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Hunky Dory Bar Frankfurt

Alles gut – Armin Azadpour und seine Bar Hunky Dory

Schon wieder eine neue Bar in Frankfurt, schon wieder am Bahnhofsviertel. Hunky Dory. Der Mann, der sie macht, genießt einen exzellenten Ruf. Armin Azadpour ist trotz seiner jungen Jahre viel herumgekommen. Im Gespräch mit MIXOLOGY ONLINE erzählt er, was japanische Handtaschen und Telefonzellen mit Tap-Drinks, neuen Techniken und Lebensgefühl gemeinsam haben.

Armin Azadpour steckt so manchen in die Tasche, auch wenn er das nie von sich behaupten würde. Der Quereinsteiger aus der Modebranche steht auf Vernetzung und die Weitergabe von Wissen unter Kollegen und hat deshalb für seine neue Bar Hunky Dory, deren Hauptraum einem langen Schlauch gleicht, ein besonderes Designelement erdacht. Man kann auch sagen, er macht aus dem Hunky Dory – nicht nur der Titel einer Platte von David Bowie, sondern auch ein englisches Slang-Synonym für „alles gut“ – eine kommunizierende Röhre.

„Jetzt ist alles gut, aber es war ein hartes Stück Arbeit. Eine Neukonzessionierung kostet Zeit und Nerven, schließlich war das vorher hier ein Kiosk und keine Gastronomie“, erzählt Azadpour. Ende Oktober ist die Gegend um das ehemals lausige Bahnhofsviertel in Frankfurt um eine anspruchsvolle Bar reicher.

Von der Mode zur eigenen Bar

Der 30-jährige gelernte Einzelhandelskaufmann kommt als Nebenjobber zu ersten Bar- und Serviceerfahrungen. In London führen ihn seine verschlungenen Lebenswege in die Modebranche, die Jobs in der Flüssigbranche begleiten ihn weiter, werden immer prominenter.

In Zürich heißen die Stationen Baur au Lac und Rivington & Sons im Primetower in leitender Funktion, bevor er Geschäftsführer im Cafe & Bar Grande wird und hier erfährt, was es bedeutet, einen Betrieb von A-Z zu führen.

Dies mündet in die Eröffnung eines Speakeasy: Das Office, in einem ehemaligen Büro, ist bald der Treffpunkt der Zürcher Bar-Szene bis in die frühen Morgenstunden. Doch nach einiger Zeit zieht es ihn nach Frankfurt, zu Frau und Kind und zu René Soffner. „Mit dem Office wollte ich mir beweisen, dass ich ‘bewaffnet’ genug bin für die eigene Bar, im Sommer 2014 ging es dann an den Main“, so Azadpour.

Noch heute sagt er respektvoll und auch ein wenig erleichtert: “Mit René habe ich mich prima ergänzt. Ich kann organisieren, er kann Drinks und neue Techniken wie kaum ein anderer. Also haben wir gemeinsam das Kinly eröffnet, hatten rasch wirtschaftlichen Erfolg und eine gute Reputation.“ Dann gehen die Überlegungen und Konzepte, wie die zukünftige Strategie aussehen sollte, etwas auseinander – und er verkauft seine Anteile. Wie so oft in Frankfurt jedoch ohne großes Aufsehen oder Schlammschlacht.

Flohmarkt und Telefonzellen

Nach einiger Suche ist das perfekte Objekt in der Baseler Straße – die Schweiz bringt ihm Glück – gefunden. Ein 100qm langer Schlauch als Hauptraum wird ergänzt durch einen überdachten Innenhof und einer Terrasse. Komplettiert wird das Ensemble durch ein Highlight. „Wir haben 150qm Rooftop mit geiler Aussicht über Frankfurt, das werden coole Sommerabende“, freut sich Azadpour.

