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Dirty Old Bastard: Old-Fashioned-Twist von Klaus St. Rainer

München kann auch dreckig: der Dirty Old Bastard

Man kann den Old-Fashioned-Twist von Klaus St. Rainer getrost als Neo-Klassiker bezeichnen. Es ist ein Drink, den man Graupelschauern, nasskalter Luft und Laubmatsch entgegensetzt. Und er hat trotz seines Namens tatsächlich nichts mit einem Rapper zu tun.

 

Mit zur Jahreszeit passenden Drinks ist das so eine Sache: Zwar mag man dem Klischee folgen, dass Winterzeit gleich Whiskyzeit ist. Gleichzeitig schmeckt ein guter Dram aber an so manchem Sommerabend ebenso gut wie ein erfrischender Gin & Tonic nach einem langen Arbeitstag im Dezember.
Schließlich sind die meisten Bars gut geheizt und das Wetter spielt oft nur die zweite Geige. Dennoch wird allein die Basisspirituose oft als Argument für den saisonalen Einsatz ins Feld geführt. Aber reicht das immer? Nicht unbedingt, aber im vorliegenden Falle: definitiv. Der Dirty Old Bastard ist ein Cocktail, mit dessen eleganter Wucht man auch am dunkelsten Wintertag Tote wieder zum Leben erwecken kann.

Wie gemacht, um vom trüben Draußen abzulenken

Will man nämlich Herbststürmen, Graupelschauern, nasskalter Luft und Laubmatsch explizit einen Drink entgegensetzen, muss es meist rauchig, intensiv, bitter und kraftvoll sein. Solch ein Cocktail ist der Dirty Old Bastard, eine schottisch-asiatisch inspirierte Old-Fashioned-Variante vom Münchner Bar-Tausendsassa Klaus St. Rainer.

„Die Idee hinter dem Drink war im Prinzip ganz simpel“, so Rainer über die bereits einige Jahre alte Kreation aus seiner Goldenen Bar, die natürlich auch in sein Buch „Cocktails“ Eingang gefunden hat. „Ich dachte einfach an eine würzige Kombination, die von Schärfe und Rauch geprägt sein sollte.“ Und wahrlich, die Zutatenliste lässt jedem Liebhaber würzig-pikanter Drinks das ob der niedrigen Temperaturen fast gefrorene Wasser im Munde zusammenlaufen: kraftvolle Chili-Sauce, Bitters und ein herzhaft-dunkler Lapsang-Souchong-Sirup kommen im Glas zusammen. „Der Whisky aus Islay war dann fast schon eine Selbstverständlichkeit als Basis“, sagt Rainer. Natürlich, so der Barbetreiber, könne man wie bei vielen Whisky-Drinks mit verschiedenen Sorten und Marken experimentieren, aber „in diesem Fall sollte es schon fast zwingend ein Inselwhisky sein.“

Besonders die Kombination aus Scotch und dem rauchig-malzigen Tee-Sirup verleiht dem Cocktail eine beeindruckende Tiefe und Komplexität mit einem langen Finish, gemeinsam mit der Chili-Sauce entsteht ein natürlich leicht scharfer und geradezu deftiger Gesamteindruck. Die Bitters steuern die fehlende Dimension und eine weitere Ecke bei, um die sich der Gaumen bei seiner aromatische Reise schlängeln muss.

Dirty Old Bastard

Zutaten

5-6 cl Rauchiger Islay Single Malt (z.B. Ardbeg 10 Years)
1-2 BL Lapsang-Souchong-Sirup* (nach Geschmack)
1 cm Sriracha Chili-Sauce (Asiamarkt)
2 Dashes Aromatic Bitters

Zubereitung

Chili-Sauce, Sirup und Bitters in den Tumbler geben und vermischen. Den Whisky dazugeben, kurz umrühren und das Glas mit Eiswürfeln befüllen. Den Drink gründlich mindestens 30 Sekunden lang kaltrühren, bei Bedarf mit zusätzlichem Eis nachfüllen und nochmals rühren.

*Lapsang-Souchong-Sirup
Aus der selben Menge Zucker und Wasser einen Sirup mit 50° Brix kochen. Den heißen Sirup mit etwa der doppelten Menge Teeblättern mazerieren, die normalerweise zur Zubereitung eines Tees notwendig wären. Nach dem Ziehen abseihen, auf eine Flasche füllen und gekühlt lagern.

Glas

Tumbler

Garnitur

Der Dirty Old Bastard ist deutschlandweiter Stammgast

Und der Name? Wer hier an den verstorbenen New Yorker Rapper und Mitglied das Wu-Tang Clans – Ol’ Dirty Bastard – denkt, der liegt leider völlig falsch: „Die Namen meiner Drinks entstehen meist unmittelbar aus dem ersten Eindruck heraus“, meint Rainer. „Und bei dem war es tatsächlich so, dass ich nur dran gerochen habe und dachte ‚Du dreckiger Bastard‘“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Trotz seiner geschmacklichen Eckdaten sowie entgegen aller Geschlechtsklischees hat der Dirty Old Bastard übrigens nicht nur bei den eingefleischten ‚Hard Drinkers‘ und Scotch-Freunden seine Liebhaber gefunden. „Wir servieren ihn schon seit Jahren durchgehend und auf sehr stabilem Niveau.“ Zumal der Cocktail mittlerweile auch auf vielen anderen Barkarten in Deutschland ein Stammgast ist, und das nicht nur im Winter.

Der nächste Sturm kann also kommen. Der alte Bastard wird sich ihm entgegenstellen.

Buch © Dorling Kindersley Verlag, Texte: Klaus St. Rainer, Fotografie: Armin Smailovic
Buch © Dorling Kindersley Verlag, Texte: Klaus St. Rainer, Fotografie: Armin Smailovic
Credits

Foto: Armin Smailovic

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