Cinchona Bar: Michael Kampmann verhighballert Zürich
Seit Anfang April ist Jörg Meyers Cinchona Bar geöffnet und soll zu einem Treffpunkt in Zürich werden. Als Barchef der Nachbarschaftsbar, die dem ausgeklügelten Boilerman Bar-Konzept folgt, agiert der Wahlschweizer Michael Kampmann. Er soll mit einem 16-köpfigen Team die Limmatstadt das Day- and Nightdrinking lehren.
Eigentlich ist Michael Kampmanns Bewerbung für Jörg Meyers Cinchona Bar im neuen und zweiten 25hours Hotel in Zürich im Spam-Ordner des Le Lion- und Boilerman Bar-Betreibers gelandet. Doch was sein soll, soll sein. Schlussendlich hat es gefunkt, und der Kontakt zwischen der Hamburger Bar-Persönlichkeit Meyer und dem ehemaligen Clouds Bar-Manager Kampmann ist zustande gekommen.
„Die Chance, bei Jörg Meyer zu arbeiten, eine neue Perspektive zu erhalten und die Highball-Kultur in Zürich zu manifestieren, wollte ich mir nicht entgehen lassen“, sagt Michael Kampmann. Der norddeutsche Löwe und der gebürtige Allgäuer werden sich rasch über eine Zusammenarbeit einig, die Cinchona Bar zu einer Bar der Züricher werden zu lassen, sie in den Köpfen der Zürisee-Gemeinde nicht als klassische Hotelbar, sondern in erster Linie als Bar in einem Hotel zu präsentieren und als Nachbarschaftsbar schmackhaft zu machen.
Geht’s dem Team gut, geht’s dem Gast gut
Anfang dieses Monats hat die Bar in der Langstrasse an der Ecke zum stetig wachsenden Europaallee-Quartier, in dem sich der Google-Magnat mit tausenden Mitarbeitern niederlassen will und angrenzend ab Herbst ein Kino-Komplex fertiggestellt sein soll, mit einem international besetzten Team losgelegt. „Jörg Meyer hat innerhalb seines Netzwerkes die Werbetrommel gerührt, jetzt sind wir eine spannende Mischung von Bartendern aus Polen, Dubai, Berlin, Hamburg und natürlich aus Zürich“, sagt Kampmann. In seiner Funktion als Barchef leitet er nun einen 16-köpfigen Mitarbeiterstab, doppelt so groß wie jener während seines zweijährigen Wirkens in der Clouds Bar. „Gute Teamarbeit ist wichtig. Die Arbeit steht und fällt mit dem Team. Geht’s dem Team gut, geht’s dem Gast gut“, weiß der Barchef aus Erfahrung.
Die Cinchona Bar folgt der konzeptionellen Ausrichtung der Hamburger Boilerman Bar.
Deren Frontman Andrej Busch, der fortan an Meyers Seite gemeinsam mit Sven Sudeck die Highballer GmbH präsentiert, weilte bereits zur Eröffnung vor Ort, um die Kampmann-Brigade in Sachen Highballs zu schulen. „Er ist der König der Highballs“, findet Cinchona-Gastgeber Kampmann. Die kleinen Drinks in 20 Zentiliter-Gläsern seien ihm durchaus vertraut, deren Ausmaß und Komplexität durch die intensive Beschäftigung mit diesen und durch die Fertigkeit von Busch noch inspirierender gewesen. „Wie viel Präzision doch hinter diesen vermeintlich leicht und – wenn es gut geht – schnell zuzubereitenden Drinks steht“, sagt Kampmann, der ursprünglich Informatiker werden wollte, mittlerweile „aber nichts Anderes mehr tun möchte als Bartender zu sein“.
Learning by doing
Seine Ausbildung zum Restaurantfachmann hat der gebürtige Allgäuer in einem hiesigen Fünfsternhotel absolviert, in der gehobenen Gourmet- und Restaurantszene wie zum Beispiel dem Kempinski in St. Moritz praktiziert, und mit „learning by doing“ seine Affinität zum Bartending und sein Interesse für Geschichten hinter Spirituosen und Cocktails als Stellvertreter von Barchef Thomas Huhn im Les Trois Rois oder als Clouds-Barchef perfektioniert.