Bei der Zusammenstellung des Interieurs ist er seiner Passion gefolgt: „Ich habe überall in Europa auf Flohmärkten gestöbert und Deko aus den 1930er und 1940er Jahren gekauft.“ Prägendes Element sind die sieben Telefonzellen, die entlang des Schlauches platziert werden. Zusätzlich werden sie untereinander und mit der Bar vernetzt. Azadpour philosophiert: „Es sind Stehzellen für bis zu sechs Personen. Sie sind alle unterschiedlich thematisch gestaltet. Man kann andere Zellen anrufen und sich gegenseitig zu Drinks einladen, oder einen Drink an der Bar bestellen. Wir wollen die Gäste zur Kommunikation anregen. Ein Barmann macht auch einen guten Job, wenn er Leute zusammen bringt.“ Kommunizierende Röhre. Programmatisch ist noch vieles in der Planung. Als Beispiele nennt er Live-Acts, Akrobaten und – etwas kryptisch – wilde Tiere.

Tap-Drinks, Techniken und das Elsass

Für das Bar-Konzept hat er sich Anregungen in New York geholt, Techniken bei René Soffner abgeschaut, Vielfältigkeit, Liebe zum Detail mit Understatement aus Asien mitgebracht und hiermit gleich seinen Reisehunger gestillt. „Wir werden zum üblichen Cocktail-Angebot Tap-Drinks herstellen. Also Klassiker in Fässern. Alles, was keine frische Säure hat, lässt sich hervorragend verarbeiten. In New York ist das weit verbreitet. Der Gast muss nicht lange warten, die Drinks sind gut gekühlt und ich bin auch in der Lage, einen günstigeren Preis anzubieten. Negroni, Americano oder Manhattan aus der Pistole“,  schwärmt er.

Auch ein eigenes Tonic wird Standard sein, genauso wie Vakuumierer, Homogenisierer und Sous Vide zum Einsatz kommen. „Da konnte ich ja in der Zusammenarbeit mit René viel lernen. Diese Techniken garantieren bei richtiger Anwendung eine gleichbleibende Qualität der Drinks, da sie die Variabilität der Zutaten ausgleichen.“

Für den Appetit werden Antipasti, Käse und Rosmarinbrot gereicht. Natürlich nur von ausgewählten Spezialitätenhändlern. Viel Augenmerk legt er auch auf Champagner und gute Weine. Der aus Saarbrücken stammende Azadpour hat dazu natürlich eine besondere Beziehung. „Ich suche die selbst aus und hole sie selbst aus dem Elsass ab. Dann habe ich etwas Spezielles und kann einen fairen Preis anbieten.“

Hunky Dory: Lebensgefühl in japanischen Handtaschen

Eine bevorzugte Spirituosenleidenschaft ist Azadpour nicht zu eigen. Er ist sowohl bei der persönlichen Auswahl als auch für seine Bar volatil. „Ich mag zwar gerne Amaros, Wermut und Bitterliköre sehr, aber dann fallen mir schon wieder toller Rum, Gin oder Whisky ein. Das kommt immer sehr auf meine Stimmung an“, sagt er entspannt.

Viel wichtiger ist ihm ein zufriedenes und motiviertes Team. „Ich mache zunächst mal alles selbst, vom Einkauf bis zum Putzen. Ich vergebe auch keine Posten, sondern Arbeitsstationen – Vorbild Schumann´s. Auch selbst bin ich mal Gastgeber, im Service oder Barmann. Man muss Team-Spirit vorleben. Und ganz wichtig: Wenn die wirtschaftliche Entwicklung es hergibt, sollte man die Mitarbeiter am Erfolg beteiligen.“

Für die Zukunft wünscht Azadpour sich ein gesundes Wachstum, „vielleicht machen wir noch ein Tageskonzept“, und hofft, dass sich sein Lifestyle im Hunky Dory spiegelt. „Danach habe ich auch den Namen ausgesucht. Er ist international, die Domain war noch frei und die Bedeutung entspricht meinem Lebensgefühl – alles gut.”

Klingt so, als habe er alles im Sack. Denn dann holt ihn sein früheres Leben und zweites Standbein ein. „Ich muss morgen nach Paris, dort präsentiere ich meine neue Kollektion. Ich designe Damen-Handtaschen für den japanischen Markt.“ Kampai! – und das Elsass wird auf dem Rückweg sicherlich mit einer Heimsuchung zu rechnen haben.

Credits

Foto: Ernst Stratmann

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