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Richtiger Rum und Tiki statt Lemongrass-Bitter

In seiner karibischen Heimat ist Brugal Rum die Nummer eins. Seit dem Vorjahr arbeitet Chioke Akil Rosalia daran, Nordeuropa auf den Geschmack zu bringen. Der Brand Ambassador setzt dabei lieber auf ein Tiki-Revival als auf Mixologen.

In seiner Rolle fühlt sich der Mann von den Niederländischen Antillen wohl: „Die Genauigkeit, für die Deutschland bekannt ist, passt gut zu Brugal, die schauen auch nach jedem Detail“, zieht Chioke Akil Rosalia Parallelen. Auch nach der Übernahme der Anteilsmehrheit durch die schottische Edrington-Gruppe sind mit „die“ die Mitglieder der Gründerfamilie Brugal gemeint. Am Familiensitz Puerto Plata wird der Rum bis heute abgefüllt, auch wenn er im Landesinneren destilliert wird. Und Maestro Ronero wird man ebenfalls nur als gebürtiger Brugal.

Der spanische Stil aus Rotterdam und Schottland

Dass Rum gerade eine Renaissance vor allem bei den länger gelagerten Qualitäten erfährt, wundert Chioke Akil Rosalia nicht. „Bevor man weltweit exportiert, geht die beste Qualität immer in die nähere Umgebung“. Entsprechend spät sei das dominikanische Nationalgetränk außerhalb der Karibik entdeckt worden – „aber das war bei Premium Tequila auch nicht anders“. Dass sich der spanische Stil der Rumherstellung besonders im Spitzensegment als wegweisend in Europa erwiesen hat, lässt den 35-Jährigen, der heute in Rotterdam lebt, zuversichtlich in die Zukunft schauen.

In 250.000 Fässern, der Großteil davon sind von Jim Beam bezogene Bourbon-Casks, reifen die Rums in der Dominikanischen Republik. Lediglich der „1888“ (Brugals Gründungsjahr) und der „Siglo d’oro“ erfahren ein Finish in Sherry-Fässern, die teilweise von Macallan stammen und somit auch Whiskynoten mitbringen.

Rum-Regelungen? Keine Chance!

Persönlich hält der studierte Industriedesigner, der lange Jahre als Bartender arbeitete, Rum für die vielfältigste Spirituose. „Wir haben mit dem Extra Dry einen Rum für Wodka- und Gin-Trinker, aber auch Liebhabern von gereiftem Cognac können wir etwas bieten“. Allerdings hätten noch nicht alle verstanden, dass der weiße Rum, „den sie aus dem Longdrink kennen, nur eine Variante darstellt“. Rosalia bestreitet allerdings nicht, dass die unterschiedlichen Stile und Altersangaben in der Karibik und Südamerika es dem Rum-Neuling nicht gerade leicht machen. Von den Plänen zu einer einheitlichen Deklaration, wie sie immer wieder diskutiert wird, hält er allerdings nichts: „Ich hoffe, dass nie eine generelle Gesetzgebung kommt“.

Für den schottischen Whisky-Markt mag eine solche sinnvoll sein, argumentiert er, doch die Qualität von Rum sei vielfach ein Teil der jeweiligen Landeskultur. Schwerlich ließe der Rhum Agricole aus den französischen Überseegebieten sich mit dem britischen Stil vergleichen oder mit der etwas technischeren spanischen Destillation über einen Kamm scheren. „Allgemeine Vorgaben, etwa nur Rum produzieren zu dürfen, wenn man auch Zuckerrohr anbaut, sind aber okay“. Strengere Regelungen, so der Mann aus Curaçao, seien in der legeren Karibik aber ohnehin nicht durchsetzbar. „Wir sind ziemlich allergisch gegen alles, was mit Regeln zu tun hat – man würde das wohl ignorieren“.

Feinbild: Übermotivierte Mixologen

Fragt man den 35-Jährigen nach generellen, aktuellen Barentwicklungen, die nicht zwingend mit Rum zu tun haben, spricht er vom „Zurückgehen der mixologischen Exzesse“. Was Rosalia darunter versteht, veranschaulicht er mit einer Geschichte. „Vor anderthalb Jahren sollte ich einen Kardamon-Zitronengras-Bitter kosten – und dachte: Warum soll ich das? Bei einem guten Anzug will ich eigentlich auch keinen Vortrag über die Nadeln des Schneiders hören“. Für den Gast werde immer der Geschmack im Mittelpunkt stehen, ist der Markenbotschafter überzeugt: „egal, was dahinter passiert“.

Beinahe zornig wird er daher, wenn ihm, wie kürzlich beim Bar-Catering für eine Filmschönheit, ein übermotivierter Cocktail-Exekutor in die Parade fährt. Der holländische Star wollte etwas Süßes, also wurde aus den vorhanden Zutaten ein „Amaretto Sour“ mit Zucker gemixt. „Das gehört aber nicht hinein“, sprang der Kollege von der nächsten Station dazwischen, „ich hatte gerade erst ein Seminar bei Salvatore Calabrese“. Beinahe wäre Rosalia handgreiflich geworden: „Wie soll ein Mann, den ich noch nie gesehen habe, das besser wissen als der Gast, der das bestellt hat“

Rückkehr des Geschmacks

Wo wir gerade beim Bestellen sind – was trinkt Chioke selbst am liebsten? „Ein Daiquiri on the rocks geht immer!“ Gästen serviert er aber auch gerne Variationen, indem er klassische Wodka- oder Gin-Rezepte mit dem dreifach destillierten und sehr weichen Blanco des Hauses, dem Brugal Especial Extra Dry, zubereitet. Mit wahlweise Vanille oder Maracuja aromatisiert und samt Tonic als Filler serviert er „immer, wenn es an der Bar brennt“ einen solchen Twist. Und dann sind da noch seine sentimentalen Favoriten. Denn obwohl er als Rum-Botschafter naturgemäß voreingenommen sei: „Tiki verdient ein Comeback“.

Klar, viele der Drinks und ihre Dekoration seien in den 1960ern „flashig“ gewesen, in puncto Geschmack würden die Cocktails aber unterschätzt, meint der 35-Jährige mit hörbarer Nostalgie. „Da fragte keiner, welchen Bitter man verwendet oder ob man einen Japanese Hard Shake drauf hat – es musste schmecken“. Zumal man jetzt auch die Zutaten parat hätte, während vor 15 Jahren in Hollands Kleinstädten schon die Suche nach frischen Limetten zum Problem wurde. „Heute haben viele Bars aber auch 60 Rums auf der Karte und nicht nur einen oder zwei“. Und geht es nach Señor Rosalia, ist das verdammt gut so.

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