Jetzt ist er als Gastgeber in der Cinchona Bar angekommen und denkt vor allem angesichts seines derzeitigen Arbeitsplatzes in einer familiären Atmosphäre „bestimmt nicht weiter“. Eine eigene Bar zu betreiben, käme ihm vorerst noch nicht in den Sinn. „Jetzt sehe ich meine Chance hier“, ist er sich sicher. Die Hausphilosophie der 25hours Hotels käme seiner Vorstellung, Menschen und in seiner Funktion als Bartender und -chef Gäste zu empfangen, sehr entgegen. Und sie bietet die Möglichkeit, mit Gespür und Fingerspitzengefühl für die internationale Klientel und natürlich die Züricher auch das Service gemäß dem Motto „real place-real people“ zu individualisieren. „Tattoos, Bärte oder bunte Socken sind erlaubt, und wir müssen uns nicht verstellen“, beschreibt er und ist sich gewiss, das Konzept der Nachbarschaftsbar umzusetzen. „Wir holen die Leute ab, wir holen sie rein.“
Der Spirituosen-Schwerpunkt der Cinchona Bar, die in dem 200 Quadratmeter großen Entrée des 25hours Hotels rund 100 Sitzplätze und 40 Barhocker bietet, liegt auf Fortified Wines, Wermuts, die allesamt Chinin aus dem Chinarinden-Baum enthalten. Daher rührt auch die Namensgebung der Bar. „Außerdem wollen wir mit diesem Angebot das Day-Drinking forcieren, denn Fortified Wines sind nicht so kräftig wie Gin und eignen sich dafür perfekt“, erklärt Kampmann. Neben Fortified Wine Highballs wie beispielsweise einem Sbagliato oder Dubonnet Highball gibt es auch klassische International Highballs mit Rum, Whisky oder Vodka. Den Gin Basil Highball, dem kleinen oder großen Bruder des Gin Basil Smash, findet man in der Rubrik der Unusual Highballs, und dort taucht auch ein gewisser Lady Killer Highball auf. „Dieser ist als Hommage an die Schweizer Barlegende Peter Roth und seinen Lady Killer-Cocktail zu verstehen“, sagt der Wahlschweizer, der sich seit 10 Jahren als Gastgeber in der eidgenössischen Restaurant- und letztlich Bar-Szene bewegt.
High & Dry in der Cinchona Bar
Innerhalb des Gin-Segments ist viel regionale Schweizer Vielfalt mit einem Gin 27, den die Schweizer Bar-Granden Peter Roth, Markus Blattner und der Südtiroler Christian Heiss in Zusammenarbeit mit der Appenzeller Alpenbitter AG hergestellt haben, dem Deux Frères Dry Gin oder The Seventh Sense aus Basel auf der Karte vertreten. Mit dem Gin & It, einer Kombination aus Gin, Wermut und Bitter, wird das Bar-Menü um eine große Bandbreite an individuellen Cocktail-Variationen und Empfehlungen erweitert. „Die Kombinationsmöglichkeit von Gin und Wermut bleibt dem Gast überlassen, wenn er möchte“, so Kampmann. Andernfalls ist man seitens des Gastgebers, der vorerst beinahe täglich in der neuen Züri-Bar anzutreffen ist, bestens beraten. Auf seinen Luxus auszuschlafen, verzichtet er vorerst gerne.
Wer in der Cinchona Bar doch lieber auf ein Feierabend-Bierchen setzen will, für den gibt es Appenzeller Leermond oder Turbinenbräu. Aber „hoi“, wie das Zürcher hallo heißt: Das kleine Schweizer „Herr-Göttli“-Bier wird in der Cinchona Bar selbstredend zum „High-Göttli“, denn dort wird alles verhighballert. Mit den Highballers sind neben Wolfgang Bogner und seiner Tales Bar, Andreas Kloke und seiner jüngst übernommenen 4 Tiere Bar oder Thomas Huhn aus dem Baseler Les Trois Rois jedenfalls weitere deutsche Bargrößen dabei, die Eidgenossen gepflegtes, exzellentes Trinken zu lehren.
Credits
Foto: Foto via Joey Timmann