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Entwicklungshilfe für die Instant-Bar-Hochburg

Innerhalb von zwei Jahren verschwand der letzte weiße Fleck von der österreichischen Bar-Landkarte: das Burgenland. Die Stadt Oberwart bewohnen offenbar 7.400 recht durstige Seelen Zum Mixen in der Provinz hat Andrea Hörzer, Chefin der „Bank“, ihre eigenen Tricks entwickelt.

„Dei hohe Zeit is‘ lang vorüber“, sang Rainhard Fendrich in der inoffiziellen Ösi-Bundeshymne „I am from Austria“. Für die Cocktailkultur im Burgenland galt diese Zeile ebenfalls lange, viel zu lange. Die großen Einzelkämpfer wie Willi Macheiner mit seinem „Kir Royal“ Pöttsching hatten ihre Hoch-Zeit in den 1980er und 1990ern. Bunte Hemden und Drinks waren in, als man mit der Vespa vorfuhr und das noch keiner „Chillen“ nannte. Nun, die Scooter rollen wieder im östlichsten Bundesland, aber für ein Bar-Revival reichte das leider nicht. Einzelne ambitionierte Versuche, etwa des Café Ebinger in der Landeshauptstadt – nicht vergessen: selbst die hat nur 14.000 Einwohner – wichen nur allzu rasch den Mühen der (Pannonischen Tief-)Ebene. Und die Familienhotels rund um den Neusiedler See fingen sich derlei Aufwand gleich gar nicht an. In der Weingegend ist nun einmal der Weiße Spritzer, also Weißweinschorle, das einzig relevante Mixgetränk. Für ganz exotische Gaumen gibt’s Aperol Spritz, aber das war’s dann schon.

Trink an der Tanke – oder in der Bank!

Insofern überrascht auch die erste Reaktion von Andrea Hörzer nicht, als ihr beim Besuch in Oberwart ein Bourbon-Drink mit Fat Wash gereicht wird: „Wo bin ich da hingekommen“? Denn ausgerechnet in der Bezirksstadt, hart an der ungarischen Grenze, hat sich damit der Bar-Hotspot des jüngsten Bundeslandes etabliert. Roland Kuchs „Nachtigall“ neben der Turmöl-Tankstelle hält seit 2014 die Fahne der Barkultur in der gerade einmal 7.500 Einwohner zählenden Stadt hoch. Und auch Hörzer kam nicht als Touristin, sie eröffnete diesen März mit Gotthard’s Bank ein ambitioniertes Lokal, in dem die Bar eine wesentliche Rolle spielt. Die beiden Trinkstätten machen somit aus Oberwart, in dem die Ruine des Sloppy Joe‘s bislang die einzige Erinnerung ans Cocktailtrinken war, die Bar-Hochburg des Burgenlands.

Vom Frühstück ab 7 Uhr an wird in der „Bank“, dem achten Standort der steirischen Gotthardt-Gruppe, ganztags Gastronomie geboten. Hörzer agiert in einer Doppelrolle als Geschäftsführerin und Barchefin, die ab 17 Uhr an der Mixstation steht. Zwar hat die in der Bar 67 des Hotels Post in Ischgl (an der Seite ihres Freundes Philipp Ernst) bekannt gewordene Bartenderin auch einige Signatures aus dem fernen Tirol mitgebracht, doch „die Karte sollte zugänglich und leichter werden“. Mitunter wurden die 20 Eigenkreationen vereinfacht. Die aufwendige Wolke auf ihrem Signature „Kronprinz von Arandas“ etwa verschwand, das Rezept wird dennoch gepflegt, immerhin stammt der „Kronprinz“-Apfel für den Sirup aus Hörzers Heimatstadt Gleisdorf, nicht weit von der jetzigen Wirkungsstätte entfernt.

