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Wild Things: Es wird natürlich wild!

Wo die wilden Kerle wohnen. Im Wild Things, der neuen Schwester-Bar des Industry Standard in Neukölln, werden Naturwein und Mezcal zelebriert.Wir haben Betreiber Ramses Manneck zum exklusiven Vorab-Gespräch auf der Baustelle getroffen.

Fast könnte man meinen, dass die Weserstraße im Berliner Stadtteil Neukölln eigentlich keine weitere Bar benötigt. Solche Aussagen jedoch gilt es zu vermeiden. Seit gut einem Jahr sorgt Ramses Manneck mit seinem Team für außerordentlich gutes Essen auf der angrenzenden Sonnenallee. Seine Weinauswahl ist mittlerweile stadtweit bekannt, ebenso wie die Cocktails, die auf das wahrlich fantastische Essen einstimmen.

Wild Things, das neue Barprojekt, wird jedoch ein bisschen anders. Die Bar wird Neuköllner und solche, die es noch werden wollen, mit Naturweinen und Mezcal versorgen. Unter der Leitung von Jan Hugel (Kraut & Reben, Maxim) und einem mysteriösen französischen Sommelier namens Sebastian wird eine ehemalige Berliner Urkneipe ab Frühling Platz für 75 Gäste bieten. Im Sommer dann sogar für 60 weitere, da auf jeweils der Elbestraße und der Weserstraße eine Lizenz für Tische erworben wurde. An dem wunderbaren Kreuz können dann sowohl Sonnenauf- als auch -untergang bewundert werden, was lange Nächte verspricht.

Die Naturweine stammen zum Großteil von Holger Schwarz, dem Inhaber von Viniculture in Charlottenburg. Kurz zu den Naturweinen: sie werden kaum (oder gar nicht) geschwefelt, geschönt oder gefiltert, die Ernte erfolgt per Handlese und die Weinberge werden biodynamisch bewirtschaftet.

Die deutsche Kirchbank und das russische Wandgemälde

Im ersten Zimmer befindet sich momentan noch eine dicke, schwarze Plastikplane auf dem Fußboden. Hier steht bald der L-förmige Tresen, hinter dem viele, viele wunderbare Weinflaschen die Wand dekorieren werden. Das zweite Zimmer ist jetzt schon mit einem Wandgemälde der Künstlerin Kristina Bekker geschmückt, die das Team über Instagram kennenlernte. Irgendwo in einem Lager wartet eine große, alte Kirchenbank, die in Brandenburg erstanden wurde, auf ihren Einsatz. Seit ca. fünf Monaten wird an den Räumen gearbeitet, per Hand wurde der alte Teppich ausgerissen. Lohn der schweißtreibenden Arbeit sind Dielen, die wieder in alter Holzpracht funkeln. Es fehlt lediglich noch die Elektrizität, den der jetzige Stromkasten ist stolze 100 Jahre alt  – die Prägung zeigt tatsächlich das Jahr 1914.

Ziel ist, dass man sich im Wild Things so wohl fühlt wie an einem lauen Sommerabend in einer gut besuchten Bodega in Barcelona, inklusive den obligatorischen Charcuterie-Tellern, welche mit verschiedenen Wurstprodukten, Käse und Austern behäuft werden. Auch eine Küche entsteht in den Räumen, neue Kacheln schmücken die Wand in schimmerndem Perlweiß. Wer das Essen vom Industry Standard kennt, darf sich jetzt schon auf die Barsnacks des Wild Things freuen.

Der Geschäftspartner von Ramses gehört zu San Cosme Mezcal. In der zweiten Phase der Bar wird das Hinterzimmer als Tasting Room für verschiedene Mezcalsorten dienen. Was vielleicht zuerst als seltsame Mischung daher kommt, ist beim zweiten Überlegen unglaublich ausgefeilt. Ramses selbst stammt – wie viele aus seinem Team – aus Mexiko. Dieses Kulturerbe übt einen starken Einfluss auf ihre Lebensmittel- und Getränkekultur aus. Berlin braucht schon lange eine Mezcaleria, Mezcal und Naturweine sind beides handwerkliche Produkte mit ganz bestimmten ausgeprägten Eigenschaften. Der Tasting- und Showroom fokussiert sich gezielt auf Mezcal und soll so viele Varianten wie nur möglich vorstellen. Mezcal ist in Europa noch nicht besonders zugänglich, das soll sich hiermit ändern.

Wild Things: Reinkommen, abschalten, genießen

Man hat hier tatsächlich vollstes Vertrauen, dass das Wild Things ein Ort für puren Spaß und ausgelebten Hedonismus wird: Ein Spielplatz für Erwachsene mit gutem Geschmack. Ramses’ Energie und Liebe für Naturwein und Mezcal ist ansteckend, man merkt ihm die Freude an der Arbeit in jeder Sekunde an. Hier entsteht das Gegenteil einer abgestandenen Weinbar, sondern eine, die beweist, das Naturwein ein anderes Biest ist und es dementsprechend behandelt. Die Selbstgefälligkeit bleibt außen vor, Bartender der ehemaligen Bar25 sorgen für Unterhaltung. Naturwein ist der förmliche Innbegriff vom Laissez Faire. Machen lassen, reinkommen und genießen. Ab April sollte man seine Äuglein für die Wild Things Bar offenhalten.

Credits

Foto: Alle Fotos via Liv Fleischhacker.

Comments (3)

  • Kristina Wolf

    Die Mezcaleria am Kotti sollte eigentlich der Mixology bereits seit Jahren bekannt sein?
    Oder woher kennen die einschlägigen Bars Deutschland- und Europaweit bereits seit Jahren Mezcal, den Axel Huhn importiert?
    Fazit: schlecht recherchiert oder schlichtweg keine Ahnung vom Thema.

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  • Liv Fleischhacker

    Liebe Kristina,

    ich weiß welche Mezcaleria du meinst, halte sie jedoch leider nicht wirklich für wertig. An keiner Stelle schreibe ich, dass es keinen Mezcal in Berlin gibt. Ich muss zugeben, dass ich ein Zitat von Ramses nicht klar gekennzeichnet habe. Er ist der Meinung, dass Mezcal in Europa noch nicht besonders zugänglich ist und will das mit seiner neuen Bar ändern.

    Besten Gruß,

    Liv Fleischhacker

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  • Eric Bergmann

    Also ich finde Mezcal in Deutschland bereits schon seit über 3 Jahren SEHR zugänglich ….
    “nicht wirklich für wertig” … schwierig so ‘ne Aussage… schwierig…

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