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FÜNF! Drinks für den Bollerwagen

Warmes Dosenpils, warmer Korn oder Kümmel, warmer Kräuterlikör, lauwarme Grillwurst. Die Betonung bei Sauftouren zum Vatertag scheint auf der Vokabel „warm“ zu liegen. Doch Trinkausflüge machen überhaupt nur dann Sinn, wenn das, was in den Bollerwagen und später in den Mund gelangt, wenigstens schmeckt. Wir haben FÜNF! alternative Vorschläge.

Der Himmelfahrtstag ist, ehrlich gesagt, eine ziemliche Geißel: umfunktioniert zum sogenannten Vatertag, gibt er Jahr für Jahr in traditioneller Zuverlässigkeit einer Armada junger Männer, die wahrscheinlich größtenteils noch nicht einmal Väter sind, einen Anlass zu großer Trunkenheit, geplantem Danebenbenehmen und der ein oder anderen Verstreuung von wahlweise Blut oder Mageninhalt. Und das alles zum Bedauern der Öffentlichkeit auch noch auf Wanderschaft: der Bollerwagen wird gefüllt mit flüssigen Labsalen und schon geht es los auf Sauftour durch die Gemeinde.

Was zu Großvaters Zeiten noch ein Anlass für die Männer im Dorf war, einfach mal einen Feiertag für sich zu haben, Zeit für Männergespräche und Ruhe vor den acht Kindern, ist heutzutage zu einem der großen kollektiven Remmidemmitage im Party-Kalender mutiert. In Befehlsmanier wird der große Rausch bereits am Vormittag zelebriert, gen Nachmittag säumen die Totalausfälle dann die öffentlichen Parks und Badestrände, die Notaufahmen schieben Doppelschichten und man fragt sich wieder einmal: muss das sein.

Natürlich finden wir: nein! Wer einen Vatertagsausflug jedoch für zwingend erforderlich hält und diesen in Würde verleben will, der überlege sich, was in den Wagen kommt. In Anbetracht des nächsten Donnerstags haben auch wir uns einige Gedanken gemacht, unsere Köpfe zerbrochen und uns FÜNF! Ideen aus den Fingern gesaugt, die den Vatertag für alle etwas genussreicher und erträglicher machen. Vielleicht auch für die Nachbarn. Prost!

1) Hausgemachte Limonade

Um Himmels Willen: nehmen Sie auf jeden Fall irgendetwas Alkoholfreies mit! Die etwas grobschlächtigeren Teilnehmer Ihrer Runde werden Sie freilich als Weichei verschreien, aber am Ende das Tages sind Sie derjenige, der noch weiß, wie viele Typen unterwegs verloren gegangen sind.

Wer kein schnödes Wasser dabeihaben möchte, der macht sich vorher aus frischen Zitronen, Zucker und Wasser eine Limonade zurecht. Die löscht im Bedarfsfall auf nicht-toxische Weise den Durst und führt außerdem ein paar Vitamine hinzu. Eine Kühltasche sollte in einem professionell bestückten Bollerwagen natürlich eine Selbstverständlichkeit sein. Dort kommt die Limonade hinein, wie auch alles andere, was wir gleich noch aufzählen.

2) Weiße Sangria

Es ist erstaunlich, was man alles in saubere Glasflaschen füllen kann. „Sangria Blanca“, auch „Clarea“ genannt, ist der weiße Bruder der völlig zu Unrecht in Verruf geratenen roten, klassischen Sangria. Im Wesentlichen nichts anderes als eine Weißweinbowle unter großzügiger Hinzunahme aller möglichen Früchte und Kräuter, die man eine Zeitlang im Wein ziehen lässt.

Im besten Fall wird die Clarea am Vorabend angesetzt, durchgesiebt, mit etwas Mineralwasser verdünnt und auf Flaschen gefüllt. Die kommen dann in den Kühlschrank, wo der erfrischende Begleiter bis zum Abmarsch gelagert wird und noch etwas nachzieht.

Das klingt nicht männlich genug? Nun, dafür lagert in der Kühlbox später ein grandios belebender, leichter Drink, der anregend wirkt und auf Touren bringt, ohne gleich allzu sehr ins Kontor zu schlagen. Denn der Tag ist noch lang!

3) Witbier

Bier bleibt der Vatertags-Drink überhaupt. Der Klassiker kommt aus Dosen, temperiert in etwa auf Außentemperatur. Da der Himmelfahrtstag unglücklicherweise in der wärmeren Jahreszeit angesiedelt ist und Dosen sich wärmetechnisch schnell der Umgebung anpassen, haben wir es also mit einer grässlichen Spielart von Bier zu tun.

Wer den Tag auch mit großen Mengen Bier überstehen und dabei noch etwas Angenehmes schmecken möchte, der füllt die Kühlbox großzügig mit Witbier. Diese belgische Weizenbierspezialität wird mittlerweile von einigen deutschen Brauereien angeboten und schreit geradezu danach, im Bollerwagen zu landen: leichte Aromen von Zitrus, Blüten und Kräutern, dazu die belebende typische Weizenbiernote und ein Alkoholgehalt, der selten 4,5% übersteigt. Davon kann man gerne auch eins mehr haben. Oder zwei.

4) Bottled Singapore Sling

Eine etwas härtere Gangart für die Flaschenabfüllung ist eine der vielen Varianten des Singapore oder Straits Sling. Einerseits mit ordentlicher alkoholischer Potenz ausgestattet, bringt der Sling ein wenig Frucht und Erfrischung mit. Er muss natürlich frisch am Morgen zubereitet werden und dann schnurstracks in die Kühlbox wandern. Dort wartet er dann auf die Umfüllung in, nun ja, wahrscheinlich Plastikbecher — aber immer noch besser als Dosenbier durch die Büchsenöffnung zu trinken.

Die Kombination aus Gin, Kirschlikör, Kräutern, Zitrone und Bitters setzt einen vollmundigen Gegenakzent zum Bier. Ob man sich für die Variante mit Soda oder jene mildere mit Ananassaft entscheidet: der Bottled Sling ist ein kleines Highlight für all diejenigen Hartgesottenen, die irgendwann kein Bier mehr sehen können aber trotzdem noch nicht genug haben.

5) Rusty Nail

Irgendwann neigt sich der Tag dem Ende entgegen. Der Grill glimmt allmählich aus, die letzte Nürnberger verkohlt langsam aber sicher ihrem schwarzen Ende entgegen und auf den Papptellern rinnen die Saucenreste zu einem unansehnlichen Gemenge zusammen. Wer jetzt wirklich noch weitertrinken kann, braucht einen Digestif, der echten Entdeckern und Abenteurern gerecht wird.

Zeit für einen Rusty Nail, der morgens in den Flachmann gefüllt worden ist. Aber mit einem kraftvoll-rauchigen Islay Malt muss er zubereitet sein, weil der geschundene Gaumen nach solch einem Tag ohnehin nichts anderes mehr schmeckt. Lassen wir also die kleine Metallflasche kreisen, bis sie leer ist. Und dann überlegen wir uns, wie zur Hölle der leere Bollerwagen mit der zerbrochenen Hinterachse verdammt noch mal ins Taxi passen soll!

Credits

Foto: Artikelbild via Shutterstock. Postproduktion: Tim Klöcker

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