe beigetreten. An eine solche Interessenvereinigung kann er sich nicht erinnern. „Nur an eine Art ‘Barmänner-Vereinigung’, die sich seit den 1960er-Jahren im Zürcher Restaurant Moléson zum Stammtisch getroffen hat. Aber das Lokal soll bald zusperren, und was dann passiert, weiß ich nicht“, erzählt er. Thomas Huhn, Barchef im Baseler Fünfsternhotel Les Trois Rois, ist ebenfalls mit von der Partie. Im Vorjahr hat er selbst den Verein Basel BarTender als ein Forum für die Bar-Szene und ihre Kultur ins Leben gerufen. „Je mehr in dieser Richtung passiert, desto besser. Sich gegenseitig über alle Belange der Barkultur auszutauschen, ist immer vorteilhaft und schafft eine gute Basis“, ist er überzeugt.

Bar Convent Berlin als Beginn des Bartender-Netzwerks

Gemeinsam wollen die beiden Wahlschweizer Heiss und Mayer, die sich nicht etwa in der Schweiz, sondern bei einem Besuch des Bar Convent Berlin über den Weg gelaufen und seither dick befreundet sind, ein freies, offenes Forum für das Kollegium der Schweizer Bar-Szene bieten. Eine Vereinsgründung ist derzeit noch nicht angedacht. „Wir haben alle beruflich und privat gut zu tun, ein solcher wäre wahrscheinlich zu verpflichtend“, glauben die Gründer, die weiterhin als Teamleiter agieren werden. Dass die Plattform für die Schweizer Barkultur ohne Vereinsmitgliedschaft im Sand verlaufen könnte, glauben sie nicht. Regelmäßige Treffen, Themenabende, Veranstaltungen und in weiterer Folge ein Stammtisch für alle, die etwas bewegen wollen und mit Leidenschaft und Ambition nicht nur Dienst schieben und Arbeit verrichten, sondern die Barkultur perfektionieren und weiterentwickeln wollen, sollen den kommunikativen Austausch intensivieren und Eigendynamik erzeugen.

Themen wie Barmanagement, Personalführung, Motivation, Trends in der Spirituosenindustrie, der Bar- und Restaurant-Szene oder Jobempfehlungen könnten bei Zusammentreffen sowie im digitalen Austauschmodus von den Interessenten vorgeschlagen und behandelt werden. „Im Vordergrund stehen die Kontaktpflege und der fachliche Austausch auf familiärer Basis. Es sind auch viele Expats hier, die vielleicht bei unserer Anlaufstelle eine Art heimischen Anker entdecken“, heißt es.

Bartender wollen Brenner ins Netzwerk einbinden

Zudem will man auch die vorhandenen regionalen Besonderheiten der Schweizer Spirituosen- und Getränkeherstellung beleuchten und vor den Vorhang bitten. Workshops in kleinen, lokal ansässigen oder familiengeführten Brennereien, fernab von den großen, weltweit agierenden Markenherstellern und Konzernen, sind wünschenswert und sollen nationalen und internationalen Bartendern der Schweiz Einblicke in die landestypische Produktion von Kirsch- und Fruchtbränden, Whisky, Gin oder Craft Beer vermitteln.

„Vielleicht lassen sich auch eigene Abfüllungen in regionalen Destillen herstellen“, wäre eine Wunschvorstellung der Gründungsmitglieder. Damit würden sie Schweizer Produzenten mit ihren Regionalschätzen ein Forum bieten. Im Gegenzug dazu ermöglichen diese Schulungen für Bartender und schaffen Anreize für jene, mit diesen Erzeugnissen arbeiten sowie Entwicklungen und Trends anhand dieser umsetzen zu wollen. „Wir möchten aber auch Bartender aus ihren Schattenlöchern holen. Die Leute müssen raus, sich austauschen und präsentieren, denn die Schweizer Barkultur hat viele gute Bartender, viel noch unbekanntes Potenzial“, sind sich die Netzwerk-Gründer einer bislang zwar noch namenlosen, aber bereits verbundenen Vereinigung sicher.

Credits

Foto: Schweizer Barnetzwerk von Steven Kohl.

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