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DIE WUNDERBAR SONNIGE WELT DER CHLOÉ MERZ

Als erste Frau gewann Chloé Merz in diesem Jahr die Made in GSA Competition. MIXOLOGY ONLINE hat die Barchefin des Bar & Bistro Conto 4056 zum Gespräch getroffen. Dabei haben wir gelernt, dass die lebhafte Wahlbaslerin eigentlich ein Californian Girl ist und erfahren, wie sie von der Lawinenforschung in die Tresenwissenschaft gewechselt ist.

Nach ihrer ersten Wettkampf-Beteiligung an dem Schweizer Finale des internationalen Diplomático World Tournament Anfang des Jahres war Chloé Merz sich einer Sache sicher: „Ich werde nie wieder an einem Wettbewerb teilnehmen!“

Für die gebürtige Eidgenossin aus der Umgebung von Basel war es ein Sprung ins kalte Wasser; zu viel Aufregung und Nervosität waren bei ihr, die als einzige Dame im Kreise von insgesamt sechs Finalisten im Zürcher Restaurant & Bar Gustav ihr Können präsentierte, im Spiel gewesen.

Chloé Merz verwandelt das Lampen- in Wettkampffieber

Das Lampenfieber scheint sich bald danach ein wenig gelegt zu haben. Denn die 31-Jährige nimmt als Vereinsmitglied der Basel BarTender, deren freundschaftliches Netzwerk und Community sie schätzen gelernt hat und sich aktiv daran beteiligt, an der ersten Basel Bartender Cocktail Competition Anfang Mai teil und reiht sich nach ihrem Vereinskollegen Christian Hausmann bereits auf den zweiten Siegerplatz ein.

Spätestens aber seit Ende Mai, als sie als erste Frau und Schweizerin bei der fünften Made in GSA Competition in Wien den ersten Platz gewinnt, ist sie auf den Geschmack gekommen. Das Wettkampffieber hat sie gepackt. Sie ist motiviert für zukünftige Bewerbs-Parkette ist sie sich sicher: „Jetzt bin ich ready.“

Viel hat sich seither für die charmante Barchefin des Baseler Bar und Bistro Conto 4056 nicht geändert, auch wenn ihr derzeit viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Über Glückwünsche von KollegInnen, FreundInnen und Gästen freut sie sich natürlich sehr. „Auch Job-Angebote habe ich erhalten. Krass“, staunt die erste Miss GSA, die getreu ihrem Motto „stay humble“ ganz und gar nicht abheben, sondern am Boden bleiben und ihren Weg als Barchefin wie gewohnt fortsetzen will. „Mein Titel ist eigentlich unnötig, so klein ist unser Team. Und zuckersüß“, frohlockt sie.

Je mehr Frauen, desto besser, meint Chloé Merz

Dass sie als erste Siegerin aus dem Wettbewerb hervorgegangen ist, bereitet Chloé Merz die größte Freude: „Megacool, sehr toll! Das und weitere Finalistinnen haben mich fast am meisten gefreut. Frauen bringen einen anderen Stil, eine andere Atmosphäre mit. Schade, dass sie in der Bar-Szene noch unterrepräsentiert sind. Je mehr Frauen hinter der Bar, desto besser“, beschreibt Merz ihre Eindrücke von der GSA-Jubiläumsnacht in Österreichs Hauptstadt Wien, von der sie leider zu wenig gesehen hat.

Ungerechtig- und Respektlosigkeit am Arbeitsplatz sei ihr in der klassischen Männerdomäne ihres Berufsstandes zum Glück nie widerfahren. „Dafür bin ich dankbar, wenn gleich mir auch auffällt, dass manch ein Gast eher einen Mann hinter der Bar erwartet. Aber das stört mich nicht. Ich habe gelernt, damit umzugehen“, meint Merz, deren erste offizielle Schaffensperiode als Bartenderin in dem Baseler Club- und Konzertlokal Hinterhof Bar vor mehr als fünf Jahren gewesen ist.