Bildungsauftrag in kleinen Portionen

Doch vorläufig will sie den Gästen noch das Frucht-Spritzer-Trinken abgewöhnen; statt den Pfirsich-Wein-Schorlen stehen daher ein Pimm’s Cup für 3,80 Euro oder Highballs mit Lillet auf der Karte. Das langsame Heranführen des lokalen Publikums an Barkultur stellt den pädagogischen Imperativ Hörzers dar. Dann wartet auch die Smoking Gun auf die Gäste.

„Selbst beim Cuba Libre versuchen wir mit einem Perfect Serve zu signalisieren, dass es uns auch auf Glas und Deko ankommt“. Besonders attraktiv in der für urbane Barfliegen ohnehin schier unglaublichen Preisstruktur ist die Entscheidung, alle Spirituosen in Portionen zu 2 cl zu servieren. „Die Leute sollen sich trauen, etwas zu kosten“, wird so die beachtliche Rum-Auswahl rasch spontan zu einem Tasting Flight unter Burschen. Selbst Rares wie der „Unión“ von Havana Club à 24,50 Euro oder ein Opthimus „18 Años“ (zu 11,90 Euro) kann da an Jubeltagen schon mal getrunken werden. Und das Glas Perrier-Jouët (7,90 Euro) setzt die Reihe der Kampfpreise für Negroni (4,90 Euro) und West Indian Collins (6,20 Euro) fort.

Espuma stattt Eisenberger Rotwein

Bei den Zutaten allerdings gibt man es keineswegs billig, Säfte und Sirupe werden selbst hergestellt, auch „Hoshizaki“ ist im Südburgenland kein Fremdwort. Der Qualitätsanspruch liegt hoch, solange Andrea Hörzer selbst am Brett steht. Denn Personal für die ambitionierte Bar ist schwer zu finden. Während die Pizza- und Pasta-Gastronomie der „Bank“ gut eingespielt ist, dauerte es, bis sich mit dem 25-jährigen András ein „vom Himmel geschickter“ Kollege einstellte. Er soll dieses Jahr auch seine erste Cocktail-Competition bestreiten, zeigt man sich zwischen Pizza-Terrasse und Schließfächer-Deko ambitioniert, was die Bar betrifft.

Mittlerweile zeigt die Entwicklungsarbeit, mit einer „Autumn Margarita“ (Apfelsirup, Olmeca Altos) oder dem „Alm ohne Rausch“ mit Buttermilch-Espuma erste Früchte. „Aktuell sind es eher leichte Drinks“, und so tragen die Gin & Tonic-Wochen dem Publikumsgeschmack Rechnung. Mit der Herbstkarte sollen dann die Flavours auch wieder kräftiger werden. Auch Barrel Aging ist dann – wie einst in Ischgl – ein Thema, „da fragen Experimentierfreudige dann von selbst, was das ist“. Aus Sicht der neuen burgenländischen Cocktail-Liebe kann man nur wünschen: Möge das Engagement der Bank-erin reichlich verzinst werden!

Comments (2)

  • Alfred Gorissen

    Diesem Artikel ist an Arroganz wohl nichts mehr hinzuzufügen!!! Es zeigt vom Grad der Intelligenz, wenn man ein ganzes Land so beschimpft und lächerlich macht. Und das auch noch als Gastwirtin, die von diesen Leuten lebt. Ich als gebürtiger Steirer, der ich im Herzen noch immer einer bin, obwohl ich schon fast 50(!) Jahre hier lebe, kann mich mit solch niveaulosen Beschimpfungen nicht identifizieren!!!

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    • Redaktion

      Lieber Herr Gorissen,

      ohne hier apologetisch für Frau Hörzers Aussagen eintreten zu wollen, möchten wir doch um ein wenig Zurückhaltung bitten. Jedem sein Standpunkt, auch wenn er nicht allen Burgenländern oder Steirern passt. Die von Ihnen angeprangerten “niveaulosen Beschimpfungen” vermögen wir zumindest im Text auch bei genauestem Hinschauen nicht auszumachen.

      Viele Grüße // die Redaktion

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