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Mynah

The Tiki Twister: Lukas Motejzik und sein Mynah

Bei seinem ersten Einkauf für seine neue Tiki-Bar Mynah wurde Lukas Motejzik gefragt, ob er für einen Kindergeburtstag einkaufe.Sein neues Konzept fühlt sich auch ein wenig so an, denn es geht ihm und seinem Partner Moritz Meyn vor allem um eines: die Gaudi.
 „Simon, mach mal die Ananas an“, sagt Lukas Motejzik grinsend zu Barchef Simon Mack. Mack grinst zurück und knipst die Neon-Ananas auf ON.
Lukas Motejzik macht schon wieder was Neues, und wir haben vorbeigesehen. Diesmal ist es ein Tiki-Konzept, das einst in die Cocktailszene eingedrungen ist und seither alle kunterbunten, flippigen Herzen höher schlagen lässt. Sein Partner ist Moritz Meyn, der sich mit dem Mural und dem Kopper bereits einen Namen in München gemacht hat. Heißen tut ihr Laden Mynah, und wer das nicht ganz lesen kann, dem sei mit der Lautschrift geholfen: /ˈmaɪnə/. Wer das auch nicht lesen kann, dem hilft vielleicht nur noch ein Besuch.
Im Mynah gibt es auch Live-Musik
Zusammen mit dem Leser gehen wir eine Tour durch den neuen Laden. Wer möchte, bekommt am Eingang natürlich eine Blumenkette und dabei direkt oben drauf den ersten Eindruck, der einem im dunklen Grün entgegen scheint. Der gesamte Laden ist nämlich wie in einen mit Grün gefüllten Farbtopf getunkt, was einen bereits am Eingang mollig einwickelt.
Gleich links zum Eingang die Bar, aus viel Bambus und gekrönt von der Ananas, die geformt aus Neonröhren über dem Barkeepern wacht. Wir richten die Blumenkette kurz zurecht und gehen ein paar Schritte weiter, denn es wartet etwas Überraschendes auf uns, was jeden Freund des ausgelassenen Cocktailkonsums die Tanzschuhe aus dem Schuhschrank kramen lassen wird: In der Ecke hinter der Bar steht eine Bühne, auf der Livemusik gespielt werden kann und auch soll.
Motejzik denkt hier an eine Musikrichtung zwischen Sean Paul und Buena Vista Social Club. Der Raum, in dem die kleine Bühne steht, hält in der Mitte einen Bewegungsbereich für Gäste frei, außenrum stehen Hochtische und Hochbänke, alles gepolstert in smaragdgrün. Lukas biegt nach rechts ab und wir folgen. Hier ändert sich der erste Eindruck der Bar etwas ab und erinnert mehr an eine Lounge, mit Sitzbänken und breiten Sitzflächen. Nochmal einige Schritte weiter lassen wir uns nieder, an einem langen Tisch im dunklen Eck. Sofort erwacht die Lust nach einem anständigen Drink, mit viel würzigem Aroma, rumbasiert und fruchtig. Tiki eben. Lukas Motejzik beginnt zu erzählen und beweist wieder seine unaufhaltbare Moral und Lust zur Gastronomie.

Tiki-Einkauf oder Kindergeburtstag?

„Für mich ist das Grundkonzept vom Mynah, sich nicht zu ernst zu nehmen. Moritz Meyn hat mit dem Kopper und dem Mural bewiesen, dass er Essen und Getränke machen kann – ich in meinen vergangenen Projekten auch. Aber wir wollten es spaßig machen, lustig eben. Meine bisherige Lieblingsgeschichte dazu ist unser erster Einkauf. Wir standen an der Kasse und die Dame fragt uns, ob wir für einen Kindergeburtstag einkaufen. In unserem Korb waren Melonenkaugummis, Schirmchen, Marshmallows, kleine Plastikschwerter und Spiralstrohhalme. Irgendwie ein bisschen trashy, aber nur bis zu einem gewissen Grad, und dazu qualitative Cocktails.
„Dinner gibt es hier keines, nur geile Snacks zu unseren Drinks. Ananaschutney, Pastrami, Fried Chicken, Süßkartoffelpommes mit einer Chipotle Mayo. Eine sensationelle Nachspeise ist unser Bountyeis im Zimtschneckenteig.“