„Ich hatte tolle Vorbilder und Mentoren wie Christian Hausmann oder Martin Bornemann und Kollegen“, denkt die Quereinsteigerin an ihre motivierenden und spaßigen Erfahrungen hinter dem Tresen zurück. „Ich habe mich voll hineingestürzt, learning by doing und im Selbststudium alles über Cocktails, Longdrinks und so weiter erfahren“, schildert die Doppelstaatsbürgerin der USA und Schweiz.

Chloé Merz und Kalifornien

Im Alter von zehn Jahren verlässt sie mit ihrer Familie das Baseler Umland Richtung Kalifornien, das Geburtsland ihrer Mutter. Chloé und ihre Geschwister wachsen zweisprachig auf, wobei ihr Englisch leichter fällt als (Schweizer) Deutsch.

Nach der Laguna Beach High School beginnt sie Architekturtechnik, dann Physik zu studieren, um ihren Abschluss letztendlich in Erdkunde- und Umweltwissenschaft an der Kalifornischen Universität in Santa Cruz zu erlangen. „Während des Studiums, eigentlich aber seit ich 14-15 Jahre alt bin, habe ich im Gastro-Bereich, in Restaurants und typisch kleinen, amerikanischen Bars gearbeitet“, berichtet sie.

Vor mehr als sechs Jahren kehrt das damals 25-jährige „Californian Girl“, das seine Freizeit am liebsten am Strand mit Surfbrett verbringt, in die Schweiz zurück. Ihr sonniges Gemüt legt die Naturfreundin keineswegs ab und tauscht ihr Surfbrett gegen ein Snowboard. „Ja, in mir schlagen zwei Herzen“, so Chloé Merz, die am meisten ihre in den Staaten verbliebenen Geschwister, den Californian Lifestyle, die offenere Mentalität und die Vielfalt des Essens vermisst, wenngleich sie auch an ihrem Leben in der Schweiz Gefallen findet.

Tausche Labor gegen Skipiste

Ganze vier Monate hält es Chloé Merz als Laborantin in der Schneephysik-Abteilung des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos aus. Dann tauscht sie die Arbeitsplätze Labor gegen Skipiste und arbeitet fortan in einem Pisten-Restaurant.

„Ich bin ein absoluter Gastro-Mensch, genieße die Tagesfreizeit und –freiheit in der Sonne oder im Schnee und habe viel Spaß an meiner Arbeit. Wenn ich älter bin, könnte ich vielleicht wieder ins Labor zurück“, sinniert die Bartenderin, die ihren Gästen vor allem einen „nice evening“ oder eine „enjoyable night“ bescheren will.

„Man bezahlt nicht nur für einen guten Drink, sondern auch für Atmosphäre und Stimmung. Man sollte seine Gäste so behandeln, wie man selbst bedient werden möchte. Mein Motto lautet ‘stay humble’ –  am Boden bleiben und nicht arrogant sein“, sagt Merz, die persönlich am liebsten Whisk(e)y, klassische Cocktails, die „ruhige, starke Linie“ bevorzugt und gute Teamarbeit für unerlässlich hält.

Denn auch das ­– gute Stimmung und Atmosphäre ­– spüre der Gast sofort. Ganz offen träumt sie von einer eigenen Bar, die vielleicht in der Schweiz, aber auch in Kalifornien oder Florida zu finden sein könnte, und der Umsetzung ihres Konzeptes. Doch für eine eigene Bar brauche es Zeit und Geld. Außerdem: Über ungelegte Eier will auch Chloé Merz nicht sprechen.

Think Big Apple, Stay humble!

Als Siegerin der Made in GSA Competition darf sie sich auf die bevorstehende Reise ins Bar-Universum des Big Apple freuen. „Wann es nach New York geht, muss ich erst abklären. Ich freue mich sehr auf die Bartour und glaube, viel von dem Aufbau, der Innenarchitektur und der Bar-Kultur lernen zu können“, blickt sie voraus.

Beim erstmals stattfindenden Made in GSA-Talk auf dem Bar Convent Berlin (BCB) 2017 werden Besucher und KollegInnen der größten Fachmesse für die Bar- und Spirituosenbranche die Gelegenheit haben, Chloé Merz und ihre wunderbar geistreiche Welt kennenzulernen. So, stay humble!

Credits

Foto: Foto via Constantin Falk.

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