Tiki und der Mynah-Twist

Schwierig, Motejzik hier zu unterbrechen, das Wasser läuft im Mund zusammen. Deswegen geht der Weg direkt zurück an die Bar und der Blick wird auf die Cocktailkarte gerichtet. Die Karte wirkt wie eine Eiskarte von einer Gelateria in Italien, die in Plastik laminiert ist, weil die Touristen so häufig darauf kleckern. Motejzik greift sich die Karte und geht sie Drink für Drink durch.
„Was ist ganz klassisch Tiki? Klar, Mai Tai, ein kräftiger Drink, kennen die Leute, wir haben ihn ein bisschen getwistet und nehmen anstatt Orange Curaçao und Mandel einen Cordial aus Orangenabrieb, Zitronensäure und Verjus, dazu Ginger Beer. Schmeckt wie ein Dark’n’ Stormy und Mai Tai zugleich. Royal Hawaiian ist auch so ein uralter Tiki-Drink, liest man oft in alten Büchern. Wir nehmen Gin, Mandel, Limette und pürierte Ananas, ganz simpel in der Schale serviert. Oder unsere Mary Pickford mit Verjus und Tonic aufgegossen, nicht klassisch in der Schale, sondern als Highball. Anstatt Grenadine und Amarenakirsch machen wir unseren eigenen Amarenakirschlikör und verwenden ihn als Float. Es geht hier um die Gaudi, wir wollen hier einfach mal machen und probieren, auf was wir gerade Lust haben. Highclass und Mixologie sollen woanders passieren, wir sind ein Spaßladen.“

Wie vertragen sich Plastikschwerter und Zero Waste?

Zusammen mit ihrem selbstgemachten Honig-Buttersirup geht das runter wie Öl. Es muss nicht immer alles perfekt sein. Doch plötzlich ist da eine kurze Pause, beide Seiten finden kurz die Ruhe und warten auf die eine letzte Frage, die Frage nach der Zero Waste-Theorie. Wir stehen uns gegenüber, mit Cocktail-Plastikschwertern zwischen Zeigefinger und Daumen. Der Druck ist kaum auszuhalten.
„Ich hab nichts dagegen, die Welt zu schützen, aber weißt du, wo einfach alles herkommt, das wir verarbeiten? Wo die Limetten herkommen, die Orangen, die Grapefruits, die Minze, die aus Israel hierher gekarrt wird – und wir sitzen hier und reden über Strohhalme. Klar muss man irgendwo anfangen und Strohhalme zu reduzieren ist ein sehr guter Weg. Wir servieren Drinks mit Crushed Eis, wir brauchen Strohhalme und bisherige Lösungen gegen den Strohhalm sind noch schwierig umzusetzen.“

Mynah geht ein paar Schritte weiter

Tiki-Fans lieben die Philosophie daran, das Kuddelmuddel an den Wänden und die vielen exotischen Zutaten in den Drinks. Lukas Motejzik und Moritz Meyn haben mit ihrem Laden einen Twist daraus geschaffen, und vielleicht sogar eine Neuinterpretation des Tiki-Konzepts. Denn im Mynah hat man die vielen Vorzüge und Grundideen als Inspiration genutzt und ist dann einfach noch ein paar Schritte weiter gegangen.
Geöffnet ist der Laden bislang von Donnerstag bis Samstag, auch eine große Außenterrasse lädt dazu ein, zur warmen Sommerzeit am Wochenende vorbeizuschauen – und das fühlt sich dann wie Urlaub an, mitten in der Stadt.

Credits

Foto: Shutterstock und Mynah

Comments (2)

  • Raul Duke

    Danke für diese Worte!
    Mir fehlen sie jetzt!
    Ich geh nicht hin!
    Bin Autist, Mai Tai muss Mai Tai bleiben!!

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  • Rumpirat

    “…und dazu qualitative Cocktails”.
    Laut Getränkekarte im Internet sind Cocktails überwiegend mit Bacardi (Oakheart, Blanco).
    qualitative Cocktails: Ernsthaft?